Design, Lebensqualität, Handwerk, Kreisläufe: Michael Renz (and friends) machen aus Vintage was ganz Neues.

Gründer wollen wachsen. Michael Renz hat vier Jahre nach der Gründung von Renz and Friends allerdings erst einmal die Bremse reingehauen. „Es war ja auch eher eine Explosion als Wachstum“, blickt er zurück. Das Geschäftsmodell, das sogar Leute anzog, die ohne Entgelt für ihn arbeiten wollten: „Möbel retten – Welt retten“. Mit dieser Mission hatte er im Nu ein 15-köpfiges Team, das Häuser, Unternehmen, Sporthallen und Schulen räumte, deren Interieur aufarbeitete, gegebenenfalls dank eigener Kreativität umwidmete und dann in den Internet-Shop oder in den Showroom stellte. Dort hielten sich manche Stücke keine zwei Stunden. Kein Wunder: Vintagemöbel der 1950er- und 1960er-Jahre sind (am besten im klassischen skandinavischen Stil) der Hype schlechthin. Anders als viele Anbieter auf Online-Marktplätzen verfolgte Michael Renz allerdings eine recht spezielle Strategie: Kein Stück sollte mehr als 500 Euro kosten. „Ganz einfach, damit die Menschen sich diese Möbel leisten können.“ Ergebnis: boom chacalaca.
Aus den 15 Mitarbeitern sind mittlerweile drei geworden. Nicht, weil die Vintagemöbel nicht weiter gefragt wären. Vielmehr geht es um die Bürokratie. Die Anforderungen in Sachen Arbeitssicherheit, dann die Berufsgenossenschaft, die mit zunehmender Mitarbeiterzahl die Hürden höher legt und das Unternehmen in den Würgegriff nahm.
Andererseits war es der Heile-Welt-Idealis-mus, der sich im Team etablierte und es irgendwann lähmte: „Es ist nett, wenn man morgens zur Arbeit kommt und alle umarmen sich. Aber es führt ins Chaos, wenn 15 Meinungen geäußert werden, um dann gar nichts mehr zu entscheiden. Für mich war das wie ein körperliches Wachrütteln. Mir wurde klar, Geschäftsprozesse sind genauso wichtig wie die Umarmung am Morgen. Da musste ich eben drei Schritte zurück“, resümiert Michael Renz. Dazu gehörte aber auch ein Sidestep: Wertvolle Design-Teile werden nun eben auch genau so verkauft. „Auch, weil man diese Gegenstände und die Arbeit, die in ihnen steckt auf diese Art und Weise würdigen sollte“, ist Michael Renz mittlerweile überzeugt.
Am Geschäftsmodell insgesamt hat Michael Renz wenig geändert. Immer noch ist er bestrebt, selbst aus dem, was andere als Abfall bezeichnen würden, Möbelstücke herzustellen, oder durchaus auch Möbel zu zerlegen, um aus dem Rohstoff Holz ein Design-Stück zu kreieren und vor allen Dingen, so wenig wie möglich auf der Deponie landen zu lassen. Bestes Beispiel: Ein Holzsessel aus ausgedienten Kirchenbänken – vom Chef entworfen und gebaut. Das Kirchenmobiliar stand zuhauf im Showroom von Renz and Friends. Denn der befindet sich in der ehemaligen, nun entweihten Neuapostolischen Kirche in der Krozinger Straße in Freiburg und erfährt in der nächsten Phase des jungen Unternehmens eine Ergänzung in einer weiteren Immobilie, die gerade noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgestattet wird. Doris Geiger
Renz & Friends
Gründer: Michael Renz
Ort: Freiburg
Gründung: 2020
Branche: Handwerk und Möbelhandel
Website: renzandfriends.de