Sie haben nicht ein Unternehmen gegründet, sondern zwei. Warum?
Carolin Schröer: Ich habe nach meinem Master in Digitalem Management als Marketingleiterin bei Wecubex in Herbolzheim gearbeitet. 2018 habe ich nebenberuflich mein Digitalbüro gegründet und damit Digital- und Personalmarketing für kleine und mittelgroße Betriebe angeboten. Viel über Linkedin. Weil das immer mehr wurde, habe ich meine Stelle erst reduziert und mich dann ganz selbstständig gemacht. Parallel hat sich die Geschäftsidee am Küchentisch mit meinem Freund weiterentwickelt und mein Digitalreferent ist entstanden. Weil mein Digitalbüro einen festen Kundenstamm hatte, haben wir eine weitere Gesellschaft gegründet.
Herr Pollack, was haben Sie davor gemacht?
Christian Pollack: Ich habe Verwaltungswissenschaften studiert, als Kommunalbeamter im nordrhein-westfälischen Lünen und bei der Polizei in Offenburg gearbeitet. Dort habe ich mich um Personalmanagement gekümmert. So sind die Themen Verwaltung und Personal in die Geschäftsidee gekommen. Denn die öffentliche Hand muss sich da besser aufstellen. Anfang dieses Jahres habe ich meine Beamtenlaufbahn für die Selbstständigkeit beendet. Weil es riesig viel Spaß macht. Und weil die Nachfrage da ist.
Mein Digitalreferent/Mein Digitalbüro
Gründer: Carolin Schröer (27), Christian Pollack (35)
Ort: Friesenheim
Gründung: November 2019
Branche: Dienstleistung
Idee: Personal- und Digitalmarketing
Worin liegt das Potenzial Ihres Unternehmens?
Pollack: Im öffentlichen Dienst hat der Fachkräftemangel rasant Fahrt aufgenommen. Wir wollen die Arbeitgeber fit machen, um Mitarbeiter zu ihnen zu lotsen. Wir bieten einerseits Basisdienstleistungen wie Stellenausschreibungen an. Andererseits größere, konzeptionelle wie Employer Branding. Das ist nicht neu, für unsere Zielgruppe oft aber schon. Unser Vorteil ist, dass ich aus dem öffentlichen Dienst komme und so die Bedürfnisse unserer Zielgruppe besser einschätzen kann.
Wie läuft’s bislang? Welchen Einfluss hatte Corona?
Schröer: Die Neukundengewinnung war anfangs zwar schwieriger, weil wir uns gern persönlich beim Bürgermeister oder Hauptamtsleiter vorstellen. Mehr als 90 Prozent unserer Kunden sind ja kleine und mittelgroße Kommunen. Die Pandemie hat uns gezwungen, auf Distanzvertrieb und Netzwerke umzustellen und uns so Kontakte außerhalb der Region beschert. Ein, zwei Monate haben wir geschluckt, dann ging’s ziemlich zügig aufwärts. Der Umsatz steigt dieses Jahr gegenüber 2020 um fünfzig Prozent. Wir können von den eigenen Einnahmen leben, und seit Oktober haben wir fünf Minijobber in ganz Deutschland.
Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in Zukunft?
Pollack: Gerade sind wir in der Phase zwischen kleiner Selbstständigkeit und richtigem Unternehmertum. Wir wollen bodenständig sein und auch so wachsen. Nicht als Start-up in den Glaspalast. Aber der Markt ist da und das Aufholpotenzial der Kommunen groß. Unser mittelfristiges Ziel ist ein Büro mit etwa 20 Mitarbeitern und Kunden deutschlandweit.
Interview: kat