Die sogenannte Querdenken-Bewegung hat Ihnen vergangenes Jahr zu ungewollter Popularität verholfen. Wie kam es dazu, und wie sind Sie damit umgegangen?
Ralf Behnke: Wegen namensrechtlicher Konflikte mussten wir zum ersten Mal 2018 umfirmieren und wurden von der Rückenwind zur Kwerdenker GmbH & Co. KG. Unser Motto war: Lasst uns mal querdenken. Das kam bei den Kunden gut an – bis die Querdenken-Bewegung im vergangenen Herbst immer mehr negative Schlagzeilen machte. Da haben wir auf einmal auf ein Webinar, zu dem wir unsere 500 Kunden eingeladen hatten, keine einzige Rückmeldung bekommen. Das gab es noch nie. Als wir nachgefragt haben, kam heraus, dass sie unsere Mails wegen unseres Namens gelöscht oder nicht beachtet haben. Daraufhin haben wir umfirmiert in Umsatzagentur. Seitdem laufen die Geschäfte wieder. Wir werden vermehrt von Unternehmen angefragt, deren Geschäfte in der Coronakrise eingebrochen sind.
Was ist Ihre Geschäftsidee – und was unterscheidet Sie von anderen Beratungsunternehmen?
Konrad Schmid: Unsere Zielgruppe sind Unternehmen mit einem bis zwanzig festangestellten Mitarbeitern, die technische und erklärungsbedürftige Produkte herstellen oder vermarkten. Damit sie ihren Umsatz steigern können, analysieren wir zuerst ihr Unternehmen und vermitteln ihnen dann Handelsvertreter, die wir in ihrem Namen suchen und schulen. Unser Ziel ist, dass wir sie in absehbarer Zeit von unserer Beratungsleistung und von unseren Konzepten unabhängig machen. Das unterscheidet uns von unseren Mitbewerbern. Einige dieser Kunden buchen uns dann temporär als Interimsmanager, -vertriebs- oder -marketingleiter. Oder damit wir für sie ein Seminar halten, ein Jahresmeeting moderieren oder temporär als Coach tätig sind.
Die Umsatzagentur
Gründer/Geschäftsführer: Ralf Behnke (54, rechts), Konrad Schmid (33)
Ort: Gottmadingen
Gründung: April 2017
Branche: Unternehmensberatung
Idee: Unternehmen mittels Handelsvertretern zu mehr Umsatz verhelfen
Wie kam es zur Gründung, wie kamen Sie zusammen, und was haben Sie beide davor gemacht?
Behnke: Vor der Gründung habe ich sechs Jahre lang bei einem Bauträger Vertrieb und Marketing aufgebaut. Dann waren wir uns nicht ganz einig, wo die Reise hingehen soll. Ein Jahr später habe ich mich selbstständig gemacht – mit meinem ehemaligen Arbeitgeber als Minoritätsbeteiligtem. Ich habe früher außerdem unterschiedliche Trainer- und Coachingausbildungen durchlaufen. In dieser Funktion habe ich meinen Handballkollegen Konrad Schmid gecoacht, der damals Websites vertrieben hat. Irgendwann während des Coachings habe ich gesagt: Komm doch zu mir. Im November 2019 habe ich ihn in die Firma geholt. Seitdem ist das Unternehmen regelrecht explodiert. Inzwischen haben wir zwei Mitarbeiter, im Juli kommt der dritte.
Womit haben Sie die Gründung finanziell gestemmt?
Behnke: Ich habe meine Harley verkauft und fünf Gesellschafter ins Boot geholt. Inzwischen hat Konrad Schmid die Anteile von zwei Gesellschaftern übernommen.
Was sind ihre aktuellen Pläne und Herausforderungen?
Schmid: 2025 wollen wir mehr Unternehmen mit und durch Handelsvertreter erfolgreicher gemacht haben als jeder andere Berater im deutschsprachigen Raum.
Interview: mae