Für ihre Kunden vereinfacht Exporto aus Konstanz den grenzüberschreitenden Warenverkehr – und legt vier Jahre nach der Gründung ein steiles Wachstum an den Tag
Wer an der Grenze zur Schweiz lebt, kennt die Unterschiede im Preisniveau zum Nachbarland aus dem Alltag. Dass für Julius Komp, vor fünf Jahren noch Angestellter bei einem Autohändler in der Schweiz, daraus einmal ein Geschäftsmodell erwachsen würde, ahnte er indes lange nicht. Dennoch rief er gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Pascal von Briel einen Online-Shop ins Leben,
um diese Marktdifferenzen – zunächst für den Produktversand im Bereich Unterhaltungselektronik – zu nutzen.
Es gab zwei Aha-Effekte. Erstens: Auch mit nur wenigen Bestellungen am Tag lässt sich schon eine kleine Marge erzielen. Zweitens: Die Abwicklung über eine Grenze hinweg ist so aufwändig, dass Komp und von Briel einen automatisierten, digitalisierten Prozess für den grenzüberschreitenden Warenverkehr entwickelten. „Das Potenzial dafür war so groß und die Anfragen an uns so zahlreich, dass wir 2020 die Exporto GmbH gegründet und unsere Technologie für andere E-Commerce-Unternehmen im Online-Handel geöffnet haben“, erinnert sich der 28-Jährige.
Komps Start-up explodierte förmlich. Aus drei Millionen Euro Umsatz 2021 wurden bis 2024
27 Millionen Euro. 2025 will Exporto 46 Millionen Euro umsetzen und ist mittlerweile im Konstanzer Bücklepark ansässig. Gut 120 Mitarbeiter sind an sechs Standorten beschäftigt. Für mehr als 200 E-Commerce-Kunden inklusive börsennotierter Konzerne schafft Exporto ein „Einkaufserlebnis mit Prozessen, die so reibungslos funktionieren, als gäbe es innerhalb Europas keine Grenzen“, erklärt Komp.
Kein manuelles Dokumentenhandling, keine aufwändigen Versandvorbereitungen, vielfältige Retourenmöglichkeiten: Das Wissen, worauf es ankommt, ist bei Exporto durch die Erfahrungen der Anfangszeit tief verwurzelt. Heute wickelt das Unternehmen täglich 20.000 bis 30.000 Pakete mit grenzüberschreitendem Versandweg ab – und rollt sein Logistiknetzwerk europaweit aus: Nach der Schweiz, Norwegen, Finnland, Schweden, Dänemark und Großbritannien sind 2025 die Benelux-Länder und Österreich an der Reihe.
„Wir arbeiten uns geografisch aus Sicht von Deutschland entgegen dem Uhrzeigersinn vor“, sagt Komp. Hintergrund: Auf den großen Märkten wie Frankreich liegt im Wettbewerb schon viel Aufmerksamkeit. Heute sei es einfacher, ein Paket von Berlin nach Paris zu verschicken als etwa nach Kopenhagen oder gar in ein Nicht-EU-Land. „Die Chance, Frankreich logistisch aufzuschalten, ist mit einer größeren Marktmacht viel aussichtsreicher als ohne die Erfahrung, die dicken Brocken bereits erfolgreich bearbeitet zu haben.“ Julius Komp, der in der Freizeit im Fußballtor steht oder mit seinem Camper gern Richtung Vorarlberg aufbricht, sucht neue Mitarbeiter, um das Wachstum zu stemmen. Hierfür soll die Arbeitgebermarke gestärkt werden, etwa über Aktivitäten im Sponsoring. Notwendig sind zudem größere Logistikflächen. Weil das hohe Lkw-Aufkommen in Konstanz nur zum Teil bewältigt werden kann, hat Exporto einen Standort in Singen eröffnet. Komp: „Das ist keine Abkehr von Konstanz, sondern eine Erweiterung aufgrund von kurzfristig fehlenden Flächen.“ Benedikt Brüne
Exporto
Gründer: Julius Komp/Pascal von Briel
Ort: Konstanz | Gründung: 2020
Branche: Online-Handel
Website: exporto.de