Herr Schneider, alle reden von der Krise, was hat Sie dazu gebracht, ausgerechnet jetzt Gründer zu werden? Und was macht das Effizienzwerk genau?
Mathias Schneider: Ich habe zunächst Industriemechaniker gelernt in Schramberg bei Trumpf. Von dort habe ich mich in Vollzeit zum Industriemeister weitergebildet. Nebenbei musste ich aber auch Geld verdienen. So kam ich zu einem Hersteller für Antriebstechnik in Schramberg-Sulgen. Da wurde mir dann auch eine Stelle als Abteilungsleiter im Bereich Verzahnen angeboten. Die Arbeit rund ums Zahnrad hat mir eine Riesenfreude gemacht. Allerdings wurde mein Arbeitsbereich irgendwann im Zuge einer Umstrukturierung um 60 Prozent verkleinert. Also habe ich mich wegbeworben und bin als Werkleiter zu einem Antriebstechnikhersteller im Automotive Sektor und später dann zu einem österreichischen Großkonzern im Bereich Elektroblech nach Nagold. Das war 2021.
Und der Beginn meiner Geschäftsidee: Mein Augenmerk fiel darauf, dass wir sehr viel Ausschuss produzierten bei der Herstellung von Statoren und Rotoren für E-Bike-Motoren. Also habe ich zusammen mit meiner Mannschaft ein Fehler-Management entwickelt, um binnen 24 Stunden Produktionsfehler zu ermitteln und herauszufinden, was man dagegen tun kann. Mit Erfolg: Wir konnten die Ausschuss-Kosten schnell von 140.000 Euro im Monat auf 15.000 Euro senken. Da wurde mir auch im Rückblick bewusst, dass bei großen Firmen keiner das Thema Ausschuss auf dem Schirm hat. Dabei ist es ein prima Hebel, um nachhaltig Kosten einzusparen und die CO2-Bilanz positiv zu beeinflussen.
Effizienzwerk
Branche: Beratung
Idee: Unternehmen bei der Reduzierung von Produktionsausschuss und der Verbesserung von Klimabilanz und Erträgen unterstützen
Gründer: Mathias Schneider
Ort: Schramberg
Gründung: 2023
Website: effizienzwerk.net
Warum ist das so? Und was tun Sie dagegen?
Das ist so, weil häufig auf die Liefermengen oder nur auf die Maschinenproduktivität geschaut wird und nicht auf das, was vorher weggeschmissen wird. Ein Ausschuss von ein bis zwei Prozent ist oft eingepreist. Prozessoptimierung fängt aber immer mit der Qualität an. Diese produziere ich, indem ich den Herstellungsprozess stabil bekomme und nicht nur auf Stückzahlen schaue. Mit diesem Gedanken habe ich mich dann vor einem Jahr selbstständig gemacht. Am Anfang bin ich oft abgeblitzt und habe über Wochen jeden Tag 50 Firmen angerufen. Das war sehr hart und hat mir einige schlaflose Nächte bereitet, ich habe schließlich Familie. Da kann man nicht warten, bis einer mit einem Auftrag von sich aus anruft. Aber dann bin ich bei einem Maschinenbau-Konzern für einen großen Auftrag engagiert worden. Und es kamen weitere Projekte dazu, so dass ich einen Mitarbeiter in Teilzeit einstellen konnte. Wobei ich mich nicht als Berater sehe, der mit Power-Point-Präsentationen in der Chefetage unterwegs ist. Ich bin eher ein Praktiker. Man muss die Leute in der Produktion für Probleme sensibilisieren, wenn man Qualität steigern und Kosten reduzieren will. Man muss ein Bewusstsein schaffen für die Werte, die weggeschmissen werden. Es ist eine Frage von Nachhaltigkeit. Das ist eines meiner drei Themen. Die beiden anderen sind die Technologieberatung in der Zahnradtechnik bis hin zur Werksverlagerung und das Reklamationsmanagement.
Das heißt, Ihr Geschäft funktioniert und Sie sind am Ziel Ihrer beruflichen Träume?
Der Schritt war wirtschaftlich lohnend. Und etwas Eigenes zu machen, ein lange gehegter Wunsch. Aber perspektivisch halte ich mein Unternehmen für weitere Entwicklungsfelder offen. Ein Bereich, der mich nach wie vor begeistert, ist die Herstellung von Zahnrädern. Das treibt mich an. Und der Wunsch, meiner Familie ein gutes Leben zu bieten.
Interview: Ralf Deckert