
Wie kamen Sie darauf, Lokführer für den Güterverkehr zu vermitteln?
Durch private Kontakte und den massiven Personalmangel, der in diesem Berufszweig herrscht.
Woher kennen Sie die Branche, und wie unterscheidet sich Ihr Unternehmen von Wettbewerbern?
Mein Mann ist seit über 30 Jahren Triebfahrzeugführer. Durch nächtelange Gespräche konnte ich einen guten Einblick in den Beruf erlangen. Gerade Triebfahrzeugführer, die wichtige Güter am Wochenende, feiertags oder nachts auf den Schienen bewegen, sollten die angemessene Wertschätzung für ihre Leistung erhalten – menschlich, sozial und finanziell. Wir fördern das Gemeinschaftsgefühl unter anderem durch Veranstaltungen einmal im Quartal. Wir organisieren nicht nur den vorgeschriebenen Dienstunterricht, sondern tauschen uns privat aus und grillen zum Beispiel am Vorabend. Ich bin davon überzeugt, dass eine empathisch-menschliche Unternehmenskultur der Grundbaustein für zufriedene Mitarbeiter ist. Immerhin sind sie tagein tagaus alleine auf Deutschlands Schienen unterwegs.
Wen vermitteln Sie an wen, und wie läuft es?
Unsere Kunden sind Eisenbahnverkehrsunternehmen, kurz EVUs, aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden. Unser Personal führt deren Züge und transportiert für sie Güter wie Kerosin, Holz oder Autos. Im Büro, das wir seit März haben, sorgen sich nun zwei Mitarbeiter um das Wohl unserer 13 Lokführer. Zum 1. September haben wir einen Auszubildenden eingestellt. Kurzum: Es entwickelt sich sehr gut, aber wir müssen uns jeden Tag neuen Herausforderungen stellen.
ELPS Elite Lok Personal Service GmbH
Gründerin: Tanja Joppich (44)
Ort: Donaueschingen
Gründung: September 2018
Branche: Dienstleistungen
Idee: Vermittlung von Lokführern für den Güterverkehr
Welche sind dies?
Dass im seltensten Fall etwas so umgesetzt wird, wie es die Disposition plant. So kommen Züge aus dem Ausland verspätet, ein Zug bleibt wegen Streckensperrung stehen oder er kann nicht abfahren, weil die Wagenliste oder die Zugpapiere nicht stimmen. Bei diesen und vielen weiteren Herausforderungen müssen wir stets jonglieren, um die vorgeschriebenen Arbeits- oder Übergangszeiten einzuhalten.
Was haben Sie zuvor gemacht?
Ich bin gelernte Werbekauffrau und habe mich stets für Marketing und Vertrieb interessiert. Über zehn Jahre habe ich im Vorstand einer heimischen AG dieses Segment geleitet. Mit dem Einverständnis meiner damaligen Vorstandskollegen habe ich die ELPS GmbH nebenberuflich gegründet. In den ersten Monaten habe ich lediglich abends im Homeoffice gearbeitet und das Feedback meines Mannes gehabt.
Haben Sie Änderungen geplant?
Derzeit investieren wir in eine betriebsinterne App zur Dokumentation von Tätigkeitsnachweisen und dem späteren Verarbeiten der Daten. Außerdem wollen wir selbst Lokführer ausbilden und dafür eine Akademie starten. Zurzeit suchen wir zwei Dozenten dafür.
Interview: mae