Frau Glatz, Sie sind gelernte Physiotherapeutin und haben viele Jahre in der Gesundheitsbranche gearbeitet. Wie kamen Sie auf die Idee, einen Conceptstore zu gründen?
2019 war ich kurz davor, eine neue Stelle als Physiotherapeutin anzutreten. Beim Bewerbungsverfahren gab es Diskussionen über die Arbeitszeiten. Dabei wurde mir klar, dass ich meine Zeit selbst einteilen wollte. Die Frage war natürlich: Möchte ich selbständig als Physiotherapeutin arbeiten? Aber ich wollte nicht mehr nur behandeln, wollte mal nichts mit Krankheiten zu tun haben. Es war Zeit für etwas Neues. In mir ist das Bewusstsein gereift, dass ich alle Talente, die in mir schlummern, auch realisieren kann und soll. Im Buch „Erfolg ist…“, das im Oktober 2020 erschienen ist, berichte ich davon, was das biblische Gleichnis von den anvertrauten Talenten mit der Gründung von „Himmelweit“ zu tun hat.
Sie haben einen Sinn für außergewöhnliche und schöne Dinge?
Ja, seit Jahren stöbere ich in großen Städten nach originellen, schönen und ungewöhnlichen Dingen. In Berlin, Hamburg oder aber auch Freiburg ist die Idee des Conceptstores, eines modernen Gemischtwarenladens, schon sehr verbreitet. Dieses Konzept wollte ich mit meiner Gabe verbinden und die außergewöhnlichen Waren unter einem Dach in ansprechendem Ambiente zum Kauf anbieten. Viele meiner Vorfahren waren selbständige Unternehmer, sei es als Landwirte, Bauunternehmer oder Ladenbesitzer. Ganz fremd war mir die Materie also nicht. Die große Hürde bestand für mich darin, einfach mal anzufangen, ohne vorher auf die perfekten Rahmenbedingungen zu warten.
Conceptstore Himmelweit
Gründerin: Gabriele Glatz (52)
Ort: Rottweil
Gründung: Dezember 2019
Branche: Einzelhandel
Idee: Originelle und schöne Dinge in individueller Zusammenstellung in einem historischen Altstadthaus
Wie haben Sie Ihre Geschäftsräume gefunden?
Das Ladengeschäft hier in der Bruderschaftsgasse direkt am Münster hatte ich schon länger im Auge. Es hat eine lange Tradition in der Rottweiler Innenstadt. Früher ein Hutladen, dann ein Geschäft für Damenmode, war es schließlich ein Feinkostgeschäft und eine Tapasbar. Nachdem ich Mitte November 2019 den Mietvertrag unterschrieben hatte, war klar, dass wir im Weihnachtsgeschäft 2019 präsent sein mussten. Dann hieß es ranklotzen: Gewerbe anmelden, Logo erstellen, renovieren und Waren beschaffen. Es ist erstaunlich, was innerhalb von zwei Wochen möglich ist. Natürlich ging das alles nur mit Unterstützung meiner Familie, die mir tatkräftig zur Seite stand.
Was bieten Sie Ihrer Kundschaft an?
Bei der Auswahl der Waren lege ich Wert darauf, Startup-Unternehmen zu unterstützen, die nachhaltig und umweltschonend und überwiegend in Deutschland produzieren. Das Angebot reicht von Biokinderkleidung von Disana über Papeterie und Stempel von Perlenfischer bis hin zu lokalen Produkten wie den Rebschneckle-Weinen aus Ihringen, dem Weissbart-Gin aus Offenburg oder der Tannenliebe-Limonade aus Freiburg.
Sind Sie zufrieden mit Ihrer Gründung?
Ja absolut. Die Umsätze haben sich bis zum Weihnachtsgeschäft 2020 trotz Coronakrise kontinuierlich gesteigert. Wir haben personell aufgestockt, einen Onlineshop ins Leben gerufen und über die sozialen Medien zusätzlich Kundschaft in ganz Deutschland gewinnen können. Zudem arbeiten wir an Planungen, wie wir das „Himmelweit“-Konzept für die Zukunft weiterentwickeln.
Interview: upl
Bild: Ralf Flückiger