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5 | 2018

Wirtschaft im Südwesten

57

NEWS

Messen

Die Baselworld verändert sich

Zeichen

der Zeit

E

nde der 1990er-Jahre zählte die Ba-

selworld, die weltgrößte Uhren- und

Schmuckmesse, bis zu 2.500 Ausstel-

ler. Auf der diesjährigen 101. Ausgabe Ende

März waren es 650 – halb so viele wie im

Vorjahr. Die Ausstellungsfläche verkleinerte

sich um über ein Drittel. Die Messedauer war

um zwei auf sechs Tage verkürzt worden.

Für viele frühere Aussteller ist die Messe-

teilnahme in Basel trotz vereinzelter Preis-

senkungen schlicht zu teuer, war in Gesprä-

chen mit Branchenvertretern zu hören. Zwar

befindet sich die Schweizer Uhrenindustrie

nach zwei schwierigen Jahren wieder in einer

Erholungsphase. Doch der Markt insgesamt

hat sich aufgrund des digitalen Wandels stark

verändert. Die Kunden sind heute besser in-

formiert und verhalten sich preisbewusster.

Die Zeiten, in denen Aussteller in Basel fast

den ganzen Jahresumsatz verbuchten, sind

vorbei. Und weil die Uhren- und Schmuck-

hersteller mehrmals im Jahr neue Kollekti-

onen präsentieren wollen, streben sie nach

kürzerer Markteinführung als nur zu einem

bestimmten Jahrestermin. Auf der Suche

nach mehr Kundennähe integrieren sie den

Fachhandel in ihre Unternehmen etwa durch

„Mono-Brand-Stores“ (Markengeschäfte),

verfolgen Messeteilnahmen auch in anderen

Ländern und investieren in den E-Commerce.

Alle Veränderungen bringen einen Bedeu-

tungsverlust der Baselworld mit sich.

Dennoch berichtet die Messeleitung von ei-

ner gelungenen Ausgabe 2018. Laut Presse-

information hat die überwiegende Mehrheit

der Aussteller sehr gute Geschäfte getätigt,

und die Besucherzahl ist trotz der Verkür-

zung um zwei Tage stabil geblieben (im

Vorjahr waren 106.000 Besucher gemeldet

worden).

Alle Top-Uhrenmarken des Luxussegments

werden auch auf der nächsten Baselworld vom

21. bis 26. März 2019 ausstellen. Bis dahin

können sie ihre mehrstöckigen Standbauten

in der Messehalle 1 erstmals stehen lassen

und so 30 bis 40 Prozent ihrer Kosten von

mehreren Millionen Franken einsparen. Da-

für muss die Kunstmesse Art Basel mit ihrem

Sektor Installationen „Unlimited“ auf andere

Flächen ausweichen, und die Prodex, die gro-

ße Fachmesse für Werkzeugmaschinen, sowie

die angeschlossene Swisstech wurden vom

Herbst 2018 auf Mai 2019 verschoben.

Auch für andere Sektoren der Baselworld will

die Messeleitung neue Formate entwickeln,

was geringere Standmieten für mittelgroße

Unternehmen beinhaltet. Die Baselworld soll

primär Business-to-Business-Plattform, also

Fachhändlermesse, bleiben. Parallel könnte

sie jedoch mit Blick auf Endverbraucher künf-

tig mehr als Marketing- und Kommunikations-

plattform positioniert werden.

epm

MCH-GROUP IM MINUS – ERSTMALS KEINE DIVIDENDE

Die Schweizer Messegesellschaft MCH

Group mit Sitz in Basel verliert allein über

dieAnpassungen ihrer wichtigsten Fachmes-

se Baselworld mehr als 40 Millionen Franken

Jahresumsatz. Dennoch stieg der konsolidier-

te Betriebsertrag (Umsatz) im vergangenen

Geschäftsjahr 2017 insbesondere durch Un-

ternehmensakquisitionen gegenüber dem

Vorjahr um 12 Prozent auf 493,3 Millionen

Franken. Der Personalbestand der Gruppe

erweiterte sich um 246 auf 834 volle Stellen.

Eigentlich liegt der operative Konzerngewinn

2017 bei 10 Millionen Franken (Vorjahr 34,3

Millionen). Tatsächlich aber hat sich die an-

gesichts der geschrumpften Baselworld

erforderliche Neubewertung der Messehal-

len, und hier primär der erst vor fünf Jahren

speziell für die Baselworld für 430 Millio-

nen Franken realisierten neuen Messehalle

1, voll auf den Jahresabschluss 2017 durch-

geschlagen.Wegen der damit verbundenen

Sonderabschreibungen in Höhe von -102,3

Millionen Franken sowie von Sonderrückstel-

lungen von -17,7 Millionen Franken weist

das konsolidierte Konzernergebnis einenVer-

lust von -110 Millionen Franken aus.

Entsprechend soll dieses Jahr keine Divi-

dende ausgeschüttet werden (bisher 5 Pro-

zent). Auch 2018 dürfte noch ein schwie-

riges Geschäftsjahr werden, bevor die

aufgrund des engen nationalen Marktes

eingeleiteten internationalenWachstums-

initiativen greifen. Dazu gehören etwa die

Übernahme des US-amerikanischen Un-

ternehmens MC2 im Event-Bereich „Live

Marketing Solutions“, der Ausbau der Po-

sition im internationalen Kunstmarkt und

die Akquisition der Sammler-Masterpiece

London.

epm

Bild: Krommer

Auf der Uhren- und Schmuckmesse Baselworld

sind auch technische Attraktionen zu sehen.