Wirtschaft im Südwesten
4 | 2018
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Roche Pharma investiert in Grenzach
Masterplan für 56 Millionen Euro
GRENZACH-WYHLEN.
„Portfoliotransformati-
onsphase“: Mit diesem Wort erklärte Vorstand Hagen
Pfundner beim Mediengespräch in Grenzach-Wyhlen
den Umsatzrückgang der Roche Pharma AG im ver-
gangenen Jahr. 2,693 Milliarden Euro hat der Phar-
makonzern 2017 im deutschen Markt umgesetzt und
damit 1,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Diesen
ersten Umsatzrückgang seit acht Jahren bewertete
Pfundner angesichts eben dieser Tranformationsphase
nicht dramatisch, zumal sich die drei Geschäftsberei-
che sehr unterschiedlich entwickelt hätten. Während
die Sparte Diabetes gut 13 Prozent einbüßte (Umsatz:
263 Millionen Euro), weil immer weniger Teststreifen
verkauft werden und sich neue Produkte zur konti-
nuierlichen Blutzuckermessung noch nicht etabliert
haben, legte die Sparte Diagnostics fast sieben Prozent
zu (Umsatz: 582 Millionen Euro). Die größte Sparte
Pharma schließlich setzte 1,848 Milliarden Euro um,
1,6 Prozent weniger als 2017. Hier sind zwei Produkte
aus dem Patent gelaufen und nun sogenannte similare
Antikörper (das sind Generika im Biotechnologiebe-
reich) auf den Markt gekommen.
Um das zu kompensieren, setzt Roche auf vier neue
Produkte, die jüngst auf den Markt gekommen sind
beziehungsweise das in Kürze tun: zwei Krebsmedi-
kamente, ein Wirkstoff gegen Multiple Sklerose und
einer gegen die besonders schwere Form der Bluter-
krankheit. „Wir sind zuversichtlich, dass wir mit diesen
neuen Produkten den Portfolioabtausch erfolgreich
hinbringen“, sagte Pfundner. Zudem sei die „Pipeline“
sehr gut gefüllt – rund 30 Wirkstoffe befinden sich laut
Pfundner in der späten klinischen Prüfung. Dabei reich-
ten die Einsatzgebiete weit über die Onkologie hinaus.
Bislang stellen Krebsmedikamente das mit Abstand
größte Geschäftsfeld von Roche in Deutschland dar
mit einem Umsatzanteil von rund 80 Prozent.
Roche beschäftigt deutschlandweit rund 16.000 Mit-
arbeiter. An den Produktionsstandorten in Mannheim
und Penzberg (Bayern) arbeiten über 8.000 bezie-
hungsweise knapp 6.000 Männer und Frauen. Am
Firmensitz in Grenzach zählt die deutsche Tochter des
Basler Pharmakonzerns aktuell rund 1.450 Mitarbeiter.
Hier gibt es keine Produktion, der Standort ist auf For-
schung und Entwicklung, Überwachung, Vermarktung
und Vertrieb spezialisiert. Roche ist in Grenzach in den
vergangenen zwei Jahren um über hundert Mitarbeiter
gewachsen, und im Laufe des Jahres kommen knapp
zwei Dutzend weitere hinzu, die bislang in London in
direkter Nähe der europäischen Arzneimittelbehörde
arbeiten. Weil diese im Zuge des Brexits nach Amster-
dam zieht, verlagert auch Roche seine auf Zulassungen
spezialisierte Abteilung, allerdings nicht in die Nieder-
lande, sondern nach Grenzach.
Hier wird jetzt viel gebaut. Hagen Pfundner präsen-
tierte beim Pressegespräch einen „Site Masterplan“
für das Werksgelände nahe des Rheins. Demnach
investiert Roche bis 2020 rund 56 Millionen Euro in
Grenzach. Aktuell entsteht für 2,6 Millionen Euro ein
Pavillon mit rund 50 Arbeitsplätzen, in dem man auch
neue Formen des (miteinander) Arbeitens ausprobieren
möchte. Außerdem wird die betriebseigene Kita von 35
auf 70 Plätze erweitert (Kosten: 3,3 Millionen Euro) und
das Personalrestaurant modernisiert (600.000 Euro).
Im Herbst ist der Baubeginn des größten Projekts ge-
plant: Für rund 50 Millionen Euro soll das 10.000 Qua-
dratmeter große „Flexible Office Building“ entstehen,
das etwa 200 Arbeitsplätze und große Tagungsräume
umfasst und voraussichtlich 2020 fertig ist.
kat
Das „neue Gesicht des
Campus“ soll das große
Bürogebäude (im Vorder-
grund der Visualisierung)
von Roche in Grenzach
werden, dessen Baube-
ginn für Herbst geplant
ist. Die Belegschaft
ist dort zuletzt stark
gewachsen, und die für
Arzneimittelzulassungen
zuständigen Mitarbeiter
ziehen von London nach
Südbaden.