Wirtschaft im Südwesten
7+8 | 2017
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Unternehmen
LAHR.
Der große Stromversorger in der Ortenau, das
E-Werk Mittelbaden, hat das Geschäftsjahr 2016 mit
durchweg positiven Zahlen abgeschlossen. Der Kon-
zernumsatz stieg um circa zwölf Prozent auf 335 Milli-
onen Euro, abzüglich der Stromsteuer auf 311 Millionen
Euro. Davon stammten 155 Millionen Euro aus dem Ver-
kauf von Strom, 83 Millionen Euro aus dem Netzbetrieb
und 73 Millionen Euro aus diversen Umlagen und Abga-
ben. Der Stromabsatz des E-Werks lag bei circa 1.550
Gigawattstunden (eine Gigawattstunde entspricht einer
Million Kilowattstunden), 16 Prozent mehr als im Vorjahr.
Der Anteil der erneuerbaren Energien belief sich auf
357 Gigawattstunden und stieg damit um 15 Prozent.
Wie Ulrich Kleine, Vorstand des E-Werks Mittelba-
den, bei einem Pressegespräch ausführte, wurde der
Strom aus regenerativen Quellen in über 8.000 Pho-
tovoltaikanlagen in der Ortenau sowie einer Reihe von
Windkraft-, Wasserkraft- und Biomasseanlagen produ-
ziert, inklusive der eigenen Anlagen des E-Werks. Das
E-Werk hat in seinen Photovoltaik- und Windkraftan-
lagen 61 Gigawattstunden Strom erzeugt, das waren
36 Prozent mehr als im Vorjahr. Zurückzuführen ist
dieser Anstieg auf die Inbetriebnahme der Windräder
auf der Prechtaler Schanze, wie Kleine erläuterte.
Insgesamt liegt der Anteil der erneuerbaren Energien
am Stromverbrauch der Ortenauer jetzt bei 19 Pro-
zent. Gegenüber dem bundesdeutschen Anteil von 32
Prozent ist das relativ wenig. Dies liegt jedoch an den
geografischen Gegebenheiten. In der norddeutschen
Tiefebene ist es wesentlich einfacher und damit auch
günstiger, Windräder in großer Anzahl zu errichten,
als das in unserer Region möglich ist. In vielen Lagen
lohnt es nicht (wegen zu wenig Wind), entsprechende
Anlagen zu errichten oder aber berechtigte Einwände
des Naturschutzes sprechen dagegen. Dennoch rech-
net Kleine damit, dass bis 2021 circa 30 Prozent des
Absatzes im Netzgebiet aus erneuerbaren Energien
stammen. Dann allerdings ist eine kaum noch nach
oben zu erhöhende Grenze erreicht, so Kleine. Seit
2005 hat das E-Werk Mittelbaden 74,5 Millionen Euro
in regenerativen Stromausbau investiert.
Die Gewinnsituation des Unternehmens stellte sich gut
dar: Das Geschäftsjahr schloss 2016 mit einem Jah-
resüberschuss von rund 17,9 Millionen Euro und hat
damit das Vorjahresergebnis von 12,3 Millionen deutlich
überschritten. Die Steigerung ist allerdings zu einem
großen Teil auf eine veränderte Berechnung der Pen-
sionsrückstellungen zurückzuführen, die ihrerseits auf
einer gesetzlichen Änderung beruht. Wie in den Vor-
jahren sollen zwölf Millionen Euro an die Anteilseigner
ausgeschüttet werden. Dies sind zu 31 Prozent eine
Tochtergesellschaft der EnBW, zu 29,4 Prozent die Stadt
Lahr, zu 25,8 Prozent die Offenburger Stromholding
GmbH, zu 10,7 Prozent die Energiewerk Ortenau Be-
teiligungsgesellschaft und zu 3 Prozent 27 weitere Ge-
meinden. Rund acht Millionen Euro Konzessionsabgabe
und zwei Millionen Euro Gewerbesteuer fließen über die
Ausschüttung hinaus in die Gemeindehaushalte.
Für das laufende Jahr ist Kleine verhalten optimistisch,
glaubt jedoch, dass weitere Steigerungen bei Umsatz
und Gewinn nicht zu erwarten sind. Dies liegt einmal
daran, dass jederzeit und kurzfristig einer der großen
Stromabnehmer aus der Industrie abspringen kann
(mit Großabnehmern bestreitet das E-Werk einen gu-
ten Teil seiner Geschäfte, auch außerhalb des eigenen
Netzgebietes), außerdem fällt der oben beschriebene
Einmaleffekt aufgrund der Neubewertung der Pensi-
onsrückstellungen weg. Insgesamt versorgt das E-Werk
Mittelbaden 284.000 Einwohner in 34 Gemeinden mit
seinen 311 Beschäftigten.
orn
E-Werk Mittelbaden legt bei Umsatz und Absatz zu
Mehr Strom aus Erneuerbaren
Windkraft (im Bild ein
Windrad auf der Prechtaler
Schanze) gehört zu den
Wachstumsfeldern des
E-Werks Mittelbaden.