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wie Nahrungsmittel, Körperpflegeprodukte und Rei-
nigungsmittel im Internet ausgegeben –, sieht Köhler
in der Demografie. Die über 60-Jährigen seien nicht
erreichbar, bei den 45- bis 60-Jährigen spiele dagegen
die Musik „wenn man den potenziellen Absatz betrach-
tet“. Die Mitglieder der Millenium-Generation, die mit
Internet und Smartphones groß geworden sind, seien
die wertvollsten Kunden.
Wie überbrückt man die letzte Meile vom
Markt zum Verbraucher?, fragte Köhler
und führte Selbstabholungskonzepte im
öffentlichen Raum – zum Beispiel von
Edeka am Flughafen München – an. Als
Beispiel für eine kostenlose und schnelle
Lieferung per Elektromobil nannte er die
holländische App „picnic“. Um ihre Kun-
den weiter in ihre Märkte zu holen, müssten die Händler
für sie „einzigartige Erlebnisse“ schaffen, riet Köhler.
Sie könnten einen Bauer in den Supermarkt einladen,
dessen Produkte sie verkaufen, oder eine Kinderbetreu-
ung anbieten. „Im Spannungsfeld von mehr Erlebnis bis
zur Beschaffung wird sich der Lebensmittelhandel neu
entdecken müssen“, sagte er.
Christoph Langenberg vom EHI Retail Institute, einem
Forschungs- und Bildungsinstitut für den Handel und
seine Partner mit Sitz in Köln, stellte eine Studie aus
seinem Hause vor. Dafür wurden 35 Lebensmittel-
Onlineshops daraufhin untersucht, ob man bei ihnen
den kompletten Wocheneinkauf machen kann. Das sei
meistens nicht möglich, aber auch gar nicht nötig, re-
sümierte Langenberg. Im Gegensatz beispielsweise zu
England sei hier die Supermarktdichte so hoch, dass
Lebensmittel eher ergänzend online gekauft würden.
Zum Beispiel wenn für die Grillparty am Abend noch
Bier oder Chips fehlten.
Daher gab er den Händlern verschiedene Tipps für
einen erfolgreichen Onlineshop. Er riet, die Zutaten
und Allergene eines Lebensmittels in einer Liste auf-
zuführen, die Produkte nach Ernährungsformen wie
laktose- oder glutenfrei zu filtern oder die Produkte
mit ansprechenden Fotos darzustellen, die aber auch
der Wirklichkeit entsprechen müssten.
Als positives Beispiel hob Langenberg unter anderem
Konsum Leipzig hervor. Um eine ältere Zielgruppe zu
erreichen, biete das Unternehmen auch Tabakwaren,
Briefmarken und Präsentkörbe online an. Und beim
Online-Shop von Rewe könne man seinen gesamten
Einkaufszettel auf einmal eingeben und erhalte automa-
tisch die verschiedenen Produkte zur Auswahl. Langen-
berg übte auch Kritik an gängigen Praktiken, dass die
Lieferung extra kostet, nicht genau terminiert werden
kann und Frischeprodukte extra verschickt werden.
Das sei „aus Händlersicht nachvollziehbar“, aber für
den Kunden „ein bisschen unbefriedigend“.
mae
„Der Lebensmittel-
handel wird sich neu
entdecken müssen.“
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