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Wirtschaft im Südwesten

4 | 2016

12

Leute

Der Patron im Konzil

Manfred Hölzl | Geschäftsführer der Hölzl Gastronomie GmbH

konstanz.

Manfred Hölzl wurde hineingeboren in die Welt der

Gastronomie und Hotellerie. Dass er eine andere Berufsrichtung ein-

schlagen könnte, stand für ihn nie zur Debatte. „Meine Eltern führten

in der alten Jugendstilvilla, in der sich heute das zum Fünfsternehaus

Riva gehörige Restaurant Ophelia befindet, ein kleines Hotel mit Res-

taurant. Wenn ich nach der Schule nach Hause kam, hieß es erst mal:

‚Mit Anpacken! In der Küche helfen, bedienen, Koffer schleppen.‘

Um 14.30 Uhr versammelten sich dann alle Angestellten, meine

Eltern und meine beiden Geschwister zum gemeinsamen Mittages-

sen“, erzählt Hölzl. „Wir waren wie eine große Familie.“ Und so ist

es bis heute. Die Wertschätzung jedes einzelnen Mitarbeiters – frei

von hierarchischem Denken – hat sich der Patron im Konzil auf die

Fahnen geschrieben. Der mittlerweile 60-Jährige ist seit 2003 Ge-

schäftsführer der Hölzl Gastronomie GmbH und leitet ein Team von

rund 100 Mitarbeitern während der Saison, darunter bis zu 20 Köche.

Nachdem sein Vater Hubert und seine Mutter Margarete das Hotel

„Haus Margarete“ in der Seestraße Anfang der 1980er Jahre auf-

geben mussten (wegen Verkauf der Immobilie durch den Eigentü-

mer) pachtete die Familie das Konzilgebäude. Mit der anfänglichen

Unterstützung des Gastronomen Alfred Wiedemann wurde 1982 in

dem ehemaligen Kaufhaus, in dem vor rund 600 Jahren die Papst-

wahl stattfand, wieder ein Gastronomiebetrieb eröffnet. „Ich hatte

Kellner und Koch gelernt und machte zu dem Zeitpunkt gerade die

Ausbildung zum Küchenmeister. Meine ältere Schwester übernahm

als Restaurantfachfrau die Organisation des Service (sie ging vor

zwei Jahren in den Ruhestand) und mein Bruder Hans kümmerte sich

um das Buffet“, erinnert sich Hölzl. Der heutige Chef im Konzil lernte

das Handwerk von der Pike auf. Nicht nur zuhause, sondern auch im

Adler in Hinterzarten, im Roten Bären in Freiburg und im Glottertaler

Adler beim Küchenchef Richard Duder. Duder brachte ihm die Haute

Cuisine näher. Er kam vom Sternerestaurant Traube in Baiersbronn.

Deshalb ist Hölzls Küche „unverfälscht badisch mit französischem

Einschlag“. Seine langjährige Kollegin und Küchenmeisterin Heidi

Müller, die neben ihm Mitgesellschafterin ist, verfeinert die Speisen

mit Kräutern nach der Lehre Hildegard von Bingens. Viele Fischge-

richte stehen auf der Karte.

Der Bodensee sei zu sauber, der Fischfang bedroht, sagt der Kon-

zilchef. Der Fischfang – das ist ein Thema, bei dem sich der sonst

ruhig wirkende Mensch ereifern kann. Er setzt sich für die Fischer

ein und engagiert sich in den entsprechenden Gremien beim Inter-

nationalen Bodensee Tourismus. Keine Frage, dass der Konstanzer

daher auch Gründungsmitglied bei „Gutes vom See“ war. Das ist

ein Zusammenschluss von Unternehmern, die sich für die Erhaltung

der Kulturlandschaft am Bodensee einsetzen. Bei „Schmeck den

Süden Baden-Württemberg“ ist er ebenfalls dabei und macht sich

gemeinsam mit anderen Gastronomen für regionale Gerichte und Zu-

taten stark. Hölzl ist Vollversammlungsmitglied der IHK Hochrhein-

Bodensee und Vorsitzender des Tourismusausschusses dieser IHK.

Zudem wurde der Wirt Ende 2014 erstmals in den Stadtrat gewählt.

Als seine Hauptthemen zählt der CDUler „Innenstadtmarketing,

Tourismus und Verkehr“ auf. Aber das ist nur ein Auszug der Kreise,

in denen er sich bewegt. Bei viel Arbeit und Ehrenämtern bleibt wenig

Zeit für Hobbys, die bei Hölzl Karate und Motorradfahren wären.

Von April bis Oktober brummt der Laden, bei Sonne ist die Terrasse

auf zwei Etagen voll. Aber auch im restlichen Jahr sei das Konzil,

zu dem mehrere Veranstaltungssäle gehören, gut besucht. „Das

Spätjahr hat sich am See stark entwickelt“, stellt Hölzl fest. Aber

auch das erste Quartal laufe ordentlich. Während der Fastnachtszeit

sind in den Konzilsälen (es gibt zwei große für mehrere Hundert

Gäste und einen kleineren Speichersaal unterm Dach) bis zu 15

Veranstaltungen mit Narrenabenden, Konzerten und Disko. Den

Höhepunkt bildet die ‚Konstanzer Fasnacht‘, die live im Fernsehen

auf SWR übertragen wird. Ansonsten finden sowohl private Feste

als auch Firmenevents, Tagungen, Fortbildungen und vieles mehr in

dem denkmalgeschütztem Gebäude am Seeufer statt. Zudem ist das

Konzil Spielort der Südwestdeutschen Philharmonie. Zu Beginn des

fünfjährigen Konziljubiläums, das mit zahlreichen Veranstaltungen

begleitet wird, war im gesamten Gebäude eine „Konzil“-Ausstellung

des Baden-Württembergischen Landesmuseums zu sehen.

Nicht nur bei den Touristen – wie den zahlreichen Shoppinggästen

aus der Schweiz – ist das Konzilrestaurant beliebt. „In die Patronen-

tasche kommen außerdem viele einheimische Stammgäste“, berich-

tet der Gastronom, der mit Herzblut dabei ist. Vormittags und abends

ist er vor Ort, sieht nach, ob in der Küche alles läuft und packt selbst

mit an. Woher der Name „Patronentasche“ kommt? „So genau weiß

es keiner“, sagt Hölzl. Es habe wohl damit zu tun, dass die Sprache

in der Zeit, in der der Spitzname entstand – kurz vor Ausbruch des

Ersten Weltkriegs – mili-

tärisch geprägt war. Und

damit, dass es sich um ein

Restaurant in dem kleinen

vorangestellten Anbau ei-

nes mächtigen mittelalterli-

chen Profanbaus handelte.

Mit der wirtschaftlichen

Lage seines Betriebs ist Hölzl zufrieden. „Der Region geht es gut,

Handel und Gastronomie florieren.“ Auch die Investitionen in den

Gastronomiebetrieb zahlten sich aus. 2006 modernisierte er das

Restaurant und gestaltete die Terrasse im mediterranen Stil mit

großer Markise um. Für die Nachfolgeregelung, hat er noch etwas

Zeit. Seine 19-jährige Tochter wolle zumindest demnächst ein dua-

les Studium an der Hochschule Ravensburg mit dem Schwerpunkt

„Gastronomie“ beginnen, sein 22-jähriger Sohn studiere in Konstanz

Wirtschaftsinformatik. Wie Hölzl halfen seine Kinder von klein auf im

Betrieb mit. Sicher ist er sich aber nicht, ob sie in seine Fußstapfen

treten werden. „Die Arbeit ist schon sehr hart, aber schön.“

ew

»In die ‚Patronentasche‘ kommen

viele Stammgäste«