gewinnt
D
er Markt ist in Bewegung – bundesweit wie
regional. Das zeigt sich beispielsweise an der
Übernahme von Kaiser‘s Tengelmann durch
Edeka (die Wirtschaftsminister Gabriel kurz vor Re-
daktionsschluss genehmigte) oder an den Plänen
von Edeka Südwest für ein neues Zentrallager, die
zu einer medialen Auseinandersetzung der Ober-
bürgermeister von Offenburg und Achern führten.
Diese Sonderfälle drehen sich um große Investiti-
onssummen und viele Arbeitsplätze. Generell interes-
siert das Thema Lebensmittel Handelsunternehmen
selbst, Kommunalpolitiker, Stadtplaner, Architekten,
andere Wirtschaftsbranchen und natürlich auch je-
den Bürger. Denn es geht dabei um Nahversorgung
und somit um die Entwicklung von Gemeinden und
Regionen. Sehr gut besucht war daher jüngst eine
Veranstaltung über „Lebensmittelmärkte in Städten
und Gemeinden“, zu der das Regierungspräsidium
Freiburg gemeinsam mit der Architektenkammer
Baden-Württemberg eingeladen hatte, um aktuelle
Entwicklungen, rechtliche Rahmenbedingungen und
Praxisbeispiele zu diskutieren.
Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) ist ein „Fre-
quenzbringer“, wie Regierungspräsidenten Bärbel
Schäfer in ihrer Begrüßung sagte. „Er bestimmt in
besonderem Maße die Attraktivität unserer Zen-
tren.“ Wunsch und Wirklichkeit klaffen allerdings
gerade beim LEH oft auseinander. Städte und
Gemeinden wünschen sich eine gute Versorgung
innerorts, am liebsten mit attraktiven Gebäuden,
denn der Handel prägt schließlich das Ortsbild.
Dagegen favorisieren die Unternehmen oft große
Flächen und ziehen deshalb gerne an den Rand.
Von der „Aldisierung der Dörfer“ sprach in diesem
Zusammenhang Fred Gresens, Vorsitzender der
Architektenkammer in Südbaden. Supermärkte
und Discounter hätten vor allem die Ränder der
Orte geprägt.
Der Kampf um die Fläche
In der Region spielen Nahrungs- und Genussmittel
traditionell eine große Rolle. Die Zuwachsraten in
diesem Segment fallen fast immer höher aus als im
Rest der Republik, was sicherlich auch an der Nähe
zu Frankreich und der Schweiz liegt. An diesem Ku-
chen wollen viele knabbern - in den vergangenen
Jahren hat sich der Kampf um die Fläche verstärkt.
„Alle Betriebsformen expandieren“, konstatiert Olaf
Kather. Der Hauptgeschäftsführer des Handelsver-
bands Südbaden sieht Edeka und Rewe als Protago-
nisten des Geschehens (siehe hierzu Seite 8 und 9),
aber ebenso Discounter wie Aldi und Lidl.
Eine Zahl, die diese Entwicklung verdeutlicht, ist
die sogenannte Wettbewerbskennziffer (WKZ). Sie
gibt an, wie viele Quadratmeter Verkaufsfläche je
tausend Einwohnern zur Verfügung stehen. Diese
Ziffer ist in den vergangenen Jahren gestiegen –
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4 | 2016
Wirtschaft im Südwesten