Freiburg. Die Molkerei Schwarzwaldmilch, die vergangenes Jahr 90-jähriges Bestehen feierte, hat 2020 ihren Umsatz um mehr als fünf Prozent gesteigert. „Das Jubiläumsjahr war das bislang beste Wirtschaftsjahr“, sagte Geschäftsführer Andreas Schneider bei der virtuellen Pressekonferenz Anfang Juli. An den beiden Standorten Freiburg (Frischmilchprodukte) und Offenburg (Milchpulverprodukte) erzielte die genossenschaftlich organisierte Milcherzeugervereinigung insgesamt rund 220 Millionen Euro Umsatz – gut elf Millionen mehr als 2019. Das ist laut Schneider auf Zuwächse im Lebensmitteleinzelhandel zurückzuführen, die die pandemiebedingten Rückgänge bei Großverbrauchern und im Export überkompensiert hätten. Erneut entwickelten sich vor allem die Schwarzwaldmilch-Marken sehr positiv, allen voran die Biomarken. Gut 17 Prozent legte das Markengeschäft insgesamt zu, die Bioprodukte rund 32 Prozent und die Bio-Heumilch sogar um mehr als 70 Prozent.
„Wir wachsen über Normalpreise“, betonte Schneider (auf dem Bild rechts). Man sei nicht im Aktionsgeschäft im Handel tätig, orientiere sich nicht an Absatz- oder Umsatzzahlen, sondern am Ertrag. So konnte die Molkerei auch vergangenes Jahr überdurchschnittliche Auszahlungspreise für ihre 966 Milchbauern realisieren, die zugleich Genossenschaftsmitglieder sind. Der Milchpreis betrug im Jahresschnitt 40,32 Cent pro Kilogramm konventioneller Milch beziehungsweise 56,03 pro Kilo Biomilch und lag damit deutlich über dem Landes- und Bundesschnitt. Beim Biopreis sei man „national führend“, so Schneider. „Je mehr Milch wir in die Marke bringen, desto stärker werden wir“, sagte der Schwarzwaldmilch-Geschäftsführer. Ein hundertprozentiger Markenanteil bei den Frischmilchprodukten könne den Auszahlungspreis um weitere fast 20 Prozent steigern. Aktuell liege der Markenanteil in Freiburg insgesamt bei etwa 70 Prozent, bei Frischmilch seien es 20 bis 25 Prozent. Schneider sieht „noch große Potenziale“ für die eigenen Marken im Lebensmitteleinzelhandel außerhalb der Region. Die wolle man nutzen. Auch der Umsatz mit den in Offenburg hergestellten Produkten für die Lebensmittelindustrie wie Milch-, Sahne- oder Joghurtpulver stieg 2020 um fast sechs Prozent. Hier arbeiten 96 der insgesamt 426 Beschäftigten.
Die 2019 gegründete Tochterfirma Black Forest Nature GmbH hat das Gruppengeschäft mehr als erwartet beflügelt. Der Umsatz mit den seit Frühjahr 2020 unter der Marke „Velike“ verkauften veganen Haferdrinks lag laut Schneider im siebenstelligen Bereich und habe die ursprüngliche Prognose damit verdoppelt. Mittlerweile stellt Black Forest Nature auch vegane Kochcreme, Eis- und Joghurtalternativen her. „Wir werden das vegane Geschäft weiter ausbauen“, sagte Schneider. „Das heißt aber nicht, dass wir uns von der Milch trennen. Im Gegenteil.“ Auch Aufsichtsratsvorsitzender Markus Kaiser (im Bild links), selbst Milcherzeuger, sieht die vegane Alternative nicht als Konkurrenz zur Kuhmilch: „Die einen trinken die eine, die andere das andere.“
Beim Projekt Käsemanufaktur hat die Pandemie vergangenes Jahr den Zeitplan durcheinandergebracht. Der Architekturwettbewerb musste verschoben werden. Mittlerweile sei aber ein Entwurf gekürt, berichtete Schneider, bei den Verträgen rund um den Neubau befinde man sich auf der Zielgeraden. Er rechnet damit, dass der Bau in Titisee Ende 2022 startet und Ende 2023 die Käseproduktion beginnen kann. Die ersten Produkte kämen dann 2024 auf den Markt.
kat
Bild: Die Schwarzwaldmilch-Chefs präsentieren Markenneuheiten: Aufsichtsratsvorsitzender Markus Kaiser (links) und Geschäftsführer Andreas Schneider.