Lahr. In der Produktionshalle der Welter Zahnrad GmbH in Lahr herrscht reger Betrieb: In mehreren CNC-Maschinen werden verschiedene Zahnräder gefräst, ein paar Schritte weiter liegen auf Paletten fertige Kegelräder für Straßenbahnen bereit zur Qualitätskontrolle. Einige Meter daneben prüft ein Mitarbeiter einen Kegelradsatz, der später im Bergbau eingesetzt wird. All dies erklärt Geschäftsführer Ingo Kluge beim Rundgang durch die Produktion. In einem Nebenraum zeigt er fertige Stirnräder, die später in Tunnelbohrmaschinen der Herrenknecht AG zum Einsatz kommen.
Das gerade einmal rund sechs Kilometer entfernte Unternehmen ist zugleich der größte Einzelkunde der Welter Zahnrad GmbH. Die größte Branche der Lahrer ist allerdings Bahntechnik mit einem Umsatzanteil von rund 35 Prozent, gefolgt vom Berg- und Anlagenbau mit jeweils 20 sowie dem Werkzeugmaschinenbau mit etwa zehn Prozent. Der Rest entfällt auf „unzählige Einzelanwendungen“, wie Ingo Kluge betont. „Unsere Produkte sind überall gefragt, wo Zahnräder in kleinen und mittleren Losgrößen zwischen eins und hundert mit einem Durchmesser bis zu drei Metern gebraucht werden.“ Gefertigt wird stets nach Kundenzeichnung. In der sehr speziellen Branche der spiralverzahnten Kegelräder befinde sich Welter Zahnrad unter den „fünf größten Anbietern in der Welt“, erklärt Kluge. Vor allem in Deutschland, aber auch im restlichen Europa sowie China und Indien. Von den 150 Beschäftigten arbeiten knapp 100 (darunter neun Azubis) am Hauptsitz in Lahr, viele davon langjährige Facharbeiter, die die Maschinen gut kennen, wie Kluge betont. Die übrigen sind in den Tochterunternehmen in Vallf (Frankreich), Ofterdingen (Landkreis Tübingen) und dem Joint Venture im chinesischen Nanjing beschäftigt. Vergangenes Jahr verzeichnete das Unternehmen angesichts der Coronapandemie „einen ganz leichten Einbruch“, berichtet Kluge. Ansonsten sei es kontinuierlich gewachsen. Für 2021 berichtet er von einem „sehr guten Auftragseingang.“
Dieses Jahr ist für Welter Zahnrad ein Besonderes: Das Unternehmen feierte im Sommer sein 75. Jubiläum. 1946 wurde es von Richard Welter gegründet. In der Anfangszeit lag der Fokus – typisch für die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg – auf Instandsetzungsarbeiten sowie bald auch auf Überholungen von Kegelradfräsmaschinen der Firma Klingelnberg. Eigene Werkzeugmaschinen entwickelten die Lahrer ab 1958. Und etwa ab 1960 wurde die mechanische Fertigung zur Herstellung von Antriebselementen, allen voran Spiralkegelradsätzen, aufgebaut. Der erste Großkunde war die Firma Liebherr, auch noch „heute ein nennenswerter Kunde“, wie es in einer Firmenchronik heißt.
Welter wuchs kontinuierlich. So wurden bis Mitte der 1980er-Jahre 50 Bohrungs- und Schleifmaschinen für Automobil- und Nutzfahrzeughersteller produziert. Rund 90 Mitarbeiter waren damals beschäftigt. Der Platz am Gründungsstandort in der Langemarckstraße war bereits Ende der 1970er-Jahre zu knapp geworden, Erweiterungsmöglichkeiten fehlten. So kam es zur Gründung der elsässischen Tochter im Jahr 1982. Ab 1990 siedelte die Mutter nach und nach an den heutigen Firmensitz in der Karl-Kammer-Straße in Lahr um. Das Produktportfolio wandelte sich im Laufe der Jahre. Seit 2010 werden ausschließlich Zahnräder hergestellt – der Maschinenbau wurde in die Welter Maschinen GmbH ausgelagert und 2015 an die Firma Serwema verkauft. Der heute 73 Jahre alte Peter Welter, der 1975 in das Unternehmen eingestiegen war und es von 1958 bis 2010 geleitet hat, ist noch Gesellschafter. Außerdem steht er Geschäftsführer Ingo Kluge nach wie vor mit seinem Fachwissen zur Seite, wie dieser betont.
mae