Immer wieder erstaunlich, was bei uns im Südwesten alles hergestellt wird. Dieses Mal geht‘s um den Weihnachtsbaum, der in den vergangenen Jahrhunderten eine steile Karriere hingelegt hat.
Er ist DAS Weihnachtssymbol schlechthin, da können weder Krippe, Adventskranz, Plätzchen oder der unsägliche Coca-Cola-Weihnachtsmann mithalten. Alljährlich zur Weihnachtszeit biegen sich weltweit in Wohnzimmern Nadelzweige unter der Last von Strohsternen, bunten Glaskugeln und Lichterketten, blinken Plastiktannen (mit oder ohne Schneeoptik) in Fenstern, konkurrieren Stadtplätze darum, wer den größten hat. Die Menschen lieben Weihnachtsbäume. Und wenn etwas erfolgreich ist, kommt reflexhaft die Frage auf: Wer hat‘s erfunden? So ganz genau kann das aber keiner sagen.
Nur so viel: Einige der ersten Christbäume standen wohl Anfang des 16. Jahrhunderts im Elsass. Das Städtchen Sélestat in der Nähe von Colmar etwa rühmt sich, Hauptstadt des Weihnachtsbaums zu sein. In einem Rechnungsbuch im Stadtarchiv befinde sich, so heißt es von dort, der bisher älteste bekannte Eintrag, in dem von der Weihnachtsbaumtradition die Rede ist. Er stammt vom Dezember 1521. Da steht geschrieben, dass vier Schilling für die Bewacher der Festtagsbäume im städtischen Wald zu bezahlen seien. In Schlettstadt, wie Sélestat auf Deutsch heißt, ist der Stolz auf diesen besonderen Vermerk groß. Jedes Jahr um die Weihnachtszeit wird das Buch daher für Besucher hervorgeholt. Und der 500. Jahrestag der schriftlichen Erwähnung wurde 2021 groß gefeiert.
Doch zurück zu den Anfängen im 16. Jahrhundert: Von da an gab‘s kein Halten mehr und der Brauch breitete sich im deutschsprachigen Raum aus. Mit den Jahrhunderten stieg die Popularität der geschmückten Bäume immer weiter. Der Weihnachtsbaum wurde zum Exportschlager, die Tradition verbreitete sich in Europa und darüber hinaus.
In Deutschland wurden laut Martin Gutzweiler in den vergangenen Jahren rund 25 Millionen Christbäume verkauft, im Ländle sind es 2,5 Millionen jährlich. Nicht alle der Nadelbäume sind hier gewachsen, ein Teil wird beispielsweise aus Dänemark importiert. Gutzweiler muss es wissen, er ist Weihnachtsbaumproduzent aus der Ortenau und außerdem einer der Vorsitzenden im Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger und Vorstandsmitglied beim Christbaumverband Baden-Württemberg. Ihm zufolge ist der Schwarzwald neben dem Odenwald einer der Hauptanbauregionen in Baden-Württemberg. Geschätzt bedeute das bis zu 800 Hektar Produktionsfläche und 400.000 produzierte Bäume.
Heute gehört eine geschmückte Tanne, Kiefer oderFichte für die meisten Deutschen zu Weihnachten dazu wie die Geschenke, die drunter liegen. Uneinigkeit herrscht lediglich darüber, ob der Baum schon vor oder erst an Heiligabend aufgestellt wird.
Der Vorgänger des Weihnachtsbaums ist übrigens vermutlich der „Paradiesbaum“, mit dem im Mittelalter zu Weihnachten die Geschichte von Adam und Eva dargestellt wurde. Mit Hilfe eines Nadelbaums, an dem ein Apfel hing – der Rest ist Geschichte. se