In unserer Rubrik „Aus dem Südwesten“ stellen wir Produkte vor, die viele kennen, von denen aber wenige wissen, dass sie in der Region hergestellt werden. Diesmal: Brillen von PM Frost aus Sasbach.
Jupiter und Mars
„Unsere Brillen haben Namen, sie sind keine Nummern, sondern Persönlichkeiten“, sagt Geschäftsführer Pàris Frost. Die beiden oben abgebildeten Modelle heißen Jupiter und Mars und haben vergangenes Jahr den „Silmo d‘or“, quasi den Oscar des Brillendesigns, gewonnen. Für einen kleinen Hersteller wie die PM Frost GmbH ein großer Erfolg. 12.000 bis 15.000 Exemplare jährlich fertigt die Manufaktur in Sasbach (Ortenau) mit ihren zehn Mitarbeitern und zählt damit zu den Davids der Branche. Zum Vergleich: Bei den Goliaths wie dem französisch-italienischen Konzern Essilor Luxottica, der viele große Marken in Lizenz herstellt, sind es mehrere Millionen. Dennoch hat es PM Frost zu beachtlicher Bekanntheit gebracht: Brillen aus Sasbach werden in weltweit mehr als 40 Ländern getragen, 80 Prozent gehen in den Export. Frost beliefert Optiker und Großhändler, allerdings keine großen Ketten. „Wir wollen, dass unsere Produkte den höchstmöglichen Service bekommen“, begründet Pàris Frost.
Auffällig und zeitlos
Die Geschichte der Brillenmarke „frost“ ist auch eine Liebesgeschichte. Die Gründer, Inhaber und Eheleute Marion und Pàris Frost kennen sich seit der Gymnasialzeit und gingen anschließend gemeinsam nach Pforzheim. Sie besuchte die Goldschmiedeschule, er studierte BWL. Mitte der 1990er-Jahre war Pàris Frost auf der Suche nach einer neuen Brille und fand keine, die ihm gefiel. Daraufhin designte Marion Frost ein Modell. „Das war die Geburt des Unternehmens“, erzählt Pàris Frost. Ihre erste Kollektion, die die Frosts 1996 auf der damals größten deutschen Brillenmesse in Köln präsentierten, stieß auf gute Resonanz vor allem bei ausländischen Einkäufern. Ein japanischer Optiker ist seither Frost-Kunde und hat den Ortenauern auch geholfen, ihre Brillen für asiatische Nasen zu optimieren. Zum Ursprungsmodell haben sich hunderte weitere gesellt. Marion Frost entwirft jährlich zwei Kollektionen für jede ihrer drei Designlinien. Die Palette ist breit, generell sind „frost“-Brillen aber eher auffällig und zugleich zeitlos. Die typische Kundin ist eine Frau mittleren Alters.
Acetat und Metall
Ihre erste Brille fertigte Marion Frost aus Acetat. Auch heute noch spielt dieser Kunststoff auf Basis von Zellulose eine wichtige Rolle bei Frost, wie Mars und Jupiter zeigen, allerdings entstehen nun etwa die Hälfte der Brillen aus Edelstahl und Titan. Acetat ist sehr hautverträglich und lässt sich ähnlich wie Holz verarbeiten. Zwei italienische Hersteller liefern Acetatplatten in etlichen Farben, Mustern und Stärken. Daraus lässt Frost von Partnern in Deutschland und Italien die Form fräsen. Diese Rohlinge werden in Sasbach mit viel Handarbeit zur fertigen Brille. Jede wird einzeln geformt, gebogen, der jeweiligen Physiognomie entsprechend ausgerichtet, montiert und bis zu 20 Minuten von Hand poliert. Die Metallbrillen werden extern beschichtet und lackiert. Frost entwickelt viele technische Teile wie Scharniere oder Steckverbindungen selbst. Es wird wenig gelötet oder geschweißt, deshalb sind die Brillen reparabel und langlebig. Zumal Frost von fast allen Modellen noch Ersatzteile vorhält. Mitunter kommen 20 Jahre alte Brillen nach Sasbach zur Revision.
kat