In der Rubrik „Aus dem Südwesten“ stellen wir Produkte vor, die viele kennen, von denen aber wenige wissen, dass sie in unserer Region hergestellt werden. Diesmal: Kunststoffkugelschreiber aus Wolfach im Kinzigtal.
Sie sind in nahezu allen Hand- und Jackentaschen, in Aktenkoffern oder einfach nur auf dem Schreibtisch zu finden: Kugelschreiber in unterschiedlichsten Farben und Ausführungen, versehen mit Logos oder Adressen von Unternehmen, die sich damit bemerkbar machen, in Erinnerung bleiben wollen.
Vermutlich hatte schon ein fast jeder aus unserer Region – ohne es zu wissen – einen solchen „Werbe-Kugelschreiber“ aus dem Hause Klio-Eterna aus Wolfach in der Hand. Vor mehr als 120 Jahren hat Eduard Reißer das Familienunternehmen gegründet, das heute 85 Mitarbeiter beschäftigt. „Unser meistverkauftes und beliebtestes Modell ist ‚Jona‘ – günstig und gleichzeitig vielfältig in seinen Ausführungen“, berichtet Michael Gleich, der zusammen mit Eigentümerin Edeltraud Syllwasschy die Geschäftsführung von Klio-Eterna bildet.
Nachhaltiger Kunststoff
Er erläutert die zahlreichen Varianten von Jona: „Es gibt ihn in insgesamt 14 Standardfarben – 13 sind es im transparenten Bereich –, mit Metallspitze, mit Metallclip, in glänzender und in matter Ausführung, mit Strukturdruck oder Softgripoberfläche, je nachdem, welches Material eingesetzt wird.“ Für den Bestseller wird ABS-Kunststoff (Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer, ein wandlungsfähiges und beständiges Material) aus Neuware sowie recycelten Rohstoffen im Spritzgussverfahren verwendet. „Wir haben auf unserem Gelände neben dem Produktionsgebäude zwei Silos stehen – darin befindet sich das Kunststoffgranulat. Einmal die transparente Version und einmal opaque, also undurchsichtig.“ Das bei regionalen Industriebetrieben eingekaufte Recyclingmaterial wird dagegen in großen Octabins geliefert, das sind achteckige Behälter zum Transport und zur Lagerung von Schüttgütern. „Der Anteil an Recyclingmaterial liegt derzeit bei 40 Prozent, Tendenz steigend“, berichtet Gleich. Der Wunsch des seit Januar EMAS-zertifizierten Unternehmens ist es, irgendwann ausschließlich Recyclingprodukte zu verkaufen, also solche „die quasi davor etwas anderes waren“.
Vom Granulat zum fertigen Produkt
Beim Betreten der Produktionsräume von Klio-Eterna fällt der Blick direkt auf große Rohre, die aus der Wand kommen. Diese Rohre befördern Rohmaterial von außen in die sogenannte Trockenstation. „Dort wird das Material dann zwei bis drei Stunden lang bei circa 80 Grad Celsius vorgetrocknet“, erklärt Gleich. Von da aus gelangt das Granulat direkt zu den insgesamt 19 Spritzgussmaschinen, an denen sich auch die Einfärbgeräte befinden – für eine Koloration ganz nach Kundenwunsch. In der Spritzgussmaschine wird der Kunststoff anschließend bei circa 200 bis 250 Grad Celsius geschmolzen, „man muss sich die Konsistenz ein bisschen wie eine quarkähnliche Masse vorstellen“, führt der Fachmann aus. Diese Masse wird schließlich in das eingesetzte Werkzeug eingespritzt, das die Form des gewählten Produkts vorgibt. Anschließend kühlt der Rohling noch im Werkzeug aus. Auf diese Weise entsteht jedes einzelne Teil des Kugelschreibers, auch das Innenleben mit der Mechanik. Sogar die Minen stellt das Unternehmen vor Ort her und füllt diese dann mit Schreibpaste. Lediglich die Metallteile kauft Klio-Eterna zu.
CO2-Fußabdruck im Fokus
In einem weiteren Gebäudeteil befindet sich der Druckbereich. Dort werden die Stifte zum größten Teil im Siebdruckverfahren, aber auch digital den Wünschen der Kunden entsprechend mit bis zu zehn Farben bedruckt. Eine weitere Maschine schraubt die Kulis schließlich zusammen. Insgesamt entstehen so pro Jahr im Durchschnitt etwa 20 Millionen Kugelschreiber bei Klio-Eterna. „Von unserem Jona stellen wir im Zweischichtbetrieb täglich etwa 25.000 Stück her“, sagt Edeltraud Syllwasschy. Kunden sind Werbemittelhändler weltweit – aus Europa, den USA, Australien, Großbritannien und sogar aus China und Mauritius. Diese beliefern ihrerseits Endkunden aus allen Bereichen der Industrie, aber auch aus dem öffentlichen Sektor.
Doch nicht nur die auf ihre Kulis gedruckte Botschaft will Klio-Eterna zu den Kunden tragen. Das Familienunternehmen hat sich das Thema Nachhaltigkeit klar auf die Fahne geschrieben: „Wir wollen unseren CO2-Fußabdruck in allen Bereichen so klein wie möglich halten.“
Andrea Keller