Immer wieder erstaunlich, was bei uns im Südwesten alles hergestellt wird. Dieses Mal geht‘s um Pulmoll. Die kleine Pastille wird in Müllheim produziert und ist seit über 70 Jahren groß im Geschäft.

Sie haben gerade einmal einen Durchmesser von der Größe einer Reißzwecke, ihr Bekanntheitsgrad ist dafür riesig: die Pulmoll-Pastillen mit dem aufgeprägten P. Aufbewahrt in ihrer charakteristisch roten Dose mit der weißen Aufschrift, in der die Mini-Bonbons beim Schütteln klappern. Was viele nicht wissen: Die süßen Winzlinge werden in Müllheim im Markgräflerland hergestellt. Dort hat die Bonbonmanufaktur Pulmoll Kalfany ihren Sitz. Das Unternehmen produziert und vertreibt weltweit Süßes zum Lutschen nicht nur der Marke Pulmoll, sondern auch Kalfany und Echt Sylter Brisen-Klömbjes.
Die Pulmoll-Pastille ist keine deutsche Kreation. 1946 wurde sie vom französischen Apotheker Jacques Lafarge erfunden und in Frankreich zum echten Renner. Der Name „Pulmoll“ ist dabei angelehnt an das lateinische Wort für Lunge „pulmo“ – die Kombination aus Süßholzwurzel, Honig und Menthol im Bonbon soll bei Heiserkeit und Husten guttun. 1956 kam das Hustenbonbon als freiverkäufliches Gesundheitsprodukt auf den deutschen Markt und wurde exklusiv in Apotheken verkauft. Die Deutschen schlotzten fortan, was das Zeug hielt.
Bis die putzige Pastille allerdings in Müllheim hergestellt wurde, dauerte es noch ein paar Jahre. In dem Markgräfler Städtchen werden seit 1971 Bonbons produziert, anfangs aber ausschließlich unter der Marke Kalfany. Das Unternehmen wurde 1948 in München von Karl und Franziska („Fanny“) Berger gegründet, die im Firmennamen ihre Vornamen verewigten. In den 70ern zog die Firma nach Müllheim um.
2002 kaufte die Hamburger Zertus-Gruppe Kalfany auf. Im Jahr darauf übernahm Zertus die Marke Pulmoll und erweiterte damit das Sortiment von Kalfany. Die drolligen Drops waren bis dahin von Milupa im hessischen Taunus hergestellt worden. Heute ist Pulmoll Kalfany laut eigenen Angaben Europas größter Hersteller von Dosenbonbons und Pulmoll eine der erfolgreichsten Dosenbonbonmarken.
In Müllheim sind aktuell 60 Mitarbeiter an der Produktion von jährlich mehr als 3.000 Tonnen Lutschbonbons beteiligt, im Fachjargon Hartkaramellen genannt, die in mehr als 60 Länder exportiert werden.
Die Zertus-Gruppe, die aus der einst größten Zuckerraffinerie Europas entstanden ist, hat (Pulmoll Kalfany in Müllheim und Süße Werbung in Herbolzheim eingeschlossen), heute insgesamt zwölf Tochtergesellschaften, mehr als 2.300 Beschäftigte und 30 Marken im Vertrieb. Sie erzielte 2022 laut Unternehmensregister einen Umsatz von rund 500 Millionen Euro.
Und die knuffigen Kügelchen? Auch die entwickelten sich in den mehr als 70 Jahren seit ihrer Erfindung weiter. Anfang der 1980er-Jahre kamen acht Kräuter- und Früchte-Varianten dazu, inzwischen gibt es ganze 14 Sorten, darunter auch zuckerfreie. Die Rezeptur der originalen Pastille ist dagegen nahezu unverändert geblieben. Ganz neu ist jetzt die Sorte „Pulmoll Schwarzwald Kräuter“ mit Thymian aus dem Schwarzwald, der in Müllheim zu einem Kräuter-Extrakt verarbeitet wird. Der Drops ist also längst nicht gelutscht. se