In unserer Rubrik „Aus dem Südwesten“ stellen wir Produkte vor, die viele kennen, von denen aber wenige wissen, dass sie in der Region hergestellt werden. Diesmal: die Max Bill Automatic von Junghans aus Schramberg.
Schramberger Pioniere
Die Uhrenfabrik Junghans ist ein Pionier: Die Brüder Erhard und Xaver Junghans waren die ersten, die ab dem Jahr 1866 in Deutschland Wand- und Tischuhren industriell fertigten. 1903 hatte Junghans sich zur größten Uhrenfabrik der Welt entwickelt: Rund 3.000 Mitarbeiter stellten drei Millionen Uhren im Jahr her. Die erste Armbanduhr mit einem selbst konstruierten Werk produzierte Junghans im Jahr 1930 und entwickelte diese stetig weiter. 1951 war das Unternehmen der größte Chronometerhersteller Deutschlands (Chronometer sind auf Präzision geprüfte mechanische Uhren) und 1956 der drittgrößte weltweit – nach Omega und Rolex aus der Schweiz. 10.000 Stück verließen im Jahr das Werk. Mitte der 1950er-Jahre verlor die Firma die Eigenständigkeit; zugleich entwarf der Bauhaus-Schüler Max Bill Uhren für Junghans, die heute als Designikonen gelten.
Junghans heute
Seit 2009 gehört die Uhrenfabrik den Schramberger Unternehmern Hans-Jochem und Hannes Steim. Heute sind 112 Mitarbeiter beschäftigt, der Umsatz betrug zuletzt 22 Millionen Euro. Zwischen 50.000 und 60.000 Uhren verlassen jährlich das Werk in Schramberg. In Deutschland, dem Hauptmarkt, werden sie in rund 500 Fachgeschäften verkauft. Darunter sind die Juwelierketten Wempe, Christ, Kraemer und Oro Vivo sowie die Kreuzfahrtschiffe Aida und „Mein Schiff“. Im Ausland kümmern sich Partner um den Vertrieb.
Von Hand montiert
Die meist verkaufte Junghans-Uhr ist das Modell Max Bill Automatic mit weißem Zifferblatt, schwarzen arabischen Zahlen und schwarzem Armband (Bild). Sie ist eine Unisexuhr, das Gehäuse hat einen Durchmesser von 38 Millimetern. In einem gläsernen Raum mit gefilterter Luft wird sie montiert: Eine Mitarbeiterin setzt erst die im Haus bedruckte Datumsscheibe und dann das Zifferblatt auf das mechanische Uhrwerk, schließlich folgen Stunden-, Minuten- und Sekundenzeiger. Darauf prüft sie die Position von Werk sowie Zeigern und montiert sie schließlich ins Gehäuse. Nach der Endkontrolle erhält die Uhr eine Lasergravur inklusive Seriennummer. Schließlich wird das Armband angebracht und die Uhr verpackt. Von der Max Bill Automatic gibt es elf verschiedene Ausführungen. Rund 7.000 Stück wurden 2018 produziert. Das Modell gibt es nicht nur als mechanische, sondern auch als Funkuhr und mit Quarzantrieb.
164 Modelle, vier Linien
Zur aktuellen Kollektion von Junghans zählen vier Linien (Max Bill, Meister, Form und Performance mit Funk-, Funk-Solar- und Solaruhren) mit zusammen 164 Modellen. Die Max-Bill-Linie umfasst 65 Modelle. Vier von ihnen wurden anlässlich des Bauhaus-Jubiläums in diesem Jahr in limitierter Auflage gefertigt. Bei einem, einer mechanischen Tischuhr, stammt das Werk aus der Region. Ansonsten bezieht Junghans die Uhrwerke für seine mechanischen und Quarzuhren aus der Schweiz, die Werke der Funk- und Funk-Solaruhren werden in Schramberg entwickelt und gefertigt. Ziel von Junghans ist es laut Geschäftsführer Matthias Stotz, die Fertigungstiefe zu erhöhen.
mae