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Ausgabe 10/2025
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Vielfalt im Betrieb

Teamgeist trotzt Unterschieden

Geschlecht, Geburtsjahr, Geburtsort: Teams sind heterogen, weil Menschen unterschiedlich sind. Für Unternehmer heißt das: Sie müssen ihre Mitarbeiter zusammenführen und zusammenhalten. Doch es gibt viele Beispiele, wie das gelingen kann. Wir haben bei Unternehmen nachgefragt.

Um das Rössle zukunftssicher zu machen, setzen Alexander Maier (Foto), seine Frau Narnia und das Leitungsteam auch auf Elemente der Systemgastronomie, wenn es um das Anlernen oder die Ausbildung geht. Foto: Dimitri Dell

Sprache ist nicht nur das verbindende Element über Grenzen hinweg, sondern auch Teil jeder Integration. Davon ist Alexander Maier überzeugt. Deshalb hat der Hotelier aus Todtmoos das Personalmanagement in seinem Betrieb restrukturiert.
Je nach Saison und Auslastung hat Alexander Maier 50 Mitarbeiter im Vier-Sterne-Superior-Hotel Rössle. Viele seine Mitarbeiter stammen aus der Umgebung, doch um den Betrieb am Laufen zu halten, muss der Unternehmer auch jenseits der Region Personal suchen. „Bis vor 15 Jahren war das nicht unbedingt notwendig, jetzt geht es anders gar nicht mehr.“ Im Gastgewerbe nichts Besonderes. „Da geht es uns wie vielen anderen Betrieben“, sagt er. Das Hotel holte sich Hilfe von Agenturen und warb Kräfte zuerst in Tschechien und der Slowakei an. Daraus wurde der gesamte osteuropäische Raum. „Das hat wunderbar funktioniert. Wir hatten tolle Leute“, blickt er zurück. Doch meist waren die Arbeitsverhältnisse von kurzer Dauer. Nach zwei Jahren – mit viel Fachwissen und Kompetenz ausgestattet – suchten seine Leute eine neue Herausforderung oder machten sich in ihrem Heimatland selbstständig. Das sei das Problem in seinem Gewerbe, man wird Opfer seines eigenen Erfolgswegs: „Du entwickelst Menschen, die dann weitergehen oder mehr verdienen wollen.“

Auf langfristige Engagements setzen
Mittlerweile rekrutieren die Maiers Mitarbeiter über sozial engagierte Agenturen aus Madagaskar und Südostasien. Und sie setzen auf langfristige Engagements. Das gelingt. Younes El Harch ist seit drei Jahren im Rössle und hat sich zum Chef de Rang hochgearbeitet. Er ist damit nicht nur eine wichtige Leitungskraft im Restaurant und Ansprechpartner für Gäste, sondern auch eine Art Botschafter. Sein Werdegang dient der Agentur vor Ort als positives Beispiel: Sein beruflicher Erfolg macht anderen Mut. Etwa Joie Anne Findrama. Die 25-Jährige aus Madagaskar hatte sich im Frühjahr 2024 für eine Ausbildung im Rössle entschieden und ist mittlerweile im zweiten Lehrjahr. An diesem Tag steht sie in der Küche und legt Gemüse ein.
Ein paar Kilometer weiter schnappt Alec Klett sich eine große Lyoner am Stück mit der rechten Hand und dreht sich zur Schneidemaschine um. Scheibe um Scheibe flutscht hinter dem rotierenden Messer hervor – und landet ordentlich auf dem Einschlagpapier. Dann klappt er das Papier ein, greift mit der rechten Hand um und verpackt die Wurst fachmännisch. Mit seiner linken, die auch in einem schwarzen Hygiene-Handschuh steckt, hält der 23-Jährige das kleine Paket dabei an Ort und Stelle. Nachdem er die Wurst gewogen, das Päckchen etikettiert und an den Kunden übergeben hat, räumt er die Lyoner weg. Ganz normale Arbeitsschritte hier an der Wursttheke des Hieber-Markts in Lörrach. „Vielleicht bin ich manchmal ein bisschen langsamer als die Kollegen“, sagt der Fleischereifachverkäufer und blickt auf seine linke Hand. Denn dort – verdeckt unter dem schwarzen Handschuh – steckt eine Prothese.

Mit Vielfalt nach vorne: Alec Klett ist Fleischereifachverkäufer bei Hieber (oben), Joie Anne Findrama (unten) macht ihre Ausbildung im Rössle, wo Younes El Harch (ganz unten) inzwischen Chef de Rang ist. Fotos: Patrick Merck; Anna Glad; Hochschwarzwald Tourismus GmbH_Dell

Für Karsten Pabst, geschäftsführender Gesellschafter von Hieber, spielt dieses Handicap keine Rolle. Vielfalt ist für ihn ganz normal. Der Lebensmittelhändler im Markgräflerland beschäftigt Menschen aus 43 Nationen, sagt der gebürtige Franke – und fügt mit einem Lächeln an: „Die verschiedenen Bundesländer nicht mitgerechnet.“ Denn kulturelle Unterschiede gibt es nicht nur beiderseits des Oberrheins oder zwischen Deutschen und Indern. „Ich bin als kulinarischer Tiefflieger hier ins Dreiländereck gekommen“, sagt er über seine ersten Jahre. „Essen hat hier einen besonderen Stellenwert – quer durch alle Bevölkerungsschichten. Das gibt es nicht so oft in Deutschland.“

Vorteile und Herausforderungen
Menschen unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer einfach. „Je früher damit begonnen wird, desto besser“, sagt Alexandra Thoß. Sie leitet das Geschäftsfeld Ausbildung bei der IHK Hochrhein-Bodensee: „Gerade wenn es um verschiedene Kulturen oder Backgrounds geht, kann das viele Vorteile mit sich bringen – man muss sich auf andere einstellen und lernen, Rücksicht zu nehmen. Da geht es in erster Linie um gegenseitigen Respekt.“ Für die Ausbildungsexpertin ist das persönlichkeitsbildend und fördert das Demokratieverständnis: „Diversität führt auch oft zu einem besseren Betriebsklima!“

Doch wo Sonne ist, gibt es auch Schatten. Gerade, wenn es sich um internationale Vielfalt dreht: „Die sprachlichen Hürden sind oft und gerade in der Berufstheorie – also in der Berufsschule und bei den Prüfungen – ein Problem.“ Das belaste sowohl die Auszubildenden als auch das Lehrpersonal, weiß Alexandra Thoß: Denn die jungen Menschen starten mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in die Ausbildung. „Da kann es vorkommen, dass Azubis mit Abitur neben solchen sitzen, die erst hier in Deutschland alphabetisiert wurden.“ Diese Gruppe unter einen Hut zu bringen, sei manchmal eine Herkulesaufgabe.
Umso wichtiger sei es, die Gemeinsamkeiten in den Mittelpunkt zu rücken – oder eine Basis zu finden.

Von McDonald‘s lernen
Um das Rössle zukunftssicher zu machen, setzen Alexander Maier, seine Frau Narnia und das Leitungsteam unter anderem auf Elemente der Systemgastronomie, wenn es um das Anlernen oder die Ausbildung geht. Den Gedanken dazu hatte Maiers Vater. „Er war immer begeistert von McDonald‘s und Burger King.“ Nicht von den Speisen oder dem Ambiente, sondern vom System dahinter. „Die haben uns etwas voraus!“ Der Grundgedanke beim Personal: Nach drei Wochen Schulung und Zuschauen bringt eine Kraft schon etwas ein, weil sie erste Arbeiten allein übernehmen kann. Aus der Idee wurde ein Konzept: „Dann haben wir das System in der Küche vor acht Jahren komplett auf links gedreht.“ Für die Mitarbeiter heißt das: Sie übernehmen rasch Verantwortung und werden Teil des Teams.
Das Grundgerüst für das Arbeiten im Rössle bildet ein kleines Handbuch. Alle, die im Todtmooser Wellness-Hotel als Arbeitskraft beginnen, erhalten es. Neben Informationen zum Hotel, dem Gelände und allen Ansprechpartnern, werden hier auch Regeln kommuniziert. Im Rössle-Knigge heißt es an erster Stelle: „Wir sagen ‚Bitte‘ und ‚Danke‘.“ Ebenfalls festgehalten wird, dass die Umgangssprache sowohl im Gastbereich als auch in der Küche oder den Aufenthaltsräumen Deutsch ist. „Ich verlange von keinem, dass er Grammatikexperte ist, denn das bin ich vom Dialekt her selber nicht. Aber man muss sich so weit auf Deutsch verständigen können, dass man vermitteln kann, was man möchte beziehungsweise versteht, was andere möchten.“ Das funktioniert und scheint positiv zu fruchten. Younes El Harch hat mittlerweile begonnen, Alemannisch zu lernen, um noch näher an den Gästen zu sein.

Dazu lässt man die neuen Langzeitkräfte und Azubis erst einmal ankommen. Vor ihrem ersten Arbeitstag haben sie ausreichend Zeit, um alle notwendigen Behördengänge zu erledigen und ein Konto zu eröffnen. „In der Regel fängt niemand am Tag nach seiner Ankunft an. Zwei oder drei Tage für die Akklimatisierung hilft den Neuankömmlingen und damit langfristig auch uns. Der Sprung in einer andere Region, in eine bestehende Gruppe und einen neuen Lebensabschnitt ist für niemanden einfach“, weiß Alexander Maier.

Klare Strukturen, nachvollziehbare Werte
Gegenseitiges Kennenlernen steht auch bei den Hieber-Azubis auf der Agenda. Bevor sie ihre Ausbildung in einem der 16 Märkte beginnen, starten sie als Gruppe in der Zentrale in Binzen. Zusätzlich stellen sich alle Ansprechpersonen während der Ausbildung vor. „Das ist uns wichtig, weil wir nur als Team erfolgreich sein können“, sagt Karsten Pabst.
Woher eine Arbeitskraft kommt oder welche körperliche Einschränkung vorliegen mag, für Pabst ist das Nebensache. „Man braucht als Unternehmen eine eigene Philosophie oder besser einen Wertekanon. Der muss klar benannt sein, und es müssen sich alle in ihm wiederfinden.“ Klare Strukturen und nachvollziehbare Werte sind für den 51-Jährigen die Leitplanken, die ein Unternehmen sicher fahren lassen: „Und es müssen sich alle daran halten, egal ob Azubi im ersten Jahr, Abteilungsleitung oder Führungsriege.“ Nur wenn das von allen gelebt werde, wird es auch von allen akzeptiert.
Inzwischen ist es kurz nach 18 Uhr an diesem Montag. Alec Klett könnte seine schwarzen Hygiene-Handschuhe schon ausgezogen haben. Feierabend. Doch die Schlange an der Theke ist lang. Also hängt er ein paar Minuten dran. Heute hilft er aus, morgen kann es genauso gut andersherum sein. Am Ende zählen das Team und der Zusammenhalt, von dem alle profitieren. Patrick Merck

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Ihre Ansprechpartnerin: Alexandra Thoß
Geschäftsfeld Ausbildung
0 75 31/28 60-1 31
alexandra.thoss@konstanz.ihk.de

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