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Handel im Wandel

Wie die Citys Zukunft haben

Raue Zeiten für Innenstädte, doch der Handel gibt nicht auf. Überall stemmen sich engagierte Gewerbevereine, kreative Händler und mutige Kommunen gegen Leerstand und Rückgang. Mit Events, starken Gemeinschaften und frischen Ideen zeigen sie: Die City hat Zukunft – man muss sie nur gestalten.

Der pinke Hirsch röhrt seit 2017 in Elzach. Er ist das Wahrzeichen des Schwarzwald-Heimat-Markts und fast schon Wappentier der Stadt. Meyer und Koch

Am Sonntag ist die Welt noch in Ordnung. Zumindest hier in Elzach beim Schwarzwald-Heimat-Markt. Fashionbegeisterte und Schwarzwaldfans tummeln sich in der Altstadt. Zeitweise gibt es kaum ein Durchkommen, auch in den Geschäften nicht. Am Montag sieht es schon wieder anders. Die Straßen sind deutlich leerer. Wie in anderen Städten, wo die Lage – ganz im Gegensatz zu Elzach – teils erschreckend ist. Denn wo früher Schaufenster zum Bummeln eingeladen haben, hängen heute immer öfter „Zu vermieten“-Schilder. Die Fußgängerzone hat an Flair verloren, der klassische Einkaufsbummel scheint aus der Mode zu kommen. Hat die Innenstadt als lebendiger Mittelpunkt ausgedient?
Eine berechtigte Frage, sagt Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg in Stuttgart. Der Strukturwandel im Handel, beschleunigt durch die Corona-Pandemie, hat tiefe Spuren hinterlassen. Viele Einzelhandelsunternehmen kämpfen mit sinkenden Umsätzen und Frequenzen in den Stadtzentren. „2020 ist die Kundenfrequenz gegenüber dem Vorkrisenniveau um mehr als 30 Prozent gesunken – und sie hat sich bis heute nicht vollständig erholt.“ Die Ursache sieht Hagmann aber nicht nur im Onlinehandel. In vielen kleineren Städten fehle es an stimmigen Konzepten, um dem Strukturwandel aktiv zu begegnen. Stattdessen: hohe Mieten und starre Nutzungskonzepte für Immobilien, viel Bürokratie und (kommunale) Regelungswut; schlechte Erreichbarkeiten der Geschäfte sowie mangelnde Aufenthaltsqualität tragen ebenfalls dazu bei, dass Innenstädte an Lebendigkeit verlieren.

„Wer einfach abwartet, der verliert“
Doch die Lage ist nicht hoffnungslos – im Gegenteil. „Innenstadtsterben muss nicht sein. Doch wer einfach nur abwartet, verliert“, sagt Wolfgang Koch, der zusammen mit Marco Meyer die Agentur Meyer und Koch in Endingen führt. Ihr Fachgebiet: Strategieentwicklung, insbesondere bei der Neuausrichtung von kleineren Städten und der Professionalisierung von Gewerbevereinen.
Ihrer Erfahrung nach muss die Devise lauten: Aktivität entwickeln! Gemeinderat, Bürgermeister, Gewerbetreibende – nur wenn alle mitziehen und Geld in die Hand nehmen, kann sich etwas bewegen. Dass nicht allein der Onlinehandel der Hauptfeind des Einzelhandels ist, sondern die Probleme oft hausgemacht sind, zeigt auch ihre Erfahrung: „Wir stellen immer wieder fest, dass es den Händlern wie den Kommunen schlicht an Fantasie fehlt, um attraktiv für Besucher und Kunden zu sein“, sagt Koch, der selbst aus dem Einzelhandel stammt. Heute reiche es einfach nicht mehr, morgens die Tür aufzuschließen und abends den Schlüssel wieder umzudrehen. Der Einzelhandel müsse sich als Teil der Freizeitwirtschaft begreifen und sich klar positionieren – als Marktstadt beispielsweise. Koch: „Das muss in der ganzen Stadt und in jedem Laden spürbar sein!“ Wie das geht, zeigt Elzach. In der 7500-Einwohner-Stadt haben Koch und Meyer den Gewerbeverein umgekrempelt, aus 80 Mitgliedern binnen kürzester Zeit 130 gemacht und den Schwarzwald-Heimat-Markt initiiert. Kein bisschen altbacken, sondern ein modernes Event. Sehr stylish, mit vielen Ausstellern und tausenden von Besuchern aus ganz Deutschland. Das Wahrzeichen des Marktes ist ein pinker Hirsch, der zum inoffiziellen Wappentier von Elzach geworden ist – vom Metzger, der sein Hirschgulasch in Dosen mit pinkem Hirsch drauf verkauft, bis zur Fahne am Privathaus. Identifikation pur, ob beim Jungunternehmer oder dem alteingesessenen Gastronomen. Die Elzacher ziehen an einem Strang – mit großem Erfolg und Außenwirkung.

 

„Innenstädte sind mehr als nur Einkaufsorte. Sie sind soziale Treffpunkte und Identifikationsräume.“

Dass man gemeinsam mehr erreichen kann, davon ist man auch in Gengenbach überzeugt. In der für ihre schmucke Altstadt und den weltgrößten Adventskalender bekannten Stadt im Ortenaukreis haben sich der Gewerbe- und Handwerkerverein sowie das Aktionsteam Gengenbach vor wenigen Wochen zusammengetan. Als Gewerbe- und Handwerkerverein wird man künftig zusammen und erstarkt das Ziel verfolgen, das schon immer das gleiche war: die Belebung der Innenstadt. Wie gut das funktioniert, hat die Ladies Night 2024 gezeigt, die statt wie früher nur auf dem Marktplatz, erstmals in der ganzen Stadt stattfand. Mehr als doppelt so viele Besucher tummelten sich laut Stadtverwaltung in den Geschäften und Straßen.

Gemeinsam geht mehr
„Innenstadt geht nur gemeinsam. Das ist eine Erkenntnis aus der Zeit der Corona-Pandemie. Wo der Schulterschluss zwischen Gastgewerbe, Einzelhandel und Dienstleistungssektor stark ist, gelingt mehr: weil es mehr Akteure, mehr Ideen und mehr Vielfalt gibt“, weiß Philipp Hilsenbek, Innenstadtberater bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg. Gewerbevereine stehen für diese Vielfalt und sorgen dafür, dass der lokale Handel eine starke Stimme hat.

Der Weihnachtsmarkt in Haslach sorgt für Leben in der Stadt. HGV Haslach

Wie sehr eine Stadt von einem aktiven Gewerbeverein profitieren kann, zeigt Haslach im Kinzigtal. Über 100 Markttage im Jahr machen die Stadt seit dem Mittelalter zur Handelsdrehscheibe – und das hat sich bis heute nicht geändert. Ob Wochen-, Bauern- oder Weihnachtsmarkt, Flohmarkt oder Kleintierbörse: Die Stadt lebt. Vom Aussterben kaum eine Spur: gut sortierter Einzelhandel, Bäcker, Metzger, Gastronomie – alle organisiert in einem sehr aktiven Gewerbeverein. 140 Mitglieder zählt der Handels- und Gewerbeverein Haslach (HGH), der für jede Menge Aktionen sorgt, die den Handel stärken: „Fünf Gutscheinaktionen anlässlich der großen Haslacher Jahrmärkte, zwei Late-Night-Shoppings, drei verkaufsoffene Sonntage, Schnäppchentage, Schulanfänger-Aktion und vieles mehr“, zählt Geschäftsführer Martin Schwendemann auf. Neu seit 2024: der Kulinarische Weihnachtsmarkt in der Altstadt. Veranstalter war die Stadt Haslach, die für finanzielle Sicherheit sorgte. „Organisatorisch und personell war die Veranstaltung ein echtes Joint Venture zwischen Kommune und HGH“, sagt Schwendemann. Ein leuchtendes Beispiel für eine funktionierende Standortgemeinschaft.

Auch in Radolfzell wird die Innenstadt nicht sich selbst überlassen. Hier arbeitet der Gewerbeverein eng mit Tourismus- und Stadtmarketing zusammen. „Wir zeigen, dass durch gemeinschaftliches Engagement und kreative Konzepte das Aussterben der Innenstadt verhindert werden kann“, sagt Suse Schad, Leiterin der Geschäftsstelle der Aktionsgemeinschaft Radolfzell. Besonders stolz ist man auf die eigenen Events, wie „See(h)reise“, „Tag des Rades“ und „Musik uff de Gass“, die Einheimische und Gäste begeistern. Wie in Haslach zählt der Verein 140 Mitglieder aus Handel, Gastronomie und Dienstleistung. „Vor allem in Zeiten des Onlinehandels und veränderter Konsumgewohnheiten braucht es Gewerbevereine, um Innenstädte lebendig zu halten und gemeinschaftlich neue Ideen zu entwickeln“, so Schad.

Corona-Gewinner: die mittelgroßen Städte
„Seit Corona haben gerade mittlere Städte bei ihren Kunden an Attraktivität gewonnen“, beobachtet Handelsverbands-Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann. Gründe sind die gute Erreichbarkeit, kurze Wege und ein (noch?) attraktiver Branchenmix. Zudem arbeiten Bürgermeister und Wirtschaftsförderer eng mit ihren Händlern vor Ort zusammen – ein starkes Plus für den Handel. „Prinzipiell gilt jedoch, dass größere Städte im Wettbewerb der Standorte in der Regel bessere Karten haben.“ Ein breiteres Angebot an Kultur, Gastro und Freizeitmöglichkeiten ziehe Einheimische wie Touristen an.

Freiburg ist so ein Beispiel. Die Stadt setzt bewusst auf ein ausgewogenes Angebot aus Handel, Gastronomie und Freizeit. Denn auch die Einkaufsstadt im Breisgau hatte in den vergangenen Jahren zu kämpfen, etwa mit der Schließung des traditionsreichen Modehauses Kaiser vor zwei Jahren. Mehr als 200 Menschen verloren ihren Job, 7000 Quadratmeter Ladenfläche in 1A-Lage standen plötzlich leer. Das ist mittlerweile zwar Vergangenheit, doch Stillstand kann sich niemand leisten. Unterstützung erhalten die Händler von der FWTM (Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe), die Events organisiert, Händler bei der Digitalisierung unterstützt und Kooperationen wie die Initiative „Gemeinsames Freiburg“ fördert. „Außerdem haben wir mittlerweile elf Pop-up-Stores initiiert, die für ein abwechslungsreiches, immer wieder neues Einkaufserlebnis sorgen“, so die FWTM.

Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg Handelsverband B-W

Aber ein Geheimrezept für eine funktionierende Innenstadt? Das gibt es nicht. Nur einige Zutaten sind gesetzt: Omnichannel-Konzepte, nachhaltige und lokale Waren, individuelle Beratung und ein Einkaufserlebnis, das über die bloße Produktpräsentation hinausgeht. „Inszenierungen, Events, spannende Kooperationen, individuelle Beratung und exzellenter Service werden künftig noch wichtiger“, betont Sabine Hagmann. Gleichzeitig rät sie Händlern, digitale Werkzeuge und KI aktiv zu nutzen – mit eigener Webpräsenz, Social-Media-Aktivitäten oder Click-&-Collect-Angeboten.

Outlets und Online-Shop
Das Modehaus Zinser macht vor, wie es geht. Das seit 147 Jahren in der Region verwurzelte Familienunternehmen betreibt acht Standorte: am Firmenstammsitz in Tübingen, in Herrenberg, Reutlingen und Bad Mergentheim sowie in Offenburg, Lahr, Singen und Villingen-Schwenningen. Alles zusammen: 46 000 Quadratmeter. Dazu kommen zwei Outlets und ein Online-Shop. 2024 verzeichnete das Modeunternehmen rund 95 Millionen Euro Umsatz, erst kürzlich wurde es mit dem Handelspreis der Sparkassen-Finanzgruppe ausgezeichnet. „Bei unseren Kunden ist der Wunsch nach mehr Erlebnis, Qualität, persönlicher Beratung und Begegnung deutlich gestiegen“, bestätigt Christian Klemp, Sprecher der Geschäftsführung. In den Häusern gibt es Ruhezonen, WLAN, Getränke – und Wohlfühlatmosphäre. Events und private Shoppingtermine sorgen für Kundenbindung. Gleichzeitig sind laut Klemp die Kunden deutlich digitaler geworden: „Weil wir alle weniger Zeit haben, wollen wir uns online informieren und gezielt einkaufen. Deswegen betrachten wir unseren Online-Shop als Service am Kunden.“ Ein Newsletter und bald auch Whatsapp als Kommunikationsmittel gehören dazu. Klemp: „Ich glaube fest an die Innenstädte. Sie sind Orte der Begegnung und des Handels, das war schon immer so und wird auch so bleiben. Aber wir müssen etwas dafür tun!“

Doch nicht nur Händler sind gefordert, wenn es um den Erhalt der Innenstädte geht. Auch die Politik muss handeln – auf Landes- und kommunaler Ebene, fordert der Handelsverband. So müssten Innenstädte auch weiterhin mit dem Auto erreichbar sein – gerade im Flächenland Baden-Württemberg von großer Bedeutung. Dazu kommen Forderungen nach mehr Aufenthaltsqualität, Sicherheit und Sauberkeit. Mehr Flexibilität bei den Ladenöffnungszeiten auch mit Blick auf verkaufsoffene Sonntage, verbesserte finanzielle Rahmenbedingungen für Investitionen und Nachfolgelösungen im Handel sowie eine klare Unterstützung von Initiativen zur Belebung der Stadtzentren nennt Sabine Hagmann ebenfalls. „Denn nur wenn alle Beteiligten – Politik, Verwaltung, Händler und Bürger – gemeinsam an einem Strang ziehen, bleibt die Innenstadt ein lebendiger und attraktiver Ort.“ Daniela Santo

Zukunft des Einzelhandels

Stillstand kann sich der Handel nicht leisten. Wer erfolgreich sein will, muss sowohl physisch als auch digital erreichbar sein. Zu diesem Ergebnis kommen mehrere Studien:

  • Studie des Nuremberg Institute for Market Decisions
  • Studie von EY Deutschland
  • Studie von PwC
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