Wirtschaft im Südwesten
5 | 2018
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REGIO
REPORT
IHK Südlicher Oberrhein
E
ine Berufserfahrung der etwas anderen Art ha-
ben elsässische Schüler erlebt. Im Rahmen des
Projekts „Schnupperpraktikum am Oberrhein“
absolvierten die Jugendlichen der 9. und 10. Klassen
ein einwöchiges Praktikum in deutschen Betrieben
oder eine Berufserkundungswoche. Für ihren Einsatz
bekamen die mehr als 180 Schüler anschließend bei
einer offiziellen Feier im Europa-Park in Rust ihre Teil-
nahmebescheinigung ausgehändigt.
Junge Leute haben heute bei der Berufswahl viele Mög-
lichkeiten und sind vielen Eindrücken ausgesetzt. Oft
fühlen sie sich damit überfordert, und es ist wichtig,
ihnen eine Orientierungshilfe zu geben. Gleichzeitig
fehlt es vielen deutschen Unternehmen derzeit an
Fachkräften, sodass diese auch bereit sind, etwas
Neues auszuprobieren. Aus diesen Gedanken heraus
ist das Projekt „Schnupperpraktikum am Oberrhein“
entstanden. Es richtet sich an elsässische Schüler der
9. und 10. Klassen. Die Jugendlichen verbringen eine
Woche in Deutschland und sammeln in Unternehmen
oder gewerblichen Schulen erste Erfahrungen mit der
Berufs- und Arbeitswelt. Ziel ist es, die Mobilität und
interkulturelle, sprachliche und soziale Kompetenzen
der jungen Menschen zu stärken sowie einen Beitrag
zur Berufsorientierung zu leisten. Das Projekt fand
nun zum dritten Mal statt. Beim ersten Durchgang
nahmen 13 Schüler aus einem Collège teil, für das noch
laufende Schuljahr 2017/2018 zählte die IHK mehr als
120 Schüler. „Das hätte zu Beginn niemand von uns
oder den Projektpartnern Académie de Strasbourg
und Handwerkskammer Freiburg zu träumen gewagt“,
sagte Simon Kaiser, Leiter des Geschäftsbereichs Aus-
und Weiterbildung der IHK Südlicher Oberrhein, bei
der Feierstunde des Projekts im Europa-Park. 188 der
insgesamt 242 Praktikanten, die bisher teilgenommen
haben, waren anwesend und erhielten ihre Teilnahme-
bescheinigungen. Der Festakt fand im Rahmen der
deutsch-französischen Aktionswoche am Oberrhein
des Interreg V-Projekts „Erfolg ohne Grenzen/Réussir
sans frontières“ statt.
„Ein Praktikum in einem anderen Land ist ein beson-
deres Abenteuer. Für dieses Erlebnis braucht es Mut
und es ist wunderbar zu sehen, wenn das funktioniert“,
sagte Tanja Burkart, Geschäftsführerin von Zoo Bur-
kart in Freiburg. Die Tierhandlung war von Anfang an
am Projekt beteiligt und hat im laufenden Schuljahr
erneut drei Praktikanten aufgenommen. „Zu Beginn
trauen sich viele der jungen Leute noch wenig, in der
Fremdsprache zu sprechen“, berichtete Burkart. „Doch
zum Glück arbeiten wir in einer emotionalen Branche,
und die Tiere bauen auch für die Sprache eine Brücke.“
Während der aktuellen Runde wurden die Jugendlichen
zum Teil per Video begleitet und konnten zeigen, was
sie während der Woche in Deutschland bewegte. Am
Anfang standen bei vielen die Aufregung im Vorder-
grund. In welche Richtung muss ich die Straßenbahn
nehmen? Werde ich mit meinen Sprachkenntnissen
genug verstehen? Wird mir die Arbeit gefallen? Das
fragten sich viele der Jugendlichen. Für sie galt es,
eine Welt zu entdecken, die sie vorher nicht gekannt
hatten. Rückblickend verlief das Projekt für die meis-
ten positiv. „Es war eine schöne Zeit. Die Mitarbeiter
in meinem Betrieb haben sich viel Zeit genommen,
um mir zu helfen. Ich habe viel gelernt“, berichtete
Cécilia Arnold vom Collège R. Cassin in Cernay, eine
der Praktikantinnen bei Zoo Burkart. Auch Théo Rogue
vom Collège de Ferrette, der sein Praktikum bei Elek-
tro Meyer in Breisach absolvierte, hat der Aufenthalt
Die teilnehmenden
Schüler und die beteiligten
Akteure des „Schnupper-
praktikums am Oberrhein“
bei der Feierstunde im
Europa-Park.
Bild: Petra Enghauser
„Schnupperpraktikum am Oberrhein“: Mehr als 180 französische Schüler
In deutsche Betriebe