5 | 2018
Wirtschaft im Südwesten
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REGIO
REPORT
IHK Südlicher Oberrhein
W
ie eine Konversion erfolgreich ge-
lingen kann, schaute sich Lecornu
Mitte April auf deutscher Seite im
Gewerbepark Breisgau an –in Begleitung zahl-
reicher deutscher wie französischer Vertre-
ter aus Politik und Wirtschaft, darunter auch
Präsident Steffen Auer, Hauptgeschäftsführer
Andreas Kempff und Geschäftsbereichslei-
terin Pascale Mollet-Piffert von der IHK. Der
Geschäftsführer des Gewerbeparks Markus
Riesterer berichtete dem französischen Spit-
zenpolitiker über die Entwicklung des 564
Hektar großen einstigen Militärgeländes.
1994 war der Bundeswehr-Fliegerhorst Brem-
garten geschlossen worden, danach begann
die Umwandlung in ein interkommunales Ge-
werbegebiet, an dem die Stadt Freiburg, der
Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und
zehn Nachbargemeinden beteiligt sind. Heute
zählt der Gewerbepark Breisgau etwa 170 Un-
ternehmen mit zusammen rund 2.100 Mitar-
beitern. Damit ist er voll, und die Verwaltung
denkt über Expansionsmöglichkeiten nach.
Weil diesseits des Rheins die Gewerbeflächen
rar sind, schaut man schon seit einigen Jahren
mit Interesse auf das Akw-Gelände auf der
anderen Rheinseite.
Diese Idee eines nicht nur interkommunalen,
sondern zudem binationalen Gewerbegebiets
rückt nun in greifbare Nähe. Denn die fran-
zösische Regierung unter Präsident Macron
will die Herausforderungen, die sich mit dem
Aus von Fessenheim ergeben – insbesondere
der Verlust von Arbeitsplätzen und Steuer-
einahmen – nutzen, um im Elsass eine europä-
ische Modellregion und eine Energiewende zu
starten. Das bekräftigte Lecornu bei seinem
Besuch im Breisgau und bei dem anschließen-
den zweiten Treffen des Lenkungsausschus-
ses für die Zukunft Fessenheims in Colmar.
Und er stellte den Verantwortlichen aus der
Region einen neuen Zuständigen vor: David
Coste soll sich als „Délégué interministériel“,
also als Beauftragter mehrerer Ministerien,
nun um die Abschaltung und die Konversion
von Fessenheim kümmern. Als Zeitpunkt für
das Ende des ältesten französischen Meilers
ist immer noch von Ende 2018 oder Anfang
2019 die Rede, und es ist nach wie vor an
die Inbetriebnahme des dritten Reaktors in
Flamanville in der Normandie gekoppelt.
Das Projekt, das die Franzosen zusammen
mit den deutschen Nachbarn anpacken wol-
len, soll auch Bestandteil des neuen Elysee-
Vertrags zwischen den zwei Ländern wer-
den. Kernstück der Pläne ist eine 220 Hektar
Auch wenn nun wieder beide
Reaktoren in Fessenheim laufen
und es nach wie vor Probleme
beim Neubau des Kernkraft-
werks Flamanville gibt, das den
elsässischen Meiler ersetzen
soll, verfolgt die französische
Regierung die Konversionspläne
für Fessenheim mit Nachdruck.
Das wurde jüngst beim zwei-
ten Besuch des französischen
Staatssekretärs Sébastian
Lecornu in der Region deutlich.
Zweites Treffen zur Zukunft von Fessenheim – Staatssekretär besucht Gewerbepark Breisach
Pläne für eine Modellregion
Bild: Leonid Andronov - Fotolia
Auf dem Gelände des Kernkraftwerks
Fessenheim soll ein binationales
Gewerbegebiet entstehen. Ende des
Jahres könnte die Erschließung beginnen.