Wirtschaft im Südwesten
4 | 2018
12
Leute
KONSTANZ.
Er wird häufig als Redner gebucht,
das merkt man. Stefan Niethammer, der Konstanzer
Unternehmer, der faire, klimaneutrale T-Shirts aus
Biobaumwolle unter dem Label „3FREUNDE“ verkauft,
ist ein wunderbar zitierfähiger Interviewpartner. Er
sagt viele Sätze, die sich als Postkartensprüche eig-
nen würden. „Streiche das ,un’ aus unmöglich“ ist so
einer. Oder: „Ich habe gelernt, nicht die Hindernis-
se zu sehen, sondern die Chancen.“ Und vor allem:
„Ich wollte schon immer die Welt verändern.“ So wie
Niethammer es sagt, klingt das weder spinnert noch
abgehoben, sondern sehr sympathisch. Er erklärt ja
auch gleich, woher diese Lebensweisheiten und -ein-
stellungen kommen, nämlich von den Pfadfindern.
Seit er sieben ist, engagiert sich der heute 43-Jährige,
mittlerweile ist die älteste seiner drei Töchter sieben
und begleitet ihn.
„Das ist eine Lebenseinstellung“, sagt Niethammer, und
sie erklärt seinen Werdegang. Er erwog verschiedene
Wege, die Welt zu verändern. Kirche und Politik schieden
aus, weil er da zu wenig individuelle Gestaltungsmöglich-
keiten sah („ich wollte mich nicht verbiegen“). Deshalb
probierte er es mit einem Betriebswirtschaftsstudium.
„Die Idee war: die
Wirtschaft von in-
nen zu verändern“,
berichtet Nietham-
mer. Allein: Auch
das funktionierte
nicht so, wie er
sich das vorstell-
te. Das merkte der
motivierte junge Mann während vieler Vorstellungsge-
spräche. Die Entscheidung zur Selbstständigkeit fiel
ihm folglich nicht schwer. Er war schon kurz vor dem
Examen vorübergehend in die Chefrolle geschlüpft, weil
er den Geschäftsführer der Siebdruckerei, die T-Shirts
für seine Pfadfinder gestaltete, vertrat. Und Niethammer
stammt aus einer Unternehmerfamilie. Vater und Mutter
führten eine Kfz-Werkstatt am Hochrhein, die mittler-
weile sein Bruder übernommen hat. „Meine Eltern leben
und pflegen das Bild des ehrbaren Kaufmanns“, sagt
Niethammer. Das habe ihn sozialisiert, ebenso wie die
Pfadfinder und die katholische Kirche, in der er sich
engagierte.
Stefan Niethammer wuchs als ältester von drei Brü-
dern in Rheinfelden auf, besuchte das Wirtschafts-
Unternehmer
mit Mission
Stefan Niethammer | „3FREUNDE“
»Wir sollten nicht ,fair‘
auf unsere T-Shirts
schreiben müssen«
Bild: Ermert