Wirtschaft im Südwesten
4 | 2018
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Mitte März deutlich: Rund 100 teilnehmer waren ge-
kommen. Aufmerksam folgten sie den erläuterungen
von Maria Wilhelm, die als Referentin der Stabsstelle
europa beim landesbeauftragten für den Datenschutz
und die informationsfreiheit Baden-Württemberg ar-
beitet, und machten Notizen. Viele teilnehmer hatten
sich bereits im Vorfeld mit dem thema befasst und
fragten Details nach. Die Stimmung war konstruktiv,
doch ab und zu ging ein ungläubiges Raunen durch
den Raum oder teilnehmer äußerten ihr Unverständnis
über bestimmte Details. Zum Beispiel als es darum
ging, ob man nun sein komplettes Archiv und damit
auch tonbandaufnahmen nach personenbezogenen
Daten durchforsten müsse und von allen Betroffenen
eine erlaubnis holen müsse, diese weiterhin zu spei-
chern. Und auch, als eine teilnehmerin fragte: „Muss
ich denn meinen kompletten Kundenstamm anschrei-
ben, damit er mir bestätigt, dass ich ihn anschreiben
darf?“ Sie müsse einen immensen Aufwand betreiben
bei leuten, die sich nie beschwert hätten. „Um die ein-
willigungen kommen sie nicht drum herum“, antwortete
Maria Wilhelm. Sie riet, das einwilligungsschreiben
so aufzusetzen,
dass man es
immer wieder
verwenden kön-
ne. „Und wenn
ich Altkunden nach
zwei bis drei Jahren
wieder anschreiben möchte?“, lautete die nächste
Frage. Auch da laufe nichts ohne einwilligung, sagte
Maria Wilhelm. „Sie brauchen eine Rechtsgrundlage,
sonst müssen Sie die Daten löschen“, wiederholte die
Juristin.
Nicht immer konnte sie den teilnehmern eine befriedi-
gende Antwort geben. Denn beim thema internet – das
betrifft zum Beispiel die Datenschutzerklärung auf der
Website und das Kontaktformular – sind die genauen
Vorschriften noch unklar. Der Grund: Die sogenannte
„ePrivacy-Verordnung“ steckt noch im Gesetzgebungs-
verfahren. Wann sie verabschiedet wird und in Kraft
tritt, ob zum 25. Mai oder erst danach, sei noch nicht
sicher, betonte Maria Wilhelm (Stand Mitte März). Da-
her könne sie den Unternehmen zum thema internet
auch noch nichts Verlässliches sagen.
Die Anwesenden reagierten wiederum erleichtert, als
sie darauf hinwies, dass es auf der Homepage ihrer
Behörde verschiedene Mustervorlagen und Praxishil-
fen für viele andere Bereiche gibt – zum Beispiel für
die Anforderungen an einen Datenschutzbeauftragten
oder für das erstellen eines Verfahrensverzeichnisses.
S
tefan Cieczynski von der BVU Beratergruppe
Verkehr + Umwelt GmbH in Freiburg hat bei der
iHK Südlicher-Oberrhein Workshops zur DS-GVO
besucht. „Das hat geholfen, die diffuse informationslage
besser zu ordnen“, sagt der Datenschutzbeauftragte des
Unternehmens. Denn, so betont er: „Die deutlich
ausgeweiteten Dokumentations- und Nachweis-
pflichten sind für einen agilen Mittelständler wie
uns eine große Herausforderung.“ es sei aufwen-
dig, alle Vorgaben zu erfüllen, ohne bürokratische
Hürden aufzubauen und gleichzeitig handlungsfähig und
flexibel zu bleiben. Zudem sei es wichtig, die Mitarbeiter
mitzunehmen. Dass die BVU den Schutz der ihr anver-
trauten Daten ernst nimmt, ist für ihn selbstverständlich:
„Die Kundenbeziehung ist das höchste Gut, das es zu
schützen gilt. Diese aufs Spiel zu setzen, können wir
uns sowieso nicht erlauben“, sagt der Statistiker, der
neben seiner Arbeit als Datenschutzbeauftragter auch
in die Projektarbeit des Unternehmens eingebunden ist.
Die BVU wurde 1979 gegründet, beschäftigt 41 Mitar-
beiter und ist spezialisiert auf individuelle Softwarelö-
sungen in den Bereichen Verkehr, Vertriebssteuerung
und Unternehmensplanung. „Datenschutz wurde bei
uns schon immer gelebt, aber nicht so formal umge-
setzt, wie es jetzt gefordert ist“, sagt Stefan Cieczyn-
ski. Nun liege der Aufwand darin, „alles, was wir schon
machen, formal korrekt und vollständig zu dokumen-
tieren“.
eine weitere Herausforderung: Die BVU verarbeitet
nicht nur die Daten ihrer Beschäftigten, Kunden und
IHK-VERANSTALTUNGEN
Aufgrund der hohen Nachfrage bieten die IHKs zusätzliche
Seminare/Workshops zur Datenschutz-Grundverordnung an:
IHK Hochrhein-Bodensee:
17. April, 16 bis 19 Uhr, in der
IHK in Konstanz, 18.April, 16 bis 19 Uhr, in der IHK in Schopf-
heim. Anmeldung: Martina Muffler, Tel. 07531 2860-118,
martina.muffler@konstanz.ihk.deIHK Südlicher Oberrhein:
9.April in der IHK in Freiburg und
am 11. April in der IHK in Lahr Basisinfo für Unternehmen,
Anmeldung: Melanie Schwarzer, Tel.: 0761 3858-25, Grund-
lagen für die notwendige Basisdokumentation, 8. Mai und
11. Juni in der IHK in Freiburg,Anmeldung: Synthia Groß,Tel.
0761 3858-263,
synthia.gross@freiburg.ihk.deIHK Schwarzwald-Baar-Heuberg:
ggf. kurzfristig, Infor-
mation: Robert Dorsel,Tel. 07721 922-139,
dorsel@vs.ihk.deillustrationen: ukw-freiburg