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3 | 2018

Wirtschaft im Südwesten

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Bildungsmesse Colmar lockt über 19.400 Besucher – 24 Unternehmen am Gemeinschaftsstand der IHK

Badische Betriebe zeigen Präsenz

S

eit 40 Jahren informiert die Regionalmesse „Sa-

lon Formation Emploi Alsace“ in Colmar Schü-

ler, Arbeitskräfte und Lehrer über Möglichkeiten

der (Fort-) Bildung sowie die Jobsuche. Bereits zum

sechsten Mal war dabei Ende Januar auch die IHK

Südlicher Oberrhein vor Ort und bot Unternehmen

aus dem Kammerbezirk die Möglichkeit, an einem

Gemeinschaftsstand französische Azubis oder Fach-

kräfte zu finden.

Fachkräfte fehlen in vielen Betrieben und Branchen.

Um weiter zukunftsfähig zu bleiben, müssen die Firmen

daher auch neue Wege gehen. Dazu gehört beispiels-

weise, bei der Suche nach Azubis und Fachkräften

einen Blick über den Rhein zu werfen. „Für unsere

Wirtschaftsregion ist die grenzüberschreitende Aus-

bildung ein strategisches Zukunftsthema“, betonte

IHK-Präsident Steffen Auer auf der Regionalmesse in

Colmar. An zwei Tagen informierten hier insgesamt

mehr als 300 Aussteller über die vielen Möglichkeiten

bei der Jobsuche. Einmalig in Europa für eine Job- und

Bildungsmesse war dabei die grenzüberschreitende

deutsch-französische Halle vier. Die mehr als 19.400

französischen Messebesucher hatten dort die Mög-

lichkeit, ihr Deutsch in einem Sprachtest zu prüfen,

und in Erfahrungsberichten von Arbeitnehmern den

Alltag von Grenzgängern näher kennenzulernen. Zu-

dem konnten sie sich über Lehrstellen, Praktika oder

Stellenangebote in deutschen Betrieben informieren.

„Wir sind stolz, dass es uns auch in diesem Jahr ge-

lungen ist, mit 24 Unternehmen und 32 Ständen auf

dem Gemeinschaftsstand der IHK das Engagement

der badischen Betriebe bei der grenzüberschreitenden

Ausbildung zeigen zu können“, sagte Auer. Der Ge-

schäftsführer von Schwarzwald-Eisenhandel beschäf-

tigt in seinem Betrieb derzeit selbst zwei französische

Auszubildende. Auer: „Wir haben bisher nur gute Er-

fahrungen gemacht.“ Allerdings übt der IHK-Präsident

auch Kritik: „Von den französischen Partnern würden

wir uns eine einfachere Abwicklung und schnellere Dis-

kussion wünschen. Die Bürokratiebelastung durch die

Verschärfung des französischen Entsendegesetzes ist

enorm.“ Zudem seien die Schulen gefragt: „Jugendliche

haben noch Hemmungen vor der deutschen Sprache

und werden in den Schulen noch zu wenig vorbereitet“,

sagte Ausstellerin Renate Schwarz, Ausbildungskoor-

dinatorin für den Vertrieb Deutschland Süd von Obi.

„Im Moment läuft die Azubisuche daher noch sehr

schleppend. Einfacher ist es bei der Mitarbeitersuche,

hier konnten wir bereits zwei französische Arbeitneh-

mer für uns gewinnen und es läuft sehr gut“, berichtet

Schwarz.

Diese Erfahrungen bestätigt auch Markus Bösch, Per-

sonalverantwortlicher bei der Spedition Karl Dischinger

in Ehrenkirchen: „Wir würden gerne mehr französische

Azubis einstellen, aber gerade die jungen Leute trauen

sich noch nicht ganz so ran. Vor allem die Sprache ist

eine Herausforderung. Bisher sind es deshalb noch

wenige, die bereit sind, diesen Schritt zu wagen“. Den-

noch nutzt Dischinger die Möglichkeit des IHK-Gemein-

schaftsstand zum sechsten Mal. Bösch: „Es geht uns

auch darum, Präsenz zu zeigen. Dafür ist dieser Ort

eine gute Plattform. Zudem ist für Aussteller die Messe

unkompliziert in der Organisation, denn durch die Hilfe

der IHK ist der Aufwand überschaubar“.

Der IHK und den deutschen Ausstellern in Colmar ist

bewusst: Grenzüberschreitende Zusammenarbeit kann

nur Schritt für Schritt unter Beteiligung und mit dem

Engagement aller Akteure funktionieren. Dass dies

durchaus möglich ist, dafür ist Pierre Kurtz ein gutes

Beispiel. Der 22-jährige Franzose hat 2016 seine Aus-

bildung als Verfahrenstechniker bei den Badischen

Stahlwerken in Kehl abgeschlossen. Zuvor hatte er in

Frankreich bereits eine Lehre zum Schreiner absolviert,

jedoch in seinem Wunschberuf keinen Arbeitsplatz

gefunden. Daher entschied er sich für eine Ausbildung

in Deutschland. Diese hat Pierre Kurtz nicht nur erfolg-

reich abgeschlossen, sondern wurde als bundesbester

Auszubildender in der Verfahrenstechnik geehrt. Er

arbeitet noch immer in seinem Ausbildungsbetrieb.

„Die Ausbildung ist natürlich sehr umfangreich und

die Sprache muss man auch erst lernen. Aber es ist

auf jeden Fall machbar, wenn man motiviert ist“, findet

Kurtz. Und das Arbeiten in Deutschland hat in seiner

Familie eine Tradition: Sein Vater ist auch Grenzgänger

und arbeitet bereits seit rund 30 Jahren in Deutschland.

„Bei mir hat es auch super funktioniert, ich würde es

wieder so machen“, sagt Kurtz.

heo

Pierre Kurtz (l.) von BSW in Kehl

kommt aus Frankreich und war

bundesbester Auszubildender im

Bereich Verfahrensmechaniker.

Auf der Messe stand er mit Rico

Schmieder (r.), Personalreferent, für

Fragen über den Alltag von Grenz-

gängern zur Verfügung.

» Azubisuche

läuft schleppend,

Mitarbeitersuche

ist einfacher«