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Wirtschaft im Südwesten

1 | 2018

22

REGIO

REPORT

IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg

Bild: Renate Zährl

Betriebliches Gesundheitsmanagement

Erfolgskontrolle ist notwendig

L

eistungsfähige, belastbare und gesunde Mitarbeiter

sind Garant für unternehmerischen Erfolg, insbe-

sondere in Zeiten einer alternden Gesellschaft und ei-

nem drohenden Fachkräftemangel. Daher ist es wichtig,

gezielt in die Gesundheit der Mitarbeiter mittels eines

Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) zu in-

vestieren. Durch gezielte gesundheitsfördernde Maß-

nahmen werden Gesundheit und Leistungsfähigkeit der

Mitarbeiter gefördert, wodurch es zu einer Kostensen-

kung und zu reduzierten Fehlzeiten kommt. Als weitere

positive Effekte sind die stärkere Mitarbeiterbindung an

das Unternehmen durch verstärkte Arbeitzufriedenheit

sowie erhöhte Motivation zu erwähnen. Dadurch wie-

derum findet eine Prozessoptimierung und Produktivi-

tätssteigerung statt. Zudem kann ein systematisches

BGM aktiv zum Employer Branding beitragen, wodurch

sich das Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt positiv

gegenüber den Mitbewerbern positionieren kann. Die-

ses unternehmerische Konzept kann damit gezielt zur

Mitarbeiterakquise beitragen.

Schwachstellen aufdecken

Um in die Gesundheit der Mitarbeiter investieren zu

können, müssen Unternehmen finanzielle und perso-

nelle Ressourcen bereitstellen. Um diese rechtfertigen

zu können, bedarf es regelmäßiger Erfolgskontrollen.

Mittels systematischer Evaluationen können mögliche

Schwachstellen aufgedeckt und die Qualität der Maß-

nahmen verbessert werden. Bei einem IHK-Informati-

onsabend informierte Jan Schaller, Mitarbeiter des Kon-

stanzer Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung,

die Teilnehmer, wie sie mittels Kennzahlen und eines

Controllingsystems eine Erfolgsmessung im Bereich des

BGMs einführen können.

Dabei wurde zwischen harten und weichen Kennzahlen

unterschieden. „Unter harten Fakten sind intern und

extern erhobene Daten wie zum Beispiel Arbeitsunfä-

higkeitstage, Arbeitsunfälle, Produktivität und Fluktu-

ation zu verstehen. Bei weichen Kennzahlen handelt

es sich um subjektive Daten wie Gesundheit, Gesund-

heitsverhalten, Belastungen, Arbeitszufriedenheit, Be-

schwerden oder Commitment“, verdeutlichte Schaller.

Für ihn ist das Optimum im Rahmen des BGM das Zu-

sammenführen der harten und weichen Kennzahlen in

ein einziges BGM-Kennzahlensystem. Durch solch ein

Kennzahlensystem lassen sich Erfolge von durchgeführ-

ten Maßnahmen zentral dokumentieren.

Als Best-Practice-Beispiele aus der Region gewährten

die BGM-Verantwortlichen von der Hansgrohe SE und

der Aesculap AG Unternehmenseinblicke. Bei Hansgrohe

in Schiltach setzt sich das BGM aus einem Arbeitsmedi-

zinischen Dienst, Ergonomie am Arbeitsplatz, Gesund-

heitsförderung und Psychischer Gesundheit zusammen.

„Die Erfolgsmessung erfolgt bei uns durch Feedbackbö-

gen, Vorher-Nachher-Vergleiche und individuelle Rück-

meldungen“, so die BGM-Verantwortliche

Linda Kiefer. Von besonderer Bedeutung bei

einem funktionierenden BGM sieht Kiefer die

Präsenz im Betrieb, die persönlichen Gespräche mit den

Mitarbeitern und das partizipative Miteinander.

Hermann Steinkamp, im Gesundheitsmanagement

der Aesculap AG schwerpunktmäßig verantwortlich

für das Thema „Gesunde Arbeitsplätze“,

stellte den Gesundheitszirkel als Instrument

der Verhältnisprävention vor. Dieser findet

insbesondere in Abteilungen mit niedriger

Gesundheitsquote statt und setzt sich vor-

rangig aus Vertretern der Mitarbeiterschaft,

einem Moderator und möglichen Vertretern

aus dem Betriebsrat, der Arbeitssicherheit,

der BKK Aesculap, Werks- und Segmentleitern, dem Be-

triebsärztlichen Dienst oder auch dem Facility Manage-

ment zusammen. Ziel des Gesundheitszirkels sei es, so

Steinkamp, durch Partizipation Rahmenbedingungen zu

schaffen, die die Gesundheit der Mitarbeiter erhalten

und verbessern. In diesem speziellen Projekt werden die

Kennzahlen (Belastungs- und Beanspruchungsfaktoren

am Arbeitsplatz sowie Mitarbeiterzufriedenheit) anhand

von Mitarbeiterbefragungen erhoben.

Steuerfreibetrag für BGM

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde den Unterneh-

mensvertretern der Steuerfreibetrag für die Betriebliche

Gesundheitsförderung ins Gedächtnis gerufen. Dabei

handelt es sich um einen steuer- und sozialversiche-

rungsfreien Betrag von bis zu 500 Euro pro Mitarbeiter

und Jahr (§ 3 Nr. 34 EStG). Als gesetzliche Auflage muss

dieser finanzielle Zuschuss für Leistungen zur Verbes-

serung des allgemeinen Gesundheitszustandes der Mit-

arbeiter und der Betrieblichen Gesundheitsförderung

verwendet werden. Ein entsprechendes Merkblatt kann

kostenfrei bei der IHK angefordert werden.

Spr

Anne Spreitzer, Projektleiterin Gesundheitswirtschaft,

Telefon: 07721 922-156,

spreitzer@vs.ihk.de

Rücken die

Erfolgsmessung

des BGM in den

Vordergrund: Jan

Schaller, Marco

Nauroz, Hermann

Steinkamp, Anne

Spreitzer und

Linda Kiefer.

Positive Effekte: Stärkere

Mitarbeiterbindung durch

verstärkte Zufriedenheit

und erhöhte Motivation