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1 | 2018

Wirtschaft im Südwesten

41

UNTERNEHMEN

Reichenau Gemüse: Zehn Millionen Euro für modernes Biogewächshaus

Die dritte Anlage auf dem Festland

REICHENAU/MÜHLINGEN.

Er ist erst 33 Jah-

re jung und hat schon sein zweites Millionenprojekt

abgeschlossen: Der Gartenbauingenieur Benjamin

Wagner, der in vierter Generation den Familienbetrieb

Bio-Gemüse Wagner auf der Insel Reichenau führt,

lud Ende des Jahres zur feierlichen Einweihung seines

zweiten großen Gewächshauses auf dem Festland.

2014 hatte er bereits in Aach eine drei Hektar

große und fünf Millionen Euro teure

Anlage für Biogemüse eröffnet. Nun

folgte das nächste Großprojekt in

Mühlingen. Auf einem 65.000 Quad-

ratmeter großen Grundstück im Orts-

teil Schwackenreute ist ein vier Hektar

großes Gewächshaus für Biogemüse

entstanden. Es ist laut der Vermark-

tungsgenossenschaft Reichenau

Gemüse, deren Mitglied

Wagner ist, das größte und

modernste in Süddeutschland und hat rund zehn

Millionen Euro gekostet. Zudem baut Wagners Kollege

Matthias Keller seit 2012 in einem elf Hektar großen

Gewächshaus im Singener Ortsteil Beuren Paprik an.

Weil auf der Gemüseinsel der Platz für Expansionen

fehlt, investierten die Reichenauer Gärtner nun zum

dritten Mal auf dem Festland.

Die Entscheidung für den Standort Mühlingen fiel –

ähnlich wie seinerzeit in Aach – aufgrund einer Bio-

gasanlage, deren Abwärme bis dato ungenutzt verpufft

war. Nun wird sie über 700 Meter lange Rohre zum

Gewächshaus geleitet und wärmt dort das junge Ge-

müse. Dafür wurden ein Wasserwärmespeicher mit

drei Millionen Liter Inhalt gebaut und ein 55 Kilometer

langes Heizleitungsnetz verlegt. Für die Bewässerung

der Pflanzen sorgt hauptsächlich Regenwasser, das

zuvor in einem 7.500 Kubikmeter großen Becken auf-

gefangen wird. Die Realisierung der Anlage ging sehr

schnell: Vor anderthalb Jahren präsentierte Benjamin

Wagner der Gemeinde seine Pläne, im Frühjahr ver-

gangenen Jahres war Baubeginn, im November wurden

die ersten Pflänzchen gesetzt. Damit er sein Gemüse

von bald unter dem Bioland-Siegel vermarkten kann,

hat der Biogärtner allerdings deutlich früher Vorsorge

getroffen: Bereits zwei Jahre zuvor hat er die Fläche

gemeinsam mit den Grundstücksbesitzern auf den

Bioanbau vorbereitet. Aktuell wachsen in Mühlin-

gen Radieschen und Salat, die Mitte Januar in

den Handel kommen sollen. Es ist die

sogenannte Umstellungsware. Die

Gurken, Paprika und Tomaten, die

danach angepflanzt werden, dür-

fen das Biolandsiegel tragen.

Voraussichtlich 600 Tonnen

Tomaten, rund 170 Tonnen

Paprika und eine Millionen Gur-

ken sollen jährlich in Mühlingen geerntet und über

Reichenau Gemüse exklusiv an die Lebensmittelein-

zelhandelskette Rewe Südwest vermarktet werden.

Für das Gewächshaus in Aach gibt es einen ähnlichen

Exklusivvertrag mit Edeka.

Wagner beschäftigt an dem neuen Standort bis zu 40

Mitarbeiter. Da die meisten von ihnen aus Rumäni-

en kommen, hat er auf dem Gelände gleich noch ein

Wohnhaus gebaut. Insgesamt zählt der Familienbetrieb

in Spitzenzeiten 100 Mitarbeiter, den kleineren Teil

davon auf der Insel. Wagner produziert seit 2008, als

der Junior den Betrieb übernommen hat, ausschließlich

Biogemüse. Reichenau Gemüse erzielt mittlerweile gut

ein Viertel des Umsatzes mit dem Biosortiment. Der

Genossenschaft gehören etwa 70 Betriebe an.

kat

Aus der Luft lassen sich

die Dimensionen des

neuen Gewächshauses

erkennen, das in etwa so

groß wie vier Fußballfel-

der ist. Jetzt wachsen

dort Radieschen und Sa-

lat als Umstellungsware

auf den Bioanbau, ab Fe-

bruar dann Biotomaten,

-gurken und -paprika.