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men sowie einen hohen zusätzlichen Aufwand, da alle

Prozesse beim Beraten und Buchen geändert werden

müssten. „Es gibt Reisebüros, die deshalb schon ka-

pituliert haben. Manche Kollegen versuchen zurzeit

händeringend, ihre Büros zu verkaufen.“ Das tut sie

nicht, ist sich aber gleichwohl sicher: „Meine Kosten

werden steigen und die Erlöse sinken.“

Die 63-jährige Touristikbetriebswirtin vertrat acht Jahre

lang als Vorstandsmitglied die inhabergeführten Rei-

sebüros im Deutschen Reiseverband und ist seit mehr

als 25 Jahren Sprecherin aller Tui-Reisecenter und hat

somit die Möglichkeit, das Sortiment der Büros mit-

zugestalten. Auch wenn diese natürlich den größten

Teil ihres Umsatzes mit Angeboten von Tui machen,

vermittelt Angelika Hummel auch Reisen anderer An-

bieter – beispielsweise von der Rewe-Gruppe, zu der

unter anderem Meiers Weltreisen, Dertour und ITS

gehören, wie auch von Schauinsland-Reisen, Studiosus

und A-Rosa-Flusskreuzfahrten. Ihr Schwerpunkt liegt

auf individuellen Fernreisen und Kreuzfahrten.

Seit der Gründung hat sich der Umsatz ihrer Reise-

center durchweg positiv entwickelt. Das Reisebüro

in Freiburg gibt es seit 1991, das in Kirchzarten kam

etwa zehn Jahre später hinzu und ist aus dem Rei-

sebüro Hummel heraus entstanden. Letzteres hat

Peter Hummel 1980 gegründet, beschäftigt drei Mit-

arbeiter, und ist inzwischen ein reiner Veranstalter

von Gruppen- und Incentivereisen. Es gehört genauso

zur familiengeführten Unternehmensgruppe Hummel

wie die Werner Hummel Omnibusverkehr GmbH in

Kirchzarten mit rund 35 Mitarbeitern und die beiden

Tui Reisecenter.

„Eines unserer Geheimnisse ist das Einbinden der

digitalen Welt in die tägliche Arbeit der Reisebüros“,

sagt Angelika Hummel. Rund 15 Prozent ihres Um-

satzes macht sie inzwischen mit Reisen, die ihre Kun-

den über die Buchungstools auf der Firmenhomepage

selbst kaufen. Dies ist für Angelika Hummel nur die

eine Seite der Digitalisierung. Die andere sind für sie

die geänderten Anforderungen an ihre Mitarbeiter.

Denn die meisten Kunden würden sich vorab im In-

ternet informieren und kämen, anders als früher, mit

bestimmten Vorstellungen was den Preis und die Art

der Reise angeht. „Man muss dem Kunden manchmal

sagen: ,Das ist nichts für Sie‘ und ihm etwas vor-

schlagen, was besser zu ihm passt“, sagt Angelika

Hummel. „Das Entscheidende ist, dass die Mitarbeiter

so geschult sind, dass sie einen Mehrwert gegenüber

der digitalen Welt bieten können“. Denn wer nur lange

genug suche, finde im Internet immer das günstigste

Angebot. „Ob es jedoch das für den Kunden passen-

de ist, kann natürlich nur ein Reiseberater mit dem

Kunden zusammen ermitteln“, so Hummel. Durch das

Internet habe sich die Branche grundsätzlich verän-

dert. Angelika Hummel ist überzeugt, dass „Büros,

die vor allem 08/15-Reisen wie eine Woche Mallorca

anbieten und keine starke Marke im Rücken haben,

in der Zukunft ein Problem haben werden“. Denn die-

se würden immer mehr online gebucht. Ein eigener

Schwerpunkt wie individuelle Fernreisen oder eine

bestimmte Region ist für sie daher unabdingbar.

Dass ihre Kunden zurzeit beispielsweise Ziele in

Deutschland, Österreich oder Italien der Türkei vor-

ziehen, hat für sie keine Auswirkungen auf ihren Um-

satz. Der würde sich nur verlagern. Neu ist für Angelika

Hummel dagegen, dass ihre Kunden Destinationen wie

die Türkei aus politischen Gründen ablehnen, da sie das

Land nicht finanziell unterstützen wollen.

D

ass seine Kunden aufgrund der politischen Lage

nicht mehr in dem Umfang wie in der Vergangen-

heit in die Türkei reisen wollen, davon berichtet

auch Hans-Peter Finke. Der gelernte Reiseverkehrskauf-

mann betreibt zusammen mit seiner Frau Stefanie und

seinem Sohn Markus die Reisebüro Bühler Lufthansa

City Center. „Die Unternehmensentwicklung in den

letzten Jahren war positiv“, sagt Finke. „Im vorigen und

dieses Jahr hat uns natürlich die politische Situation in

der Türkei gebeutelt.“ Wenn so ein beliebtes und vom

Preis-Leistungs-Verhältnis her gutes Reiseland wegfalle,

mache sich das selbstverständlich bemerkbar. Aller-

dings habe man die Rückgänge durch andere Länder wie

Griechenland, Spanien und Portugal auffangen können.

„Hoch im Kurs stehen nach wie vor Kreuzfahrten. Hier

haben wir einen stetigen Anstieg der Buchungszahlen

beobachtet“, sagt Markus Finke.

Das 1969 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in

Schramberg ist das größte privat geführte Reisebüro-

unternehmen in Süddeutschland. Über 200 Mitarbeiter

sind in den 35 Betriebsstätten an 31 Standorten

»Das Internet

kann eine gute

Beratung nicht

ersetzen«

Markus Finke,

Reisebüro Bühler Lufthansa

City Center, Schramberg

Bild: YinYang