Wirtschaft im Südwesten
11 | 2017
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HÄNGEBRÜCKE ZUM TURM
Eine Hängebrücke für Fußgänger soll den Testturm und die
Rottweiler Altstadt miteinander verbinden. Dafür haben sich
die Einwohner der Türmestadt in einem Bürgerentscheid im
März dieses Jahres ausgesprochen. Sie soll entweder eine
Spannweite von rund 600 Metern oder von etwa 850 bis 900
Metern haben und die Fußgänger in bis zu 40 Metern Höhe
über das Neckartal führen. Finanziert wird das Bauwerk, das
die Besucher gegen Eintritt betreten können, von Günter
Eberhardt, Inhaber der Eberhardt Bewehrungsbau GmbH aus
dem oberschwäbischen Hohentengen. Diese zeichnete für die
Stahlarbeiten beim Rohbau des Testturms verantwortlich.
Für die technische Umsetzung der Brücke ist die Firma KTS
Innovations aus Österreich zuständig – so wie sie es bereits
bei der Hängebrücke war, die im österreichischen Reutte zwei
Burgruinen miteinander verbindet und jährlich rund 100.000
Besucher anzieht. Für Rottweil gibt es für Brücke und Turm
zusammen laut einer Prognose des Tourismus-Fachbüros
„Kohl und Partner“ sogar ein Potenzial von rund 340.000
Menschen beziehungsweise 200.000 zusätzlichen Besuchern
von Rottweil im Jahr. Der Rottweiler Gemeinderat hat Ende
Juni das Planungsverfahren gestartet. Der nächste Schritt ist
laut Tobias Hermann, Referent für Medienarbeit der Stadt
Rottweil, die Planoffenlage. Ein Termin dafür stand bei Re-
daktionsschluss noch nicht fest. „Das Bebauungsplanver-
fahren wird sicher noch bis Sommer 2018 andauern“, so
Hermann. „Frühestmöglicher Termin für einen Baubeginn
könnte daher voraussichtlich Herbst 2018 sein.“ Die Projekt-
kosten werden auf rund sechs Millionen Euro geschätzt. Sie
sollen über die Eintrittsgelder refinanziert werden. mae
Visualisierung: kts innovations
international. Einige Forscher kommen von weither,
beispielsweise aus Benin oder Marokko, andere stam-
men aus der Region und haben in Furtwangen, Kons-
tanz oder Stuttgart studiert. Die Nähe zu den dortigen
Hochschulen ist ein Grund, warum Thyssenkrupp sich
für den Standort Rottweil entschieden hat. Der Konzern
kooperiert mit vielen Forschungseinrichtungen auf der
Innovationsachse Stuttgart-Zürich gleichermaßen wie
mit Unternehmen in der Region, berichtet Forschungs-
leiter Thomas Ehrl. Besonders eng sind die Kontakte
zur Hochschule Furtwangen, zur Hahn-Schickard-Ge-
sellschaft und zu Technology Moutains.
Die optisch auffälligste Besonderheit des Turms ist sei-
ne Hülle: 17.000 Quadratmeter teflonbeschichtetes
Glasfasergewebe, das nach oben hin immer luftiger
wird, winden sich an Stahlträgern um den Beton. Wie
ein „übergeworfenes hauchdünnes Negligé“ hat Ar-
chitekt Sobek sie sich vorgestellt und freut sich jetzt,
„dass sie wirklich so geworden ist, wie die Computer-
animation gezeigt hat“. Nur die Farbe stimmt nicht,
doch das ändert sich noch. Das Sonnenlicht wird den
sandfarbenen Stoff bleichen. „Nach einem halben Jahr
ist alles schneeweiß“, prophezeit Sobek. Die schrau-
benförmige Membran hat außer ihrer optischen auch
zwei wichtige technische Funktionen: Sie beschattet
den Beton und schützt ihn so vor Spannungen, wenn
bei Kälte gleichzeitig Sonne auf den Turm trifft. Und
sie zerlegt den Wind in irreguläre Wirbel. Das reduziert
die Schwingungen deutlich, wie Tests des Modells im
Windkanal gezeigt haben. 70 Meter Hülle fehlten noch
am Eröffnungstag, doch das hatte einen Vorteil: So
konnten die angereisten Journalisten von der Montage-
plattform aus den Industriekletterern bei ihrer luftigen
Arbeit zusehen.
Kathrin Ermert
Bis zu 900 Meter lang könnte die Fußgängerhän-
gebrücke werden, die die Rottweiler Innenstadt
mit dem Testturm im Gewerbegebiet Berner Feld
verbinden soll.