Wirtschaft im Südwesten
11 | 2017
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aber es lief reibungslos und sogar die Wartezeiten hiel-
ten sich in Grenzen“, berichtet Turmmanagerin Beate
Höhnle. Sie kümmert sich zusammen mit ihrem Kol-
legen Michael Klein, beide Thyssenkrupp-Mitarbeiter,
um Organisatorisches rund um den Turm. Zudem ist die
Stuttgarter Agentur Full Moon, die auch das Mercedes-
und das Porschemuseum in Stuttgart betreibt, mit der
Besucherbetreuung beauftragt. Sie beschäftigt dafür
einen Pool von 20 Mitarbeitern in Rottweil, acht sind
an Öffnungstagen im Einsatz.
Keine Frage: Der Turm, der weithin sichtbar aus dem
Gewerbegebiet „Berner Feld“ ragt, ist ein Besucher-
magnet. Rottweils Oberbürgermeister (OB) rechnet
mit jährlich rund 100.000 zusätzlichen Tagesgästen in
seiner Stadt. Wenn wie geplant in vielleicht zwei Jahren
eine Hängebrücke die Innenstadt mit dem Testturm
verbindet (mehr dazu auf Seite 10), könnten es noch-
mal deutlich mehr werden. Deshalb will die Stadt das
Umfeld des Turms so gestalten, dass es die Touristen-
ströme bewältigen kann. „Ein zweites Zentrum soll aller-
dings nicht entstehen“, betont OB Broß, der zudem eine
Bewerbung Rottweils für die Landesgartenschau plant.
Zukunftslabor der Aufzugstechnik
Die „Strahlkraft des Turms“, wie Thyssenkrupp-Ele-
vator-Chef Schierenbeck es nennt, entfaltete sich
schon vor dessen Fertigstellung: 50.000 Menschen
besichtigten seit dem Spatenstich im Herbst 2014 die
Baustelle und sahen zu, wie der Bau fast vier Meter pro
Tag in die Höhe wuchs. Die nur 25 Zentimeter dicke
Betonwand entstand in einem Guss. Die sogenann-
te Gleitbauschalung musste rund um die Uhr laufen.
„Man kann nicht mehr aufhören, wenn man einmal
angefangen hat“, erklärt Architekt Sobek. Knapp zehn
Monate nach dem ersten Spatenstich konnten die
rund 150 am Bau beteiligten Arbeiter mit den fast 50
Architekten und Bauingenieuren Richtfest feiern. Als
Generalunternehmer hatten die Bauherren aus Essen
die Stuttgarter Züblin AG beauftragt und gleichzei-
tig dafür gesorgt, dass viele regionale Unternehmen
beteiligt werden – erst beim Bau und jetzt als Tech-
nologiepartner. Die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg
und der Verbund Technology Mountains unterstützten
Thyssenkrupp Elevator dabei, entsprechende Kontakte
zu knüpfen. So stammen beispielsweise die Drehim-
pulsgeber, die Schachtverkabelungen sowie Fräs- und
Drehteile im Testturm aus dem Schwarzwald, berichtet
Thomas Wolf, Geschäftsbereichsleiter Innovation der
IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg und Geschäftsführer
von Technology Mountains.
Die Rottweiler sind stolz auf ihr neues Wahrzeichen, es
gab während der gesamten Planungs- und Bauzeit so
gut wie keine Proteste gegen das Großprojekt. Im Ge-
genteil: Bei einer der Bürgerversammlungen, mit denen
Stadt und Konzern über das Vorhaben informierten,
erschienen einige Einwohner in „Pro-Tower“-T-Shirts,
berichtet OB Broß. Doch bei aller Begeisterung ist die
touristische Attraktivität bloß ein Nebeneffekt des Bau-
werks. Der eigentliche Zweck des neuen Rottweiler
116 m
217 m
246 m
Der neue Rottweiler
Turm ist der höchste
im Land. Er überragt
das Freiburger Münster
(links) und den Stutt-
garter Fernsehturm
(Mitte) deutlich.
THYSSENKRUPP ELEVATOR
Die Thyssenkrupp Elevator AG umfasst alle Aktivitäten des
Essener Industriekonzerns Thyssenkrupp im Geschäftsfeld Per-
sonenbeförderungsanlagen. Dazu zählen neben Personen- und
Lastenaufzügen auch Fahrtreppen und -steige, Fluggastbrü-
cken sowie Treppen- und Plattformlifte. Das Unternehmen
beschäftigt weltweit mehr als 50.000 Mitarbeiter an über
900 Standorten rund um den Globus. Dazu zählt auch das
Aufzugswerk in Neuhausen bei Stuttgart, wo es einen 40 Jahre
alten und 50 Meter hohen Testturm für Aufzüge gibt.Thyssen-
krupp Elevator hat Kunden in 150 Ländern und setzte im Ge-
schäftsjahr 2015/2016 (bis 30. September) rund 7,5 Milliarden
Euro um. Damit gilt das Unternehmen international als die
Nummer drei der Aufzugshersteller. Mit dem neuen seillosen
„Multi“, der neben anderen Hochgeschwindigkeitsaufzügen
im Rottweiler Turm getestet wird, will Thyssenkrupp Elevator
Technologieführer der Branche werden.
kat
Grafik: Graphikbuero Gebhard|Uhl