9 | 2017
Wirtschaft im Südwesten
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GRÜNDeR
Leute
Sie haben Ihre Firma NeverMind, auf Deutsch: macht nichts,
genannt. Warum?
Flesch Hild
:
Wenn Kunden ein Problem haben, sagen wir immer:
Never Mind, wir schaffen das.
Liszkowski:
ein weiterer Grund war: Wir sind alle Franzosen,
haben unser unternehmen aber in Deutschland gegründet, die
Mitarbeiter sind Deutsche und Franzosen. Da wollten wir einen
Namen, der international klingt.
Warum haben Sie Ihr Unternehmen in Deutschland gegründet?
Vauchey
: Vor der Gründung haben wir eine Studie erstellen lassen,
wo unsere potenziellen Kunden sitzen. Das ergebnis war: etwa
150 in Baden-Württemberg und 50 im elsass. um in Baden-Würt-
temberg agieren zu können, müssen wir vor Ort sein, das elsass
kennen wir und können es auch von Offenburg aus bearbeiten.
Was haben Sie davor gemacht?
Liszkowski:
Wir sind alle drei ehemalige Mitarbeiter der Fir-
ma Delphi. Vor vier Jahren hat der Konzern entschieden, den
entwicklungsstandort in Illkirch bei Straßburg zu schließen, in dem
wir gearbeitet haben. Da haben wir uns entschieden, uns wie eine
Art Spin-off selbstständig zu machen. Wir haben mit drei weiteren
ehemaligen Delphi-Mitarbeitern begonnen, heute sind es acht. Der
Standort war spezialisiert auf die entwicklung von Schnittstellen
zwischen Mensch und Maschine in der Automobilindustrie, zum
Beispiel Mittelkonsolen mit Displays oder Lenkstockschalter.
Machen Sie das jetzt auch?
Liszkowski:
Ja und nein. Wir entwickeln weiter Displays, Menüs
und andere Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine. un-
ser ehemaliger Arbeitgeber ist auch einer unserer drei großen
Kunden. unser Hauptthema ist aber inzwischen die Kommu-
nikation von Maschine zu Maschine. Wir entwickeln Hard- und
Software zum Beispiel für smarte Haustechnik, damit man die
gesamte Haustechnik in großen Firmengebäuden und -werken
über Smartphone oder tablet und somit drahtlos steuern kann.
Die Firma Hager, die Standorte in Karlsruhe und Obernai hat, ist
unser größter Kunde in diesem Bereich. Im Bereich Automotive
arbeiten wir zum Beispiel für die Firma Hella Gutmann in Ihringen,
im Pharmabereich für die Firma Merck. Wir beraten auch Firmen,
die noch nicht wissen, was sie für Industrie 4.0 alles benötigen.
Die Software sowie Muster für die Hardware bauen wir im Haus.
Für die Fertigung von kleinen und größeren Serien arbeiten wir
mit lokalen Partnern zusammen.
Wer von Ihnen übernimmt nun welche Aufgaben?
Flesch Hild
:
Ich bin für die technische entwicklung zuständig,
Herr Liszkowski für Vertrieb und Marketing und Frau Vauchey für
die komplette Verwaltung. Davor haben wir diese Bereiche bei
Delphi geleitet.
Wie laufen die Geschäfte?
Liszkowski:
Wir haben unser Ziel erreicht, in allen drei Bereichen
einen großen Kunden sowie mehrere kleinere zu haben. Wir ha-
ben von Anfang an schwarze Zahlen geschrieben. 2016 haben
wir circa 860.000 euro umgesetzt, dieses Jahr werden wir circa
1,1 Millionen euro schaffen. Nun wollen wir bekannter werden
und in Baden-Württemberg expandieren. Da sehen wir noch viele
Möglichkeiten. Zu diesem Zweck hatten wir auch unseren ersten
Messeauftritt.
Interview: mae
NeverMind entwickelt Hard- und Software für Industrie 4.0
Von Anfang an
schwarze Zahlen
never Mind GmbH & Co. KG
Gründer:
Lydie Vauchey (48, Master im
Personalwesen), Pascal Liszkowski (47,
Wirtschaftsingenieur, Bild rechts), Ralph
Flesch Hild (52, Ingenieur im Bereich
elektronik und Softwareentwicklung)
Ort:
Offenburg
Gründung:
März 2015
Branche:
Dienstleistungen
Idee:
entwicklung von intelligent ver-
netzten Schnittstellen von Mensch zu
Maschine oder von Maschine zu Ma-
schine für Produkte und Prozesse.
Bild: Maerz