Wirtschaft im Südwesten
7+8 | 2017
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Unternehmen
KEHL.
Das Hafengebiet wird von 42 Kilome-
tern Schiene (mit 90 Weichen), 16 Kilometern
Straße und 12 Kilometern Ufer entlang der drei
Hafenbecken erschlossen. Zu 80 Prozent ge-
hört das Gelände dem Land Baden-Württem-
berg, zu 14 Prozent ist es in Privatbesitz, der
Rest der Flächen entfällt auf den Ortenaukreis
und den Bund. Gemessen am wasserseitigen
Umschlag rangiert der Rheinhafen Kehl in
Deutschland auf Platz sieben unter den 100
öffentlichen Binnenhäfen, auf Platz fünf, was
den Umschlag auf der Schiene anbetrifft.
Die Ursprünge des Hafens gehen auf einen
Holzumschlagplatz an der Einmündung der
Kinzig in den Rhein zurück. Hier kamen die
Tannen- und Fichtenstämme, die im Schwarz-
wald geschlagen worden waren, an und wurden
dann in Flößen den Rhein hinunter bis nach
Holland transportiert. Der Rheinhafen in sei-
ner heutigen Form mit den drei Wasserbecken
wurde von der Badischen Staatseisenbahn in
nur vier Jahren gebaut. Er ging am 1. Mai 1900
in Betrieb. Das 20. Jahrhundert war bestimmt
von den großen historischen Ereignissen:
Nach den verlorenen Weltkriegen wurde der
Hafen jeweils unter französische Verwaltung
gestellt. Die Zusammenarbeit mit den franzö-
sischen Nachbarn ist bis heute eng: Genau
gegenüber dem Kehler Rheinhafen liegt der
Straßburger Hafen, der dem Umschlag nach
fast doppelt so groß ist. In den Aufsichtsgre-
mien der beiden Häfen sitzen Vertreter des
jeweils anderen Landes.
Die Verwaltung des Kehler Hafens liegt in
Händen der Hafenverwaltung Kehl (HVK),
einer Körperschaft des öffentlichen Rechts
und Tochter des Landes Baden-Württem-
berg. Sie nimmt mehrere Funktionen wahr.
So verpachtet sie die Flächen langfristig an
die Anlieger, sie sorgt für Bau, Erhalt und
Pflege von Kaimauern, Straßen und (hafe-
neigenen) Schienenwegen sowie der Was-
ser-, Gas- und Elektrizitätsversorgung, und
sie betreibt ein eigenes Umschlagsgeschäft.
Als Güterumschlagsunternehmen verfügt sie
über große Flächen im Hafen, die sie mit vier
eigenen Portalkranen, einer ganzen Reihe
von Containerstaplern und Mobilbaggern
bewirtschaftet. Mit diesen Gerätschaften be-
wegt die HVK in Zusammenarbeit mit den Lo-
gistikfirmen Klumpp & Müller sowie Haeger
& Schmidt über 100.000 Container pro Jahr
(wasserseitig und mit der Bahn). Annähernd
ein Drittel der im Hafengebiet umgeschlage-
nen Tonnage entfällt auf diesen hafeneige-
nen Betrieb. 70 Mitarbeiter beschäftigt die
Hafenverwaltung, darunter 40 im Umschlag,
20 in der Verwaltung und 10 in der Werk-
statt. Der Umsatz der Hafenverwaltung liegt
bei circa 12,5 Millionen Euro im Jahr. „Das
Gesamtkonzept im Rheinhafen Kehl stimmt“,
sagt Hafendirektor Uwe Köhn (55), Jurist und
viele Jahre Ministerialbeamter, der dieses Amt
im Sommer 2016 von seinem langjährigen
Vorgänger Karlheinz Hillenbrand übernom-
men hat. Dafür spricht auch, dass der Ha-
fen über keine weiteren größeren Flächen
verfügt, die er an Interessenten verpachten
könnte – er ist sozusagen ausverkauft.
Zu den großen Anliegern gehören Firmen, de-
ren Geschäft auf Massengütern beziehungs-
weise sehr schweren Gütern beruht. An erster
Stelle stehen da die Badischen Stahlwerke,
die über das Wasser und auch die Schiene
mit ihrem Rohmaterial Schrott beliefert wer-
den und über die gleichen Absatzwege auch
den Transport ihres Fertigproduktes (Baustahl
in verschiedener Form) bewerkstelligen. Auf
Eisen- und Stahlwaren entfallen fast zwei
Drittel der im Hafen Kehl erfassten wasser-
seitig umgeschlagenen Gütermengen (2016:
2,72 Millionen Tonnen). Andere große Anlie-
ger sind die Papierfabrik Koehler (annähernd
300.000 Tonnen Zellulose werden im Hafen
umgeschlagen), zwei Tankläger mit 290.000
Tonnen Heizöl und Kraftstoff, die Firma Her-
renknecht Rebuilding, die auf ihren Flächen im
Hafen zuvor irgendwo auf der Welt eigesetzte
Tunnelvortriebsmaschinen wieder herrichtet,
das Tierfuttermittelwerk der Raiffeisengenos-
senschaft, das Produktionswerk des Wohn-
mobil- und Wohnwagenherstellers Bürstner
sowie die Firma RMA (Pipeline Equipment).
Insgesamt sind 120 Firmen im Hafengebiet
Der Rheinhafen Kehl ist ein wirtschaftliches
Schwergewicht, nicht nur in der Ortenau, sondern
auch darüber hinaus. Über vier Millionen Tonnen
vorwiegend Massengüter werden hier wasserseitig
(über Schiffe) umgeschlagen, dazu 2,5 Millionen
Tonnen auf der Schiene. 120 Unternehmen sind in
dem 320 Hektar großen Hafengebiet ansässig, sie
beschäftigen zusammen fast 4.400 Mitarbeiter.
Rheinhafen Kehl:
Wasser,