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Wirtschaft im Südwesten

7+8 | 2017

12

Leute

Charmant

und dominant

Martina Feierling-Rombach | Hausbrauerei Feierling

FREIBURG.

„Als Kind war ich schüchtern. Damit ich aus mir heraus-

komme, hat meine Mutter mich in eine Theaterklasse gesteckt“, sagt

Martina Feierling-Rombach und lacht auf ihre offene, sympathische

Art. „Das muss man sich mal vorstellen.“ Die Schüchternheit legte

das burschikose Mädchen bald ab. „Ich wurde schnell dominant und

zum Klassenunterhalter. Eine Musterschülerin war ich nie“, sagt die

Unternehmerin, die diesen Monat ihren 61. Geburtstag feiert. Burschi-

kos wirkt die stets elegant gekleidete, gut frisierte und geschminkte

Freiburgerin, die gerne bunte Farben trägt und ihre Fingernägel rot

lackiert, schon lange nicht mehr. „Ich versuche, immer eine weibliche

Note zu haben und den Menschen mit Farbe und Frische entgegen-

zutreten“, sagt sie.

Dominant ist sie immer noch – das betont sie selbst, und das kriegt sie

auch von ihrer Tochter immer wieder zu hören, sagt Martina Feierling-

Rombach. Dass sie dabei charmant wirkt und ein gewinnendes Wesen

hat, zeigt sich, wenn sie Anekdoten erzählt und dabei lachen muss.

Ihr Durchsetzungsvermögen und ihre kumpelhafte Art kamen der

diplomierten Braumeisterin nicht zuletzt während ihres Studiums

an der TU München in Weihenstephan zugute, wo sie lernte, sich als

einzige Frau unter 60 Studenten zu behaupten.

Beruflich ist die Mitinhaberin der Freiburger Hausbrauerei Feierling,

die als einzige Frau im Aufsichtsrat der Alpirsbacher-Brauerei sitzt,

seit 1981 in einer Männerdomäne unterwegs. Sie half dem Vater, den

1877 gegründeten Familienbetrieb abzuwickeln, da die Brauerei wegen

ihrer Lage und der Wasserqualität nicht mehr weitergeführt werden

konnte. Damals hatte Martina Feierling-Rombach ihr Studium abge-

schlossen, den Betriebswirt draufgesetzt und bei einer Privatbrauerei

in Westfalen tiefe Einblicke erhalten. Statt wie ursprünglich geplant

in den USA weitere Berufserfahrung zu sammeln, blieb sie nach dem

plötzlichen Tod ihres Vaters 1983 in Freiburg und führte auf Bitten

der Familie die Grundstücks- und Immobilienverwaltung der Familie

weiter, die sie auch heute noch leitet.

An ihrem Traum hielt Martina Feierling-Rombach dennoch fest: Ge-

meinsam mit ihrem Mann Wolfgang Rombach, den sie im selben Jahr

heiratete, eröffnete sie 1989 an einem neuen Standort in der Freibur-

ger Altstadt die Hausbrauerei Feierling und führte so die Familientradi-

tion in der vierten Generation weiter. Der Diplom-Volkswirt Rombach

hatte zuvor bei einer Privatbank in Frankfurt gearbeitet, und sie hatten

eine Fernbeziehung geführt. Nachdem sie längere Zeit vergeblich

»Mir liegt es, zu

kommunizieren«

einen Geschäftspartner gesucht hatte, bot er sich schließlich an. „Die

Liebe war so groß, da haben wir gesagt, das kriegen wir hin“, erinnert

sich Martina Feierling-Rombach.

Es hat funktioniert: Längst ist die Hausbrauerei Feierling mit ihrem

süffigen, naturtrüben Bier und dem von den Braukesseln dominierten,

mehrstöckigen Gebäude und dem großen Biergarten eine Institution

in Freiburg. In den vergangenen zehn Jahren hat sie den Ausstoß

auf 4.000 Hektoliter fast verdoppelt. 30 Festangestellte und 150

Teilzeitkräfte (im Winter 80) sind beschäftigt. Während ihr Mann als

Geschäftsführer für das operative Geschäft und das Bauliche zustän-

dig ist, vertritt Martina Feierling-Rombach das Unternehmen in der

Öffentlichkeit. „Ich bin die Außenministerin“, sagt sie. „Das liegt an

meiner Familientradition. Und mir liegt es, zu kommunizieren.“

Das macht sie nicht nur beruflich, sondern auch in ihren vielen Eh-

renämtern. Sie ist unter anderem Vorsitzende des Wirtschaftsbeirats

des Sozialdienstes Katholischer Frauen, stellvertretende Vorsitzende

des Freiburger Münsterbauvereins und führt die Stiftung ihres ehe-

maligen Mentors aus Westfalen weiter. 15 Jahre stand sie dem Verein

Gastliches Freiburg vor. Ebenso lange, bis 2009, war sie Mitglied im

Gemeinderat, fünf Jahre lang davon als Fraktionsvorsitzende das

Gesicht der Freiburger CDU. Für ihr Engagement wurde sie vielfach

ausgezeichnet, 2011 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande. „In

beinahe allen Ehrenämtern beflügelt mich, dass man interessante Ein-

blicke in ganz andere Bereiche hat“, sagt Martina Feierling-Rombach.

Dass ihr das Engagement Freude bereitet, merkt man beispielsweise,

wenn sie vom Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) erzählt,

dessen Landesvorsitzende für Baden sie ist. Und davon, wie wichtig es

ihr ist, ihre Erfahrungen an Jüngere weiterzugeben, wie sie die Fachvor-

träge, das gesellige Miteinander und den Austausch als Bereicherung

empfindet. Sie berichtet von ihrem engagierten Vorstandsteam und

strahlt, wenn sie sagt: „Inzwischen gehört es in meinem Umfeld zum

guten Ton, zum VdU zu gehören.“ Mit ihren Mitstreiterinnen hat sie

die Jahresversammlung des Bundesverbands nach Freiburg geholt,

die Ende Juni mit rund 250 Teilnehmerinnen stattfand.

Martina Feierling-Rombach schafft es auch loszulassen. Aus dem

Gemeinderat ist sie ausgeschieden, um mehr Zeit mit ihrem Mann

haben zu können. Sie gehen gerne zusammen essen oder mit ihrem

Hund spazieren, treffen Freunde und feiern zusammen Feste. In drei

Jahren wollen sie nach und nach die Geschäfte an ihre Kinder, den

27-jährigen Julius und die 25-jährige Charlotte, übergeben, die sie

gleichberechtigt großgezogen haben. Den Übergabeprozess begleitet

ein externer Berater. „Das ist mir ein Anliegen. Denn ich weiß, wie es

gut, aber auch, wie es schlecht laufen kann“, sagt Martina Feierling-

Rombach. Wie so oft, scheut sie sich nicht, dieses für viele unange-

nehme Thema anzusprechen. „Der ein oder andere kann mit meiner

Direktheit manchmal nicht umgehen, aber wenn man älter wird, hat

man auch den Mut, Unangenehmes offen anzusprechen.“

mae

KOPF

DES

MONATS