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7+8 | 2017

Wirtschaft im Südwesten

7

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drucktes Buch in der Hand zu haben.“ Regionale Bücher

boomen – das zeigt auch ein Streifzug durch örtliche

Buchhandlungen: Spezielle Stadt- oder Wanderführer,

Cartoonsammlungen, Bildbände, Kochbücher, Gastro-

führer und natürlich Krimis mit Lokalkolorit füllen die

entsprechenden Themenregale. Sie erscheinen zum

Teil vor Ort, etwa beim Freiburger Rombach-Verlag, aber

inhaltlicher Schwerpunkt und Erscheinungsort müssen

nicht identisch sein: Das Angebot an populären Regiokri-

mis zum Beispiel wird von bundesweit tätigen Spezialis-

ten bestimmt wie dem Kölner Emons-Verlag, bei dem die

Freiburg-Krimis von Ute Wehrle erscheinen, oder dem

Gmeiner-Verlag aus dem württembergischen Meßkirch.

So ist die Konzentration auf Regionales nur eine Strate-

gie unter vielen, mit denen Buchverlage im Südwesten

versuchen, ihre Nische zu finden und damit auf die teils

massiven, vor allem durch die Digitalisierung vorange-

triebenen Veränderungen zu reagieren. Die Branche

ist in Baden-Württemberg laut dem Börsenverein des

Deutschen Buchhandels durch eine Vielfalt größerer

und kleinerer Buchverlage geprägt, die häufig auf eine

lange Geschichte zurückblicken

und sich auch heute noch im

Familienbesitz befinden. Die

Umsatzsteuerstatistik, die alle

Verlage mit mehr als 17.500 Euro

Jahresumsatz umfasst, führt für

Baden-Württemberg 326 Verlage

auf. Daneben tritt eine inhaltli-

che Besonderheit: „Wir haben

hier so gut wie keine echten bel-

letristischen Verlage, die sitzen vor allem in Berlin und

München. Aber wir haben einen großen Schwerpunkt

bei Sach- und Fachverlagen“, sagt Reinhilde Rösch,

Börsenverein-Geschäftsführerin des Landesverban-

des Baden-Württemberg. Sach- und vor allem relativ

hochpreisige Fachbücher trügen maßgeblich dazu bei,

dass die Branche mit einem Jahresumsatz von etwa zwei

Milliarden Euro im Bundesvergleich nach Nordrhein-

Westfalen an zweiter Stelle liege. Stuttgart beheimatet

mit dem Bildungsverlag Klett und dem Medizinverlag

Thieme den viert- und den zehntgrößten deutschen

Buchverlag.

Ähnliche Größenordnungen finden sich zwischen Bo-

densee und Ortenau nur in Freiburg: Das Branchenma-

gazin Buchreport führt die Haufe-Gruppe mit einem

Jahresumsatz von 304,5 Millionen Euro auf Platz sechs

der größten deutschen Buchverlage. Allerdings sieht

sich das Freiburger Unternehmen selbst „nicht mehr

als Verlag im klassischen Sinne“, sagt Geschäftsführerin

»Das Problem

ist die Umsonst-

mentalität im

Netz«

Christian Stadler,

Stadler Verlag, Konstanz