hinter uns liegt ein turbulentes Jahr. Wirtschaftlich, politisch, technologisch und gesellschaftlich sind wir in den vergangenen Monaten immer wieder überrascht worden. Unsere Welt verändert sich in einem Tempo, das je nach Perspektive beeindruckend, beängstigend oder beflügelnd sein kann.
Umso inspirierender ist es, wenn man auf Menschen wie Isabel Grieshaber trifft. CEO beim Familienunternehmen Vega in Schiltach. 2600 Mitarbeiter weltweit und gerade dabei, für 300 Millionen Euro ein weiteres Werk bei uns im Südwesten zu bauen. Bis zu 1000 neue Arbeitsplätze sollen hier entstehen. Möglich ist das, weil Vega eine fantastische Unternehmenskultur hat und der Faktor Mensch hier besonders wichtig ist. Wie in einer starken Familie hält man zusammen, setzt auf Vertrauen, ist neugierig, verbindlich, bleibt auch dann gelassen, wenn mal nicht jede Kennzahl neue Rekorde markiert – und hat so auch keine Angst vor der Zukunft. „Wir alle können mehr als wir uns zutrauen“, hat die Chefin im Gespräch mit der WiS erklärt. „Aber wir sollten aufhören, uns gegenseitig schlecht zu machen und so oft neidisch auf das zu schauen, was andere besser können.“ Ich finde: Das hat Potenzial, ein guter Vorsatz fürs neue Jahr zu werden.
In diesem Zusammenhang möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auch auf das Oberthema dieser Ausgabe lenken. Die Redaktion hat sich entschieden, entgegen dem Zeitgeist nach analogen und eben nicht digital-hyperskalierbaren Geschäftsmodellen zu suchen. Und siehe da: Die gibt es nach wie vor. Und wie! Zwischen Schallplatten und Büchern, in Blumenfeldern und klösterlichen Schlafsälen, vor Espresso-Maschinen und auf Rennrädern haben wir Menschen getroffen, die das gefunden haben, was sie gesucht haben: eine Arbeit, die sie ausfüllt und glücklich macht. Analog ist offenbar wieder auf dem Vormarsch, fast wie eine Gegenbewegung zum allgegenwärtigen KI-Hype. Jenseits von höher-schneller-weiter geht es nicht um das Streben nach maßlosem Reichtum, sondern um die Freude am Fassbaren.
Weniger fassbar ist, was gerade in Offenburg passiert, bei Picea (Seite 60). Ein Start-up aus der weißen Biotechnologie. Deeptech mit Heimatliebe und Bakterien, die ganz neue industrielle Prozesse ermöglichen. Extrem spannend! Zudem berichten wir über Offenburgs Existenzgründerzentrum Flow, ein Low-Tech-Gebäude für High-Tech-Firmen, das auch dank der IHK in neue Sphären verstößt, und über den Advent – also die Ankunft – des größten Rechenzentrums zwischen Karlsruhe und Basel. Lauter gute Nachrichten also!
Das alles passt wunderbar zu Weihnachten, wie ich finde, und wo wir schon dabei sind: Im Namen aller drei Kammern und des ganzen Teams der Wirtschaft im Südwesten wünsche ich Ihnen ein paar ruhige Tage. Tanken Sie Kraft! Nehmen Sie sich Zeit, neue Ideen zu entwickeln und lassen Sie uns optimistisch ins neue Jahr starten, denn vor uns liegt eine Zeit der Chancen – machen Sie was draus!
Liebe Grüße und alles Gute wünscht Ihr
Thomas Conrady,
Präsident der IHK Hochrhein-Bodensee




