Steuern sparen kann so einfach sein – man muss nur E-Auto fahren. Was als Selbstexperiment begann, ist für unseren Autor längst Alltag: leise gleiten, clever sparen, besser riechen und nie wieder Diesel.

Bei einem Werkstattbesuch vor drei Jahren war mein Ersatzfahrzeug elektrisch. Vom leisen und doch dynamischen Gleiten dieses Raumschiffs (es war ein Bus – wir haben sechs Kinder) war ich direkt elektrisiert. Vor zwei Jahren wurde mein Firmenwagen dann ein Elektroauto. Ein Selbstexperiment – begleitet von Unkenrufen meiner Freunde und Kollegen. Stimmt, schon heute ist die Technik überholt: 330 Kilometer Reichweite auf der Autobahn und eine Dreiviertelstunde vollladen – das können aktuelle E-Autos besser. Aber ich werde nicht mehr zum Diesel zurückkehren, denn nie zuvor bin ich so leise und entspannt lange Strecken gefahren, so günstig und mit so wenig Zahlungen an den Fiskus. Und ja: zugegeben, ein wenig Steuerfuchs bin ich schon – meine „déformation professionnelle“…
Vorteile noch und nöcher
Nein, es war nicht die Prämie von damals 4500 Euro bei Abschluss des Leasingvertrags für meine GmbH. Es waren auch nicht die jährlichen 70 Euro CO2-Vergütung. Die völlige Kfz-Steuerfreiheit und ein Drittel weniger Kosten für den Verbrauch senken die Fahrzeugkosten meiner GmbH aber doch spürbar. Ganz zu schweigen von den Reparaturkosten der früher gefahrene Busse. Wegen 100 Euro niedrigerer Leasingrate hatte ich Geizhals mich für vier Jahre gebunden: Bei einem Auto war dann ein Austauschmotor fällig, beim Nachfolger mussten Bremsen und Bremsscheiben nach 150 000 Kilometern neu gemacht werden. Das kann heute nicht mehr passieren. Motoren halten quasi ewig, gebremst wird durch schonendes Rekuperieren und die Wartung erfordert eine gewisse Kreativität, was überhaupt getan werden muss. Jetzt weiß ich auch, warum meine Autohausmandanten rückläufige Werkstattumsätze für E-Autos planen! Nach zwei Jahren und 80 000 Kilometern zeigt mir meine App an, dass meine Batterie gerade einmal 20 Prozent ihrer vollen Lebensdauer erreicht hat – und auch Batterien werden immer billiger….
Selbst spare ich jeden Monat 300 Euro, weil meine hochversteuerte Privatnutzung nur mit einem Viertel Prozent statt einem Prozent zu Buche schlägt. Was manche Unternehmer nicht wissen: Das Gleiche gilt für den Ansatz der steuerlich nichtabzugsfähigen Fahrzeugkosten für den Eigenverbrauch in meiner GmbH: Nur auf ein Viertel der früheren Beträge muss ich diese zusätzlichen 30 Prozent KSt/GewSt kalkulieren.
Die lebensnahe Neuregelung der Bundesregierung erlaubt nun diese Vorteile auch für komfortable Firmenfahrzeuge bis zu 100 000 Euro Bruttolistenpreis. Mir persönlich reicht das, denn mein Auto ist leiser und flotter als jeder teure Zwölfzylinder …
Ach – und die Ladepausen? Ganz ehrlich: Die 400 Kilometer von Lörrach nach München schafft meine Familie nie ohne Pause: Hunger, Kaffeedurst, Toilette. Währenddessen schnell den Stecker in den Hypercharger geschoben, verlieren wir weniger Zeit als mit einem Tankstopp, bei dem ich das Auto ja nicht einfach an der Zapfsäule abstellen kann. Und den Diesel-Geruch an den Händen (so viel zu „Tankhandschuhe gibt es an der Kasse“) vermisse ich genauso wenig, wie meine früheren Tankstellenbesuche beim Samstagseinkauf – ich lade ja ohne Zeitverlust in der Tiefgarage meines Büros. So spare ich summa summarum mehr Zeit, als ich beim gelegentlichen Ladekaffee verliere.
Die deutsche Planwirtschaft
Einen Wunsch an die Politik hätte ich allerdings: Ist eigentlich schon jemandem aufgefallen, dass man inzwischen überall ohne Warten und ohne Mühe schnell laden kann? In Gewerbeparks, in Einkaufszentren, an Autohöfen – nur nicht an den offiziellen Autobahnraststätten mit den dort veralteten Ladesäulen? Wann beseitigt endlich ein Politiker das Strukturmonopol der staatlichen Tank & Rast, das nach glaubwürdigen Berichten von Ladesäulenanbietern der wesentliche Grund ist, warum gute Infrastruktur an offiziellen Autobahnraststätten rarer ist? In der Elektromobilität überholen unsere Nachbarstaaten deutsche Planwirtschaft nicht ohne Grund…
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine entspannte, genussvolle und günstige Fahrt!
Stephan Karl Schultze
ist Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Rechtsanwalt bei Loeba Treuhand in Lörrach.
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