Künstliche Intelligenz (KI) wird in den unterschiedlichsten Branchen zum unverzichtbaren Werkzeug. Wir blicken in zwei Unternehmen am Standort Schwarzwald-Baar-Heuberg und zeigen, wie sich dort die Arbeit mit KI entwickelt.

Künstliche Intelligenz ist in der Breite der deutschen Wirtschaft angekommen. Das hat der Digitalverband Bitkom im September als Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Befragung festgestellt: Inzwischen nutzen 36 Prozent der befragten Unternehmen KI. Vor einem Jahr waren es erst 20 Prozent. Als geschäftsführende Gesellschafterin der Gruppe Drei in Villingen-Schwenningen ist Carolin Deberling in einer Branche tätig, die neue Entwicklungen wie diese früher als andere erkennt. Schon vor drei Jahren hat sie damit begonnen, KI in ihrer Agentur für Marketing und strategische Kommunikation zu nutzen. „Ein erster Impuls, eine Adaption, ein Bild, ein Programmiercode für die Website, ein kurzes Video: Jeder Bereich ist bei uns heute durch KI betroffen und verändert sich“, berichtet Deberling.
KI als der neue Werkstudent
Nach Deberlings Einschätzung werden KI-Agenten zunächst einfache, sich wiederholende Aufgaben übernehmen. Schritt für Schritt werden sie komplexere Tätigkeiten ausführen, eigene Entscheidungen treffen und sich schließlich in Netzwerken so weit abstimmen, dass sie gemeinsam auch strategische Fragestellungen bearbeiten können. „Heute würde ich es noch Werkstudent nennen, morgen sicherlich schon vollwertiger neuer Mitarbeiter als KI-Agent,“ fasst Deberling ihre Einschätzung und Erwartung für ihre Agentur zusammen.
Die Leistungen für die Kunden veränderten sich nicht unmittelbar, aber der Weg dorthin. KI unterstütze dabei, schneller, effizienter und vielseitiger zu arbeiten. Für die Kunden ihrer Agentur bedeute das, mehr Raum für kreative Strategien, tiefere Analysen und passgenauere Umsetzungen zu haben. „Echte, nachhaltige Markenbeziehungen entstehen aber erst, wenn Technologie mit menschlichem Erlebnis verbunden wird“, sagt Deberling. Ohne die „Erdung in einem menschlichen Erlebnis“ bliebe auch die innovativste Kampagne wirkungslos. Eine von der menschlichen Kreativität geschaffene, unbewusste Wirkung könne KI noch nicht leisten. Ein erfahrener Texter merke zum Beispiel schnell, ob es sich um einen KI-generierten Text handele oder nicht. „Je mehr die Ergebnisse sich gleichen, desto wichtiger wird
der Mensch an den Stellen, wo er noch auftaucht“, stellt Deberling fest.
Auf Effizienz getrimmt
Seit 2022 treibt Rainer H. Dick, geschäftsführender Gesellschafter von Michelfelder in Fluorn-Winzeln, den Einsatz von Digitalisierung und KI im Verbund Schritt für Schritt voran: Von Buchhaltung, Fakturierung und Einkauf über Kalkulation und Arbeitsvorbereitung bis hin zu Logistik und Materialplanung. Wo es möglich ist, werden auch Maschinendaten genutzt. „Ziel ist bis 2026, das papierlose Unternehmen auch in der Fertigung zu haben“, erklärt Dick.
Digitalisierung als Vorstufe
Der Einstieg in die Digitalisierung begann mit einem Dokumentenmanagement-System, zunächst in Finanzwirtschaft und Einkauf, später in allen anderen Bereichen. „Erst durch eine saubere Pflege von Stammdaten und Dokumenten konnten Prozesse mit Digitalisierung und KI im Verbund schneller, kostengünstiger und effizienter gestaltet werden“, berichtet Dick. Investitionen in Arbeitsvorbereitung, Produktionsplanungssystem, Konstruktion und Kalkulation sollen weitere Wettbewerbsvorteile bringen. Dabei müssen Themen wie der Datenschutz bei Zeichnungen mit Kunden noch abgestimmt werden. „Aktuell bewertet ein internes Team die Digitalisierung und KI in Abstimmung mit den Anforderungen des Unternehmens. Zugleich ist es elementar wichtig zu berücksichtigen, was unsere Kunden von uns fordern“, ergänzt Dick.
KI ermöglicht neue Investitionen
Die bisherigen Erfolge sind deutlich: Eine Reduzierung des Personalbestandes in der Verwaltung, der Angebotszeit und des Stromverbrauchs wurden heute schon erreicht. Der Wegfall des Maschinenstörbuchs sowie weniger Verschnitt durch eine Zuschnittoptimierung der verarbeiteten Bleche mittels Digitalisierung und KI werden die nächsten Schritte sein.
„Dazu kommt, dass die Digitalisierung und die KI-Komponenten der neuen Maschinengenerationen uns nicht nur vor große Herausforderungen stellen, sondern auch erhebliche Investitionen fordern“, sagt Dick. Klar sei auch: Das Arbeitsumfeld verändert sich. Tätigkeiten, die durch Digitalisierung und KI ersetzt werden, führten zu einer Neuausrichtung der Mitarbeiter. „Um in Deutschland im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben, sind Digitalisierung und KI im Verbund für uns unverzichtbar geworden“, betont Dick. Johannes Fritsche
