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Ausgabe 11/2019
Unternehmen
200 Jahre Klavierbau: Sauter Pianofortemanufaktur

Premium statt Preiskampf

Die weltweit älteste noch existierende Klaviermanufaktur liegt in Spaichingen im Landkreis Tuttlingen: Seit 1819 produziert die Firma Sauter Pianos und Flügel und feiert dieses Jahr ihr 200. Jubiläum.

 

Spaichingen. Radio, Fernsehen, elektrische Instrumente und vor allem seine eigene Langlebigkeit: Das sind die Hauptfeinde des klassischen Klaviers. Solange es weder Radio- noch Fernsehgeräte in den Haushalten gab, sorgte Hausmusik für Unterhaltung, und in deren Mittelpunkt stand meist ein Klavier. Ihre absolute Hochzeit erlebte die Klavier­industrie deshalb um die vergangene Jahrhundertwende herum, ehe sich ab den 1920er-Jahren der Rundfunk und ab den 1950er-Jahren das Fernsehen verbreiteten. In den 1970er-Jahren kamen Keyboards auf, seit den 1990ern nehmen billigere Digitalklaviere der akustischen Konkurrenz Anteile weg. Zudem drängen immer mehr asiatische Hersteller mit deutlich günstigeren Preisen auf den Markt. Und weil ein klassisches Klavier eigentlich nie kaputtgeht, werden in Deutschland mittlerweile jährlich nur noch etwa 6.000 Pianos und Flügel gebaut. Auch die weltweite Klavierproduktion, die 1980 noch bei mehr als einer Million Instrumenten pro Jahr lag, ist auf rund 400.000 gesunken – obwohl sich insbesondere in Asien neue, große Absatzmärkte aufgetan haben.

Diese extreme Konsolidierung haben nur wenige deutsche Klavierhersteller überlebt. Von den einst mehreren hundert Pianofabriken hierzulande produzieren heute nur noch ein gutes Dutzend. Der Bundesverband Klavier zählt aktuell 13 deutsche Hersteller unter seinen Mitgliedern. Einer davon ist in dieser Region beheimatet: Die Carl Sauter Pianofortemanufaktur GmbH & Co. KG produziert seit nunmehr 200 Jahren in der schwäbischen Kleinstadt Spaichingen im Kreis Tuttlingen. Firmengründer Johann Grimm hatte das Handwerk sechs Jahre lang in Wien bei einem renommierten Klavierbauer gelernt, ehe er 1819 in seiner Heimat eine Klavierbauwerkstatt eröffnete. Weil er keine eigenen Kinder hatte, adoptierte er seinen Neffen Carl Sauter, holte ihn in den Betrieb und lehrte ihn das Handwerk. Ab 1846 führten vier Generationen Sauter die Manufaktur fort – Carl Sauter, sein Sohn Johann, sein Enkel Carl Sauter II sowie seine Urenkel Hans und Carl Sauter III. 1993 musste das Traditionsunternehmen aus den eingangs geschilderten Gründen und wegen eigener Fehlentscheidungen (insbesondere einer zu teuren Marketingkampagne) Insolvenz anmelden. Der Wirtschaftsingenieur Otto Hott, der viele Jahre den Schwenninger Uhrenhersteller Kienzle geleitet und zuletzt als Unternehmensberater gearbeitet hatte, erstellte ein Sanierungskonzept für die Klavierfabrik und stieg selbst als Mehrheitsgesellschafter und Geschäftsführer ein. Ulrich Sauter hält ein Fünftel der Anteile und führt damit in fünfter Generation die Familientradition fort.

»Wir haben die größte Fertigungstiefe in der deutschen Klavierindustrie«

Unter Hotts Leitung hat sich Sauter gesundgeschrumpft, setzt nun – anders als manche Konkurrenten, die ihre Produktion nach Fernost verlagerten – auf „Made in Germany“ und auf das Premiumsegment. „Wir haben innerhalb der deutschen Klavierindustrie die größte Fertigungstiefe“, sagt Produktionsleiter Stefan Schnitzer. Gut 500 Klaviere baut Sauter jährlich, etwa zehn Prozent davon Flügel, der Rest Pianos. Es gibt etwa drei Dutzend Modelle und fast endlos viele verschiedene Varianten wie unterschiedliche Hölzer und Lacke. Metall-, Mechanik- und Klaviaturteile kaufen die Spaichinger bei ausgewählten deutschen Zulieferern. Alles andere fertigen sie selbst. In der 5.000 Quadratmeter großen Produktion im ersten Stock des Firmengebäudes am Spaichinger Ortsrand, das Sauter Ende der 1970er- und 1980er-Jahre bezogen hat, arbeiten Schreiner, Lackierer, Polierer und natürlich Klavierbauer. Hier entstehen parallel die sichtbaren Teile der Pianos und Flügel, die der Klavierbauer Möbelstücke nennt, und die Herzen der Instrumente, die Klangkörper. In der Montage kommen sie zusammen, werden mit der passenden Mechanik versehen, intoniert und immer wieder gestimmt.

Das dauert. Schon für ein normales Klavier rechnet Produktionschef Schnitzer mit etwa 100 Arbeitsstunden im Haus, für ein Design- oder ein Meisterklavier mit rund 150, und für einen Flügel können bis zu 500 Stunden Arbeit nötig sein. Mitsamt Trocken- und Ruhezeiten braucht die Produktion zwischen sechs und zwölf Monaten. Entsprechend sehen die Preise für Sauter-Klaviere aus: Das günstigste Piano kostet rund 10.000 Euro, der einfachste Flügel etwa das vierfache, und ein Konzertflügel kann auch mehr als 100.000 Euro teuer sein. Der Verkauf läuft immer über Fachhändler, die auch das Stimmen und Warten der Klaviere übernehmen.

„Wir gehen nicht auf die billige Schiene, wir können eh nicht preislich mithalten“, sagt Geschäftsführer Hott. Klasse statt Masse: Diese Qualitätsstrategie geht auf, der Spaichinger Klavierbauer behauptet sich gegen die weltweite Konkurrenz. Mehr als 70 Prozent der Instrumente verkauft Sauter im Ausland, über die Hälfte außerhalb Europas. Wichtige Märkte sind China, Australien, Japan und die USA. In Europa stehen aktuell beispielsweise die Staatsoper Stuttgart, die Neue Oper Oslo und die Musikhochschule Luzern auf der Referenzliste. Sauter setzt mit seinen gut 50 Mitarbeitern pro Jahr rund fünf Millionen Euro um und wächst etwa fünf Prozent jährlich, gewinnt auf dem schrumpfenden Klaviermarkt also Marktanteile hinzu. Dabei spielen Innovationen eine wichtige Rolle. Viele für den Klang und das Spielen entscheidende Teile wie Resonanzboden, Gussrahmen oder Tonhaltepedale wurden stetig weiterentwickelt. Passend zum Jubiläum präsentierte Sauter in diesem Jahr eine ganz besondere Neuerung: Zusammen mit dem Stuttgarter Max-Planck-Institut für Festkörperforschung (MPI) haben die Klavierbauer synthetisches Elfenbein für die Tasten entwickelt. Es stimmt chemisch mit dem natürlichen Elfenbein überein, das aus Gründen des Artenschutzes nicht mehr verarbeitet werden darf. Es fühlt sich für Pianisten aber angenehmer an als der stattdessen meist verwendete Kunststoff. Die haptischen Vorteile des echten Elfenbeins bietet auch das synthetische. Bislang gibt es zwei Prototypen mit Tasten aus diesem neuen Material, einen bei Sauter und einen beim MPI. Derzeit wird die Serienfertigung getestet, kommendes Jahr sollen dann die ersten Sauter-Flügel mit synthetischem Elfenbein auf den Markt kommen.

kat

Einblicke in die Produktion

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