Daunen und Federn stehen seit 125 Jahren im Mittelpunkt der OBB. In Lörrach entstehen Bettdecken und Kissen, die Tradition, Handwerk und Innovation vereinen – für erholsamen Schlaf und ein Stück Beständigkeit in bewegten Zeiten.

Wie man sich bettet, so liegt man – in diesem Fall ist das wörtlich zu nehmen. Denn der Mensch verbringt etwa ein Drittel seines Lebens im Bett und will’s in dieser Zeit bequem haben. Mit den dafür benötigten Bettdecken und Kopfkissen kennt man sich aus bei der Oberbadischen Bettfedernfabrik (OBB). Seit 125 Jahren sind Bettwaren befüllt mit Daunen und Federn die Kernkompetenz der Lörracher Firma. Federbetten sind echte Klassiker, es gibt sie seit Jahrhunderten und das trotz starker Konkurrenz durch Polyester. Eine kuschlige Konstante in der harten Schnelllebigkeit unserer Zeit.
Auf der 17 000 Quadratmeter großen OBB-Produktionsfläche bestücken die aktuell 60 Mitarbeiter in einem modernen Maschinenpark Bettdecken, Kissen, Matratzenauflagen und Sofakissen. Per LKW kommen die Daunen und Federn dafür säckeweise aus Polen oder Ungarn nach Lörrach. Sie werden überprüft, gewaschen, getrocknet, dann sortiert und das per Luft: die federleichten Daunen nehmen dabei naturgemäß einen anderen Weg als die kräftigeren Federn. Dann werden sie nach Bedarf wieder gemischt (die Daune wärmt, die Feder stützt) und in die fertige Stoffhülle für Decken oder Kissen eingeblasen. Naturhaare wie Wolle, Kamel- oder Alpakahaar und Naturfasern wie Hanf oder Baumwolle kommen aus Frankreich oder Belgien, werden als Vlies angeliefert und in Lörrach eingenäht.
Diese vollstufige Produktion mache OBB unter den ohnehin nicht (mehr) zahlreichen Bettfederfabriken in Deutschland zur Rarität, so die Geschäftsführer Petra Schweigert und Bastian Roscheck. Die meisten anderen Betriebe würden sich inzwischen auf Rohwarenverarbeitung beschränken und etwa die Bekleidungsindustrie mit Daunen und Federn beliefern.

Internationale Kunden
Die OBB-Produkte gehen von Lörrach aus an Fachhandel, Möbelhäuser und Hotels in Europa, Asien und Südamerika. Oder via Onlineshop oder Fabrikverkauf vor Ort direkt an die Kunden. Etwa eine halbe Million Produkte produziert OBB pro Jahr.
Diese Internationalität der Kunden sei auch herausfordernd, sagt Roscheck. „In jedem Land haben wir unterschiedliche Deckengrößen.“ Andere Länder, andere Schlafkulturen, so sei das eben. Italiener, Niederländer und Belgier stecken gerne zu zweit unter einer Decke, entsprechend groß muss das Oberbett sein, während sich die Deutschen, Schweizer und Österreicher – ganz pragmatisch – ums nächtliche Decke Wegziehen nicht sorgen wollen. Einig ist man sich aber bei der Farbe der Bettwaren: Weiß, das wirkt clean. Teils seien auch Creme oder Saphir ein Thema, „aber die Zeiten von Flamingo, Sand und Apricot sind vorbei“. Hach, die 70er. Ein paar Moden und Trends gibt’s eben auch bei der Bettdecke.
Der Schlaf im Fokus
Das zeigt sich auch bei der Füllung. Waren bei der Bettfedernfabrik einst hauptsächlich Daunen und Federn von Gänsen und Enten ein Thema, kamen über die Jahre Synthetikfasern, Naturhaare und Naturfasern dazu.

Je nach Vorliebe, Einstellung oder Gesundheitstrend, der auch den Schlaf zuletzt immer und mehr in den Fokus rückte und mit ihm das Equipment. Die Nachhaltigkeit spielt heute für viele Kunden eine Rolle – und der Tierschutz. Die OBB-Verantwortlichen versichern, auf beides sehr zu achten, inklusive entsprechender Zertifizierung. Schweigert: „Uns war immer wichtig, dass für uns kein Tierleid entsteht. Wir verarbeiten ein Abfallprodukt der Fleischindustrie, das muss man einfach so sehen.“
Umsatzzahlen gibt das Unternehmen nicht raus. Aber man spüre das zurückhaltende Konsumverhalten der Menschen. OBB schaut dennoch positiv nach vorne und erweitert derzeit die Produktionsfläche. Rund 3,2 Millionen Euro investiert die Mehrheitsgesellschafterin Imes in den Bau von zwei neuen Produktionshallen. Nächstes Jahr soll alles fertig sein.
Billigprodukten aus China setzt die Firma hochwertige Produkte und Regionalität entgegen. Und Innovationsgeist. Das Dreikammerkissen hat sich die OBB vor etwa 50 Jahren patentieren lassen, aktuell den antibakteriell wirkenden Bezug. Man suche immer nach innovativen Stoffen oder Füllungen, sagt Roscheck. Aber schlussendlich sei eine Daunendecke halt trotzdem eine Daunendecke – und das hat dieser Tage doch auch etwas Beruhigendes. se
Bewegte Geschichte
Wie die OBB nach Lörrach kam: Isaak Klimowski gründete die Firma um 1900 als Erste Ostpreußische Bettfedernfabrik in Insterburg. Das Unternehmen florierte – dann kamen die Nazis an die Macht. Erzählt wird, dass der damalige Gauleiter den jüdischen Unternehmer Klimowski erpresste, die Firma abzugeben. Als die russische Armee nahte, ließ der Gauleiter den Betrieb einpacken und per Güterzug weit weg an die Schweizer Grenze schaffen. In Weil am Rhein strandete der Zug – bis ein ehemaliger Mitarbeiter der Ostpreußischen Bettfedernfabrik von dem Gefährt erfuhr. In Lörrach errichtete er das Unternehmen als OBB Oberbadische Bettfedernfabrik neu – auch Isaak Klimowski hörte davon. Man einigte sich und teilte das Unternehmen: Die Bettfedernfabrik Süd in Maulburg entstand, die OBB blieb mit Klimowski in Lörrach. 1985 übernahm Erich Schweigert, seit 2020 leiten dessen Tochter Petra Schweigert und Bastian Roscheck den Betrieb.
