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Ausgabe 6/2025
Unternehmen
Standort Deutschland

„Noch Luft nach oben“

653 Millionen Euro hat Roche im vergangenen Jahr in seine Standorte in Deutschland investiert – obwohl die Rahmenbedingungen gern auch besser sein könnten.

Rund 11 000 Mitarbeiter beschäftigt der Roche-Konzern am Stammsitz in Basel-Kaiseraugst – und fast doppelt so viele in Deutschland: mehr als 18 200 sind es aktuell. Und weil Roche auch künftig auf den Standort Deutschland setzt, hat der Konzern mehr als 650 Millionen Euro investiert. Das meiste davon in Baden und in Bayern, denn Roche ist mit großen Standorten in Grenzach-Wyhlen mit Roche Pharma sowie in Mannheim, Ludwigsburg und im oberbayrischen Penzberg vertreten. Warum aber Roche so sehr auf seine Standorte in Deutschland setzt, erklärt Roche-Vorstand Daniel Steiners im Exklusiv-Interview mit unserer Autorin Carolin Johannsen.

Herr Steiners, Roche investiert mehr als eine halbe Milliarde in seine deutschen Standorte – während zuhauf Unternehmen über hohe Energiepreise, Fachkräftemangel und Bürokratie klagen. Warum?
Wir investieren substanziell in unsere Infrastruktur – etwa mit dem neuen Diagnostik-Gebäude in Penzberg. Parallel investieren wir ganz bewusst in Digitalisierung, weil sie ein ganz entscheidender Hebel ist, um unsere Innovationskraft in der Pharma- und Diagnostik-Sparte weiter zu stärken. Diese beiden Bereiche gehören für uns zusammen. Denn Digitalisierung entfaltet ihren vollen Nutzen erst, wenn sie in moderne, leistungsfähige Prozesse eingebettet ist. Deutschland spielt dabei eine zentrale Rolle für Roche. Unsere Investitionen hier sind langfristig angelegt und zielen darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Standorte nachhaltig zu sichern.

Langfristig – das klingt nach einem klaren Bekenntnis zum Standort. Aber wie belastbar ist das angesichts politischer Unsicherheiten?
Damit solche Investitionen ihre volle Wirkung entfalten können, braucht es stabile und verlässliche Rahmenbedingungen. Und da sehen auch wir in Deutschland noch Luft nach oben. Wenn Politik und Industrie gemeinsam an einem Strang ziehen, kann daraus ein echter Innovationsschub entstehen. Deshalb haben wir allein im Jahr 2024 insgesamt 653 Millionen Euro in den Ausbau und die Werterhaltung der deutschen Roche-Standorte investiert.

Ein erheblicher Betrag – und doch gehen Sie damit bewusst ins Risiko. Wie kalkulieren Sie mit den bekannten Standortnachteilen?
Natürlich trifft ein Konzern jede Investitionsentscheidung auf Basis der Rahmenbedingungen. Aber wir als Roche bekennen uns ganz klar zum Standort Deutschland.

In Forschung, Produktion und Infrastruktur hat Roche allein in 2024 rund 650 Millionen investiert.

Wie sieht die Rolle der deutschen Roche-Standorte im globalen Netzwerk aus?
Unsere deutschen Standorte in Grenzach-Wyhlen, Mannheim, Penzberg und Ludwigsburg sind ein zentraler Pfeiler im globalen Roche-Netzwerk – mit starker Forschung, Entwicklung und Produktion entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Penzberg ist zudem eines der führenden Biotechnologiezentren Europas. Auch logistisch ist Deutschland für uns ein absoluter Schlüssel­standort und ganz entscheidend für unsere Aktivitäten in der EU.

Der internationale Druck auf die Pharmabranche nimmt zu. Wie stark verändert das Ihre Standortstrategie in Deutschland?
Es stimmt, wir leben in turbulenten Zeiten. Gleichzeitig sehen wir in Deutschland klare Standortvorteile: eine hervorragende Infrastruktur, exzellente Forschungslandschaften und hochqualifizierte Fachkräfte. Natürlich zwingt uns der globale Wettbewerb dazu, unsere Strukturen laufend zu hinterfragen und zu optimieren. Aber unsere Standortstrategie bleibt langfristig ausgerichtet. Der Südwesten Deutschlands gehört für uns ganz klar zu den führenden Regionen Europas, wenn es um Standortbedingungen für die industrielle Gesundheitswirtschaft geht.

Schon zuvor flossen u. a. 60 Millionen Euro (2019-2021) in den Bau des Multifunktionsgebäudes „Fritz“ am Standort Grenzach-Wyhlen. Bilder: Roche

Einer dieser Standorte ist Grenzach-Wyhlen im Dreiländereck. Was macht diesen Ort für Roche besonders attraktiv?
Die Lage im Dreiländereck erleichtert den Zugang zu hochqualifizierten Fachkräften und fördert den Wissenstransfer über Ländergrenzen hinweg. Die Konzernzentrale in Basel ist auf Sichtweite – das erleichtert den persönlichen Austausch und stärkt die Zusammenarbeit bei strategischen Themen. Auch logistisch ist die Lage ideal – mit exzellenter Infrastruktur und der Nähe zum Flughafen. Dank der Nähe zu Hochschulen, einer starken regionalen Industrie und Initiativen wie dem Forum Gesundheitsstandort sind wir eng mit Forschung, Politik und Wirtschaft vernetzt.

Das klingt nach einem starken regionalen Netzwerk. Aber profitieren auch lokale Unternehmen von Ihren Investitionen?
Wir legen großen Wert darauf, mit Fachbetrieben aus der Region zusammenzuarbeiten. Ein Beispiel ist die Komplettsanierung der Kesslergrube in Grenzach, die mit einem Volumen von 239 Millionen Euro umgesetzt wurde. Auch beim Bau unseres Multifunktionsgebäudes „Fritz“, realisiert zwischen 2019 und 2021 mit einer Investition von
60 Millionen Euro, waren rund 90 Prozent der beteiligten Unternehmen aus dem Umland. Unsere Investitionen tragen also unmittelbar zur regionalen Wertschöpfung bei.

Viele Unternehmen klagen über Fachkräftemangel. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um im Wettbewerb um Talente mitzuhalten?
Wir setzen auf drei zentrale Säulen: gezielte Besetzung offener Rollen, langfristiger Talentaufbau und der Ausbau unserer Arbeitgebermarke. Dafür nutzen wir datenbasiertes Talent Marketing – von Social Media über Fachmessen bis hin zu gezielten Kampagnen. Parallel fördern wir aktiv die Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter mit Angeboten wie LinkedIn Learning, Coachings oder Sprachkursen. Wissen ist unser wichtigster Rohstoff – und wir sorgen dafür, dass er nicht knapp wird.

Trotzdem ist es sicher nicht leicht, Mitarbeiter zu finden – auch wegen fehlender politischer Anreize. Wie wichtig ist Unterstützung durch die Politik bei Ihren Investitionsentscheidungen?
Unsere Industrie benötigt vor allem berechenbare und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen. Innovationen müssen honoriert und Patienten schnell zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig braucht es Verlässlichkeit. Und bei dem hapert es etwas. Gemeinsam mit der neuen Regierung arbeiten wir jetzt daran, dass auch künftig Innovation in unserem Gesundheitssystem ankommen kann. All das spielt eine zentrale Rolle bei unseren Investitionsentscheidungen.

Wenn Sie sich etwas von der Politik wünschen könnten – was wäre das?
Was wir brauchen, ist eine Politik mit Weitblick und Entschlossenheit. Wettbewerbsfähigkeit entsteht vor allem durch innovationsfreundliche Rahmenbedingungen und spürbaren Bürokratieabbau. Wichtig ist auch: Forschung und Wirtschaft müssen stärker vernetzt werden, besonders bei Zukunftstechnologien. Gesundheitspolitik ist immer auch Wirtschafts- und Industriepolitik – das sollte stärker im politischen Handeln verankert werden. Was wir uns wünschen, sind effiziente, transparente Prozesse und weniger kleinteilige Regulierung auf Bundes- und EU-Ebene. Ambitionierte Umweltziele sind richtig, dürfen Europas Wettbewerbsfähigkeit aber nicht ausbremsen.

Was hat die Pandemie verändert – auch mit Blick auf Ihre Standorte?
Die Pandemie war ein echter Stresstest – für Unternehmen, Lieferketten, Volkswirtschaften und für uns als Menschheit. Für uns bei Roche hat sich gezeigt, wie wertvoll eine stabile Wertschöpfungs- und Lieferkette ist. Dass wir große Teile unserer Produktion, Entwicklung und Logistik hier in Deutschland bündeln, hat sich als enormer Vorteil erwiesen.

Zur Person

 

Daniel Steiners ist seit Mitte 2024 Vorstand von Roche Pharma in Grenzach-Wyhlen. Steiners sitzt auch im Führungsgremium der Holding von Roche Deutschland. Zuvor war der 49-jährige promovierte Betriebswirt Geschäftsführer von Bayer Vital und verantwortete das Pharmageschäft von Bayer in Deutschland. In seiner Freizeit ist Daniel Steiners passionierter Läufer – und Hobby-Koch.

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