In Zeiten des Wachstums kämpfen Unternehmer mit gestiegenem Liquiditätsbedarf – bei rauem Wirtschaftsklima wird ausreichende Liquidität schnell zur Existenzfrage. Was kann dann getan werden? Wir hätten da Tipps vom Profi…

Mein Freund Peter ist Unternehmer. Sein erfolgreicher Betrieb stellt Schaltkästen her und handelt mit Elektrik-Bedarf. Heute schaut Peter besorgt drein. „Stimmt was mit der Liquidität nicht?“, frage ich ihn scherzhaft. „Ja, genau…“ murmelt er. Sein Lager sei voll, das Geschäft liefe noch gut – doch Kunden zahlen schleppender. Lieferanten haben Zahlungsfristen verkürzt und weil Peter sein neues Lager aus Eigenmitteln finanziert hat, wird ihm die Liquidität knapp. Kein seltenes Szenario… Wenn dann Insolvenzen zu Ausfällen führen, macht man sich Sorgen. „Was soll ich tun?“, fragt er. „Nun, vielleicht hättest Du ja doch für Dein Lager einen Bankkredit in Anspruch nehmen sollen…?“, antworte ich – und wir entwickeln eine Checkliste, was jetzt alles getan werden kann:
1. Investitionen in Anlagen auch fremdfinanzieren
Vorsichtige Unternehmer meiden Bankkredite. Reicht die Liquidität, werden Investitionen aus Eigenmitteln finanziert. Auf lange Sicht kann das schiefgehen, denn nichts ist so leicht zu finanzieren wie Anlageninvestitionen. Mindestens in Höhe einer akzeptierten Beleihungsgrenze sollte deren Fremdfinanzierung zur Regel werden. Als Sicherheit dienen die Anlagengüter selbst. Die gewonnene Liquidität kann besser für die Vorfinanzierung des laufenden Geschäfts verwendet werden, dessen Finanzierung Banken sehr ungern übernehmen. Mut zum Leverage, also zu einer angemessenen Fremdfinanzierung mit noch vernünftigem Eigenkapitalanteil, zahlt sich bei späteren Engpässen aus.
Aber wenn es nun zu spät dafür ist?
2. Sale & lease back als nachträgliche Rettung
Gebrauchte Immobilien oder Anlagen können zum Zeitwert verkauft und zurückgemietet werden. Mit werthaltigen größeren Investitionen ist das möglich. Leasinggesellschaften dafür vermittelt auch die Hausbank – manche Unternehmensgruppe hat intern sogar Besitzgesellschaften, die das übernehmen. Fuhrparkleasing schont die Kreditlinien, der Einsatz von Elektroautos kann ebenfalls Kosten sparen.
3. Skonti nutzen oder Zahlungsfristen ausschöpfen
Zum Cash-Management gehört, Skonti optimal zu verhandeln und zu nutzen – oder anderenfalls eingeräumte Zahlungsziele wirklich auszuschöpfen.
4. Stringentes Forderungsmanagement
In der Praxis oft vernachlässigt wird die zeitnahe Abrechnung: kurze Zahlungsziele, gegebenenfalls mit Skonto als Anreiz. Dazu: ein stringentes Mahnwesen. Kunden lassen sich erziehen!
5. Zahlungsausfällen durch Besicherung vorbeugen
Besicherungen wie verlängerter Eigentumsvorbehalt in eigenen Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) helfen. AGB sollten daher vom Hausanwalt auch mal auf Aktualität gecheckt werden.
6. Verschlankung der Vorratsbestände
Zu hoher Lagerbestand kostet und will finanziert sein. „Langsamdreher“ sollten aus dem Lager konsequent aussortiert und schadhafte Ware verschrottet werden.
7. Factoring von Forderungen…
… ist teuer, aber wirksam. Sehr rentable Betriebe verkaufen ihre Forderungen an einen Factor und beziehen sofort Liquidität.
8. Mitarbeiterbeteiligungen…
… binden Mitarbeiter, bringen Kapital und Liquidität.
9. Zusätzliche Bankverbindung – aber rechtzeitig
Der Wettbewerb unter Banken darf man ruhig ausnutzen – in guten Zeiten geschickt eingerichtet kann eine zusätzliche „Blanko“-Linie winken.
10. Rollierende Liquiditätsplanung
… ist die Voraussetzung dafür, drohende Liquiditätsengpässe so frühzeitig zu erkennen, dass Sie mit Banken sprechen können, ohne „mit dem Rücken an der Wand zu stehen“ und unter Druck ungünstige Zinsen und Besicherungen akzeptieren zu müssen.
Stephan Karl Schultze
Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Rechtsanwalt und geschäftsführender Gesellschafter von Loeba Treuhand Lörrach