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Ausgabe 6/2025
Service
Kinderbetreuung

Es geht ans Eingemachte

Es gibt den Pflegenotstand – und es gibt die Kita-Krise. Die Kommunen im Südwesten investieren Millionen und schaffen es doch nicht, allen Ansprüchen gerecht zu werden. Eine Option sind daher Corporate Kitas und öffentlich-private Partnerschaften. Unser Autor hat herausgefunden, was das kostet und wo es wie funktioniert…

Bild: Adobe Stock/Alexandra W/peopleimages.com

Rund 60 000 Kita-Plätze fehlen derzeit in Baden-Württemberg. Obendrein fast 15 000 Fachkräfte. Es sind alarmierende Zahlen, die die Bertelsmann-Stiftung ermittelt hat, denn sie haben direkte Folgen für Unternehmen: Einer Stepstone-Studie zufolge kosten fehlende Betreuungsangebote die deutsche Wirtschaft 23 Milliarden Euro im Jahr, da zwei Drittel der teilzeitbeschäftigten Eltern auch gern Vollzeit arbeiten würden. Zudem führt fehlende Kinderbetreuung bei drei von vier Firmen immer wieder zu Störungen von Betriebsabläufen – etwa wenn Mütter in der Kita einspringen müssen oder Einrichtungen vorübergehend schließen müssen.
Gleichzeitig stellt der gesetzlich verankerte Betreuungsanspruch Kommunen vor erhebliche Herausforderungen. Sie bauen neue und erweitern bestehende Kindertagesstätten, unterstützen kirchliche und sonstige Träger, müssen gleichzeitig renovieren und sanieren. Und dennoch entsteht allzu oft der Eindruck, dass es hinten und vorne nicht reicht. Nichts fürchten Eltern wohl mehr, als den morgendlichen Anruf der Kita. Denn zu allem Überfluss sind Kita-Mitarbeiter auch noch oft krank – im Schnitt 30 Tage im Jahr, in anderen Berufen sind es nur 15 bis 20.

Gesamtkosten: rund 46 Milliarden Euro
Das System scheint auf Kante genäht. Einige Kommunen, etwa Offenburg, Stuttgart oder Karlsruhe, haben bereits begonnen, Öffnungszeiten wieder zu kürzen. Zudem setzt man in Offenburg darauf, Kinder von Mitarbeitern des Malteser Hilfsdiensts betreuen zu lassen: Not macht offenbar erfinderisch. Da wundert es nicht, dass in der Politik darüber diskutiert wird, den gesetzlichen Betreuungsanspruch wieder einzuschränken – zumal Kinderbetreuung immer teurer wird: 46,5 Milliarden Euro sind 2024 für Kitas, Krippen und Kindergärten ausgegeben worden. Ein neuer Rekord.

 

Wie sehr sich Kommunen bemühen, dem Bedarf hinterher zu kommen, zeigt ein Blick in aktuelle Projekte. Lörrach hat Projekte für gut 17 Millionen Euro laufen. In Schwenningen werden gerade 4,5 Millionen in eine neue fünfgruppige Kita investiert. Die Hochschule für Polizei erweitert ihre Kita für 3,9 Millionen Euro und im neuen Villinger Stadtquartier Am oberen Bühl sollen bis 2027 für 12,5 Millionen Euro 153 neue Kita-Plätze entstehen. Umgerechnet kostet damit ein Kitaplatz 82 000 Euro – zuzüglich der später auflaufenden Kosten für die eigentliche Kinderbetreuung.
Eine Großstadt wie Freiburg, die aktuell gut 3500 Plätze für unter Dreijährige vorhält – Versorgungsquote: 53,5 Prozent –, gibt sogar noch deutlich mehr aus: Allein die Erweiterung und Sanierung der Kita Breisacher Hof kostet 16,5 Millionen, die Neubauten in Moos und Munzingen schlagen mit zehn und 6,5 Millionen zu Buche. Seit 2020 hat die Stadt fast 30 Kita-Neubauten und -Erweiterungen mitfinanziert, vor allem Projekte nichtstädtischer Träger.

Zu den Baukosten kommen die Kosten für den laufenden Betrieb, bei dem vor allem die Personalkosten zu Buche schlagen. Die 50 000-Einwohner-Stadt Lahr etwa wird dieses Jahr rund
32 Millionen Euro für Betreuung ausgeben, 2020 waren es noch 21,6 Millionen. Die Zahl der Plätze (1856 Ü3 und 558 U3) hat sich aber nur marginal erhöht. In Achern liegt das Defizit aus dem Kita-Betrieb bei „mindestens sieben Millionen Euro jährlich“. Vor allem durch die Tarifabschlüsse stiegen die Kosten „ungebremst weiter“. In Emmendingen geht man davon aus, dass im U3-Segment künftig 70 Prozent der Eltern die Betreuung in Anspruch nehmen werden. „Das fordert die Kommunen sehr“, heißt es aus dem Rathaus. Vor allem beim Ganztagsangebot mit bis zu 50 Wochenstunden gerate man an Grenzen.

In Oberwolfach investiert Bürgermeister Matthias Bauernfeind fast ein Sechstel seines Etat in die kommunale Kita mit wirtschaftsfreundlichen Öffnungszeiten.

Oberwolfach: Die Kita als Standortargument
Einer, der das Ganze besser machen will, ist Matthias Bauernfeind. „Kindergärten sind mein Steckenpferd“, sagt der Bürgermeister der kleinen Schwarzwaldgemeinde Oberwolfach. Für genau diese war er zuvor bei der Erzdiözese Freiburg zuständig.
Im 2500-Einwohner-Örtchen, dem der dreifache Familienvater seit 2015 vorsteht, hat Bauernfeind den Kindergarten aus kirchlicher Trägerschaft in die Hand der Gemeinde übernommen – und die Betreuungszeiten auf 6 bis 18 Uhr ausgeweitet, für unter Dreijährige bis 15.30 Uhr. Die Anschubfinanzierung dafür kam über ein Förderprogramm, das überraschenderweise nur mäßig nachgefragt war. „Wir waren eine von nur fünf Kommunen in Baden-Württemberg, neben Mannheim und Stuttgart.“
Seither finanziert man in Oberwolfach den Betrieb selbst und leistet sich sogar einen Shuttlebus in die Ortsteile. Der Kindergarten steht so mit knapp einer Million im sechs Millionen Euro schweren Haushalt, sagt Bauernfeind. Ein dicker Batzen, der absehbar auch nicht kleiner werde, da mehr als 80 Prozent der Kosten Personalkosten sind. Die Elternbeiträge seien dagegen vernachlässigbar: Sie deckten nur fünf bis acht Prozent.

Wie überall ist auch in Oberwolfach die Kinderbetreuung ein Minusgeschäft. „Zuschüsse und Einnahmen abgezogen, bleiben mehrere 100 000 Euro bei uns hängen, die wir nicht gedeckt bekommen“, sagt Bauernfeind. Zwar entscheidet darüber am Ende der Gemeinderat. Doch wenn man das Thema wirklich lebe, dann funktioniere es auch, ist der Rathauschef überzeugt. „Und das fängt bei der Verwaltungsspitze an.“

Kinderbetreuung als Standortfaktor: In Waldmössingen haben sechs Mittelständler für eine Kita zusammengelegt.

 

Immer häufiger: die Corporate Kita für Mitarbeiter
Gelebt wird das Kita-Thema aber auch in Unternehmen. In Oberkirch baut die Koehler Gruppe direkt am Firmengelände gerade eine Kita mit 100 Plätzen, 60 für die eigenen Mitarbeiter, 40 für die Stadt. Geplanter Start ist im ersten Halbjahr 2026. Für den Papierhersteller bedeutet die Corporate Kita ein Investment von acht Millionen Euro, also auch etwa 80 000 Euro je Betreuungsplatz. „Wir haben das Zepter jetzt ein Stück weit in die Hand genommen“, sagt Koehler-Sprecher Alexander Stöckle, „das hebt uns bei Mitarbeitersuche und -bindung von anderen Unternehmen ab“. Betreuungsplätze für den eigenen Nachwuchs seien „durchaus Thema in Bewerbungsgesprächen“. Für Stöckle manifestiert sich in solchen Commitments auch der Unterschied zwischen familiengeführten und börsennotierten Unternehmen: „Wir sind in Oberkirch verwurzelt und denken in Generationen.“ Und auch der Vorteil gegenüber einer städtischen Kita ist für ihn klar: „Maximal zwölf Schließtage im Jahr und Betreuungszeiten von 7 bis 17 Uhr.“ Für den Betrieb hat man sich einen externen Träger gesucht, Element-i aus Stuttgart.

In Waldmössingen, einem Stadtteil von Schramberg, haben sich sechs Unternehmen zusammengetan und im September 2024 die Waldmössinger Kindertagesstätte (W-Ki) eröffnet, darunter Schwäbische Werkzeugmaschinen und der Kabelkonfektionär Engeser. Kosten: vier Millionen Euro. „Ganz ohne Fördermittel“ habe man das Projekt gestemmt, aber mit 1,3 Millionen Euro Spenden, berichtet Karin Eichenlaub, die Vorsitzende des Fördervereins. „Aktuell sind wir in Schramberg die einzigen, die eine Ganztagsbetreuung anbieten.“ Um den Betrieb, der ebenfalls an einen Träger vergeben wurde, zu finanzieren, buchen die Unternehmen Garantieplätze, für die sie 250 Euro im Monat zahlen, zusätzlich zu den Elternbeiträgen. Zudem werden Plätze an Kinder aus Schramberg und der Nachbargemeinde Dunningen vergeben. Die seien begehrt „wie warme Semmeln“, sagt Karin Eichenlaub.

In Schwenningen hat Waldmann für seine Glühwürmchen gebaut. Bilder: Förderverein W-Ki (2), Waldmann , Gemeinde Oberwolfach

Manchmal entsteht die Idee einer Firmen-Kita auch einfach aus einem Impuls heraus. Beim Villinger Leuchtenhersteller Waldmann waren 2012 gleich drei Mitarbeiterinnen schwanger. Das habe Firmenchef Gerhard Waldmann inspiriert, erinnert sich Ramona Burger, seit Beginn Leiterin der Glühwürmchen-Kita. Um die 2014 eröffneten 80 Plätze zu füllen, sei sie anfangs bei benachbarten Unternehmen „Klinken putzen“ gegangen. Damals seien fast alle skeptisch gewesen, doch „heute rennen sie uns die Bude ein“. Die Plätze sind zu rund zwei Dritteln von Waldmann, zu einem Drittel von anderen Firmen belegt. Letztere zahlen einen Firmenbeitrag, zusätzlich zu den Elternbeiträgen. Angesichts steigender Personalkosten reiche aber auch dies kaum noch, um die Betriebskosten der eigens gegründeten gGmbH zu decken, sagt Burger.

Start in der Einliegerwohnung
Als 2004 die Frau vom Chef und vier Mitarbeiterinnen schwanger wurden, ist beim Rohrverschraubungshersteller Volz aus Deilingen die Idee einer eigenen Kita entstanden. „Eine Alternative gab es damals nicht“, erinnert sich Christoph Fleig, Geschäftsführer des 380-Mitarbeiter-Betriebs.
Kurzerhand haben damals die Fleigs ihre Einliegerwohnung ausgeräumt, Kinderwaschbecken und einiges mehr installiert sowie zwei Erzieherinnen eingestellt: die Geburtsstunde von „Volz Kidz“. Zwei Jahre später zog man aufs Firmengelände, wo aktuell 32 Kinder betreut werden – mittlerweile auch aus der Gemeinde, die damit ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachkommt.
Schnell wuchs das Ganze auch über die U3-Betreuung hinaus. Kindergarten- und Grundschulkinder kamen nachmittags. Denn „auch da gab es sonst kein Angebot“. In den Schulferien mietet Fleig inzwischen den Platz des Sportvereins für ein eigenes Kinderferienprogramm, damit die Angestellten arbeiten können. Finanziell gesehen ist es ein Zuschussgeschäft. Auch wenn nach Einkommen gestaffelte Elternbeiträge erhoben werden und das Land über die Gemeinde Zuschüsse bezahlt – „am Ende investieren wir 200 000 bis 300 000 Euro pro Jahr in Volz Kidz“, sagt Fleig, „und da sind die Räumlichkeiten noch nicht mitgerechnet“. Hinzu kommt ein nicht zu unterschätzender behördlicher Aufwand. „Auch ich muss jährlich ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.“
Doch das ist es dem Firmenchef „absolut wert“, wie er sagt, „aus idealistischen wie egoistischen Gründen“. Mitarbeiter könnten so schneller zur Arbeit zurückkehren. Und auch bei Bewerbern komme diese Zusatzleistung „sehr gut an“. Und was Fleig besonders freut: „Die ersten Kinder aus der Anfangszeit machen heute bereits ein Studienpraktikum bei uns oder eine Ausbildung.“ Das sei zwar nicht die Regel, lacht er, aber „so schließt sich für mich ein wenig der Kreis“. Jürgen Baltes

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