In der Offenburger Buchhandlung Akzente – Bücher und Wein verbinden Kirsten Pieper und Jochen Basler zwei Leidenschaften zu einem stimmigen Ganzen. Ein Ort, der nach Papier, Reben und Begegnung duftet – und zeigt, wie analoges Glück schmeckt.

Es gibt sie, diese besonderen Buchläden, die weit mehr sind als reine Verkaufsräume. Sie sind Rückzugsorte, kleine Inseln der Ruhe in einer lauten, schnellen Welt. Orte, wo man bewusst die Tür öffnet, um einzutreten in eine andere Atmosphäre – leiser, konzentrierter, wärmer. Wo jedes Buch sorgfältig ausgewählt scheint. Zwischen den schmalen Regalen liegt die Liebe zur Literatur in der Luft, und statt auf Bestsellerstapel voller Mainstream-Titel stößt man hier auf Geschichten, die berühren, überraschen und bleiben.
Genau so ein Ort ist Akzente – Bücher und Wein in Offenburg. Kaum größer als ein Wohnzimmer, aber voller Charakter, Charme und Persönlichkeit. Wer den Laden betritt, merkt sofort: Hier geht es nicht um Trends, sondern um Leidenschaft – für Literatur, für das Echte, für Begegnungen zwischen Menschen, die das Lesen noch als Abenteuer sehen. Vor gut drei Jahren hat Kirsten Pieper die traditionsreiche Buchhandlung vor dem Aus bewahrt, das ursprüngliche Konzept behutsam weitergeführt und mit etwas kombiniert, das ebenso für Genuss steht wie ein gutes Buch: Wein. Genauer gesagt: die Weine vom familieneigenen Weingut Pieper Basler in Zell-Weierbach.
Worte und Aromen
Hier treffen zwei Leidenschaften aufeinander, die harmonieren: Bücher und Wein, Worte und Aromen. Und so wie beides zusammenpasst, tun es auch die Menschen dahinter – Kirsten Pieper und ihr Mann Jochen Basler. Er, Winzer mit Herzblut, hilft an diesem Tag im Laden aus, kassiert freundlich, während seine Frau berät, empfiehlt, telefoniert. Im kleinen Laden herrscht vorweihnachtliches Gewusel, zeitweise ist kaum ein Durchkommen möglich. doch niemanden stört es. „Es sind Gleichgesinnte, die sich hier treffen“, erzählen Pieper und Basler. Ihre Kunden – zunehmend auch jüngere – kommen nicht, um schnell etwas zu kaufen, sondern um zu stöbern, zu entdecken, zu blättern. Ganz analog statt online.
Dass sich ihre Kundschaft so wohlfühlt, macht die beiden stolz. „99 Prozent der Menschen sind gut gelaunt, wenn sie zu uns kommen.“ Und manche bleiben einfach länger – „zum Schwätzen“. Dieses Gefühl von Nähe und Vertrautheit macht Akzente aus. Natürlich bedeutet es viel Arbeit und manchmal auch Stress, eine Buchhandlung, ein Weingut und die dazugehörigen Ferienwohnungen fast allein zu managen – unterstützt nur von wenigen Mitarbeitern und der Familie. Aber das Leuchten in ihren Augen verrät: Für sie passt es so. Auch wenn das alles ursprünglich gar nicht so geplant war.

Vom Artikel zur eigenen Buchhandlung
Als 2021 ein Nachfolger für Akzente gesucht wurde, schrieb Kirsten Pieper damals als Lokalredakteurin darüber – ohne im Traum daran zu denken, selbst die Nachfolgerin zu werden. „Als ich später das Schild ‚Geschäftsaufgabe‘ sah, habe ich Jochen gefragt, ob er sich vorstellen könnte, dass ich den Laden übernehme.“ Zwei Wochen blieben zur Entscheidung. Doch schnell stand fest: Mit Büchern allein lässt sich kaum Geld verdienen. „Da wir auf dem Weingut keine Vinothek haben, war das Zusatzsortiment schnell gefunden“, ergänzt Basler. Er selbst hatte sich 2015 als Geschäftsführer von den Gengenbacher Winzern verabschiedet, um im familieneigenen Weinberg ein Sabbatjahr einzulegen – damals noch ein Experiment. „Aus dem Sabbatical wurde dann das Weingut Pieper Basler“, sagt er. 2016 kamen die ersten vier Weine auf den Markt. Heute umfasst das Weingut 5,5 Hektar, produziert rund 35 000 Flaschen im Jahr, gilt regional als Vorreiter beim Anbau französischer Rebsorten und hat erstmals auch einen Naturwein herausgebracht.
Bücher und Wein – diese Kombination ist längst mehr als eine charmante Idee. Sie ist Herzstück des Konzepts. Neben dem Verkauf setzen Pieper und Basler auf Veranstaltungen, die beides verbinden. „Unsere Lesungen auf dem Weingut machen Literatur erlebbar“, sagt Pieper. Gleich die erste, mit dem preisgekrönten Autor Hanns-Josef Ortheil – „ein echter Genussmensch“ –, wurde 2023 zum großen Erfolg: 300 Besucher kamen. In diesem Sommer las Jean-Luc Bannalec – alias Jörg Bong, der frühere Fischer-Verlagsleiter – aus seinem neuen Bretagne-Krimi. „Die Stimmung war fantastisch – es gab Crêpes, Galettes und unser Muscadet feierte Premiere.“ Fast, so sagen die beiden lachend, wähnte man sich da in der Bretagne. Daniela Santo
