Das Offenburger Start-up Picea entwickelt hocheffiziente Mikroorganismen, deren Proteine in Europa und den USA sehr gefragt sind. Denn erst sie ermöglichen wirklich nachhaltige Produktionsprozesse.

Industriell nutzbare Enzyme gelten als so etwas wie der Zaubertrank für die Zukunft. Denn Molekularbiologen entwickeln und züchten inzwischen Mikroorganismen, die wie winzig kleine Fabriken arbeiten – und buchstäblich aus dem Nichts Gold machen. Mal geht es um Sugar Reduction, mal um Milchproteine ohne Euter für die Lebensmittelindustrie, dann wieder um Proteine für Recycling-Prozesse und das Aufspalten von Kunststoffen. All das macht weiße Biotechnologie möglich – und eines dieser Unternehmen sitzt seit Herbst in Offenburg: Picea.
2022 in Ohlsbach gegründet, schon 32 Mitarbeiter stark und ein gefragter Partner von großen Konzernen. Denn Picea will nicht erst Mikroorganismen entwickeln – sie haben schon drei Stämme in ihren Stahltanks und Petrischalen: ein Pilz, eine Hefe, ein Bakterium.
Picea ist aus vielerlei Hinsicht besonders. Sie sind die ersten mit einem S1-Labor samt Reinraum in einem Vollholzgebäude. Zudem ist die Firma mit ihren 450 Quadratmetern Laborfläche und Technik im Wert von einigen Millionen Euro bootstrapped und eben nicht mit externem Geld aufgebaut. Damit ist man in der Branche weit und breit der Einzige. „Naja, wir haben halt unsere Kosten im Griff“, sagt Daniel Heid, der in Harvard und Heidelberg studiert hat, seit Jahren Labore leitet und im Zweifel auch mal einen Fermenter selbst umbauen kann. Mit Tobias Stadelmann (Cambridge-Absolvent) und dem Offenburger Hochschulprofessor Thomas Eisele hat man Picea gegründet – und stapelt gern tief. Nicht überpacen! Bloß nicht die Fehler vieler anderer wiederholen, die zu früh auf dicke Hose gemacht haben und dann scheiterten. Denn Biotechnologie ist keine einfache Branche. Längst nicht alle Betriebe überleben die ersten drei Jahre, erreichen den Proof of Concept oder bekommen für ihre Mikroorganismen auch wirklich eine Zulassung.
Picea Biosolutions ist da längst weiter. Die Offenburger entwickeln hocheffiziente Mikroorganismen, Enzyme und biologische Prozesse, die Unternehmen aus Europa und den USA bei der Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen. Die Anwendungsfelder reichen von der Nahrungsmittel- über die chemische Industrie bis hin zur Energiewirtschaft, wo biologische Lösungen zur CO2-Reduktion und klimafreundlichen Optimierung von Herstellungsprozessen beitragen.
Und warum Offenburg? Wegen der nahen Hochschule, der guten Anbindung und dem Vertrauen der Stadt ins Team, als die Mole-
kularbiologen, Bio-Informatiker und Bio-Verfahrentechniker noch in einer unscheinbaren Ohlsbacher Industriehalle forschten. ut
Picea Biosolutions
Gründer: Daniel Heid, Tobias Stadelmann,
Thomas Eisele
Gründung: 2022
Branche: Biotechnologie
Webseite: www.picea.bio
