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Wirtschaft im Südwesten

2 | 201

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30

REGIO

REPORT  

IHK Hochrhein-Bodensee

D

igitaler Wandel und die neue Arbeitswelt. Wie

wirtschaften wir morgen?“ Unter diesem Motto

stand die Herbstveranstaltung „Forum für Führungs-

kräfte“ des Fachbereichs Kirche und Wirtschaft der

Erzdiözese Freiburg und der Führungsakademie Baden-

Württemberg Ende vergangenen Jahres. Der vollbe-

setzte Saal in Kloster Hegne war sichtbares Zeichen

für das öffentliche Interesse und die Aktualität der

Fragestellung. Gekommen waren zahlreiche Vertreter

aus Wirtschaft und Politik, um sich mit der zentralen

Thematik auseinanderzusetzen.

Ralph Bürk führte im Namen der Führungsakademie in

die Thematik ein. In treffsicheren Skizzen verwies er

unter anderem auf die unbekannten gesellschaftlichen

Folgen, die der Digitalisierungsprozess mit sich bringen

werde. Im Mittelpunkt der Überlegungen stand der

wiederholt übersehene Gedanke, dass weniger der

Einzelne den Umgestaltungsprozess steuern werde

als vielmehr der Prozess den Einzelnen selbst ver-

ändere. Am Beispiel des autonom fahrenden Autos

machte Bürk deutlich, dass der Bürger sich zunehmend

fremdbestimmen lasse und sich so unbekannten be-

ziehungsweise unkontrollierbaren Risiken aussetze.

Dieser zunehmende Kontrollverlust werde bisher nicht

in ausreichendem Maße wahrgenommen beziehungs-

weise zugunsten der Chancen der Digitalisierung mar-

ginalisiert.

Ein anderer ernstzunehmender Problempunkt liege

in dem Umstand, dass die Digitalisierung den Faktor

Mensch in vielen Bereichen zunehmend ersetzen wer-

de. Berufe mit mittlerer Qualifikation würden in Zukunft

wegfallen. Die Folgen solcher Entwicklung – etwa für

den unternehmerischen Mittelstand wie die öffentliche

Verwaltung - seien heute bestenfalls zu erahnen. Die

Möglichkeit, mittels digitaler Medien Behördengänge

zu ersetzen wie auch die zunehmende Anzahl von Te-

learbeitsplätzen im Homeoffice-Bereich, hätten nicht

nur tiefgreifende Folgen für die Infrastruktur, sondern

auch den psychischen Befund des Einzelnen. Die Ar-

beitswelt von Morgen werde - ähnlich der Arbeitswelt

der Automatisierung - ein deutlich anderes Gesicht tra-

gen. Es sei Aufgabe neuer Generationen, diese sinnvoll

und verantwortet zu gestalten.

Im Anschluss folgte eine von Sebastian Friese, dem

Leiter des Fachbereichs Kirche und Wirtschaft der

Erzdiözese Freiburg, geführte Podiumsdiskussion. Zu

Gast waren Carsten Manz, Präsident der Hochschule

Konstanz, und Claudius Marx, Hauptgeschäftsführer

der IHK Hochrhein-Bodensee. Beide waren sich einig,

dass die Digitalisierung auch mit einer Veränderung der

Führungsstruktur einhergehen werde. Ferner wurde da-

rauf hingewiesen, dass der Prozess der Digitalisierung

bereits soweit fortgeschritten sei, dass sich niemand

ernsthaft diesem entziehen könne. Die Politik könne

allenfalls reagieren. Die mit der Digitalisierung einher-

gehende Effizienz werde Umwälzungen am Arbeitsplatz

mit sich bringen, die bisher zu wenig diskutiert würden.

Betroffen seien unter anderem das Verhältnis Arbeit

und Wohnort sowie Freiheit und Arbeit. Klassische

Vorstellungen vom Arbeitsplatz würden an Bedeutung

verlieren. Digitalisierung weise sich primär durch eine

zunehmende räumliche und zeitliche Unabhängigkeit

aus – ein Kernmerkmal des Prozesses. Die dazu not-

wendigen Rahmenbedingungen müssten jedoch erst

geschaffen werden.

Die Thematik wurde von den Teilnehmern in einem

Austausch in Kleingruppen näher ausgeleuchtet. Per-

sönliche Erfahrungen bereicherten die Diskussion, die

schließlich mit einer besinnlichen Betrachtung in der

Hauskapelle einen Abschluss fand.

Andreas Gröpl

Sebastian Friese (links)

diskutierte mit Carsten Manz

von der HTWG (Mitte) und

Claudius Marx von der IHK.

Bild: Markus Cordemann

Termine

Die nächsten Veranstaltungen der

Reihe „Forum für Führungskräfte“

im Kloster Hegne:

18.April

: Uta Simmler, Franz Simmler GmbH,

Lauchringen: „Nachhaltigkeit und Regionali-

tät in der Lebensmittelproduktion“

27. November

: Erzbischof Stephan Burger,

Freiburg: „EineWirtschaft die demMenschen

dient“

Forum für Führungskräfte: Chancen und Risiken der Digitalisierung

Eine neue industrielle Revolution