Wirtschaft im Südwesten
2 | 2017
12
LEUTE
GRÜNDER
Wie kamen Sie auf die Idee, eine faire Bio-Jeans herzustellen?
Blauth:
Ich habe mit verschiedenen Menschen über die schlech-
ten Arbeitsbedingungen und Unfälle in asiatischen Textilfabriken
diskutiert und wir haben festgestellt: Es reicht uns mit der Rede-
rei, wir wollen etwas auf die Beine stellen. Da jeder Jeans trägt,
wollten wir es damit versuchen. Wir haben einen Produzenten
gesucht, Messen besucht. Nach zwei Jahren hat sich die Gruppe
aufgelöst. Es war ein Segen, dass sich dann Miriam gemeldet und
gefragt hat, ob sie mitarbeiten kann.
Was ist Ihr Part, Frau Henninger?
Ich habe die Fairjeans entworfen. Als Designerin und Produktent-
wicklerin kenne ich mich in der Produktentwicklung von der
Mustererstellung bis zur Auslieferung aus. Zuvor habe ich bei
Hugo Boss in der Strickabteilung und beim Waschbärversand
gearbeitet.
Herr Blauth, wofür sind Sie zuständig?
Ich bin Web- und Fotodesigner, betreue unseren Onlineshop,
kümmere mich um Messeauftritte und bin vor Ort in unserem
Ladengeschäft im Stadtteil Vauban, das ich in meinem ehemali-
gen Fotoatelier eingerichtet habe.
Wo fertigen Sie und wie garantieren Sie, dass die Jeans bio ist
und die Arbeitsbedingungen und Löhne gerecht sind?
Blauth:
Wir lassen die Jeans in Polen nähen und waschen. Wir
hatten das Glück, eine deutsche Firma zu finden, die dort eine
Niederlassung hat, seit 20 Jahren Jeans produziert und Erfahrun-
gen im Biobereich hat. Wir produzieren nach dem unabhängigen,
internationalen GOTS-Standard, der strenge Richtlinien zum Bei-
spiel für Färben und Waschen hat und die ganze Produktionskette
vom Anbau der Biobaumwolle bis zu den Löhnen in den Firmen
überprüft.
Sie vertreiben nur ein Modell. Was ist das Besondere daran?
Henninger:
Es ist ein klassisches, relativ gerades Modell, das sehr
vielen Männern passt. Wir vertreiben es in 28 Größen und drei
Waschungen. Unsere Zielgruppe sind Männer ab 35 Jahren, die
sich freuen, wenn sich nicht jedes halbe Jahr der Schnitt ändert.
Wie läuft’s bislang?
Blauth:
Wir verkaufen 50 bis 60 Jeans im Monat. Um unser Lager
füllen zu können, planen wir, einen Kredit aufzunehmen.
Henninger:
Da wir mehr Umsatz machen wollen, entwickeln wir
zurzeit ein weiteres Herrenmodell und zwei Damenmodelle, ein
etwas schmaleres und ein geraderes. Sie sollen im April oder Mai
auf den Markt kommen.
Wie haben Sie die Gründung finanziert?
Henninger:
Wir haben über eine Crowdfunding-Plattform nach
vorgegebenen Regeln 10.000 Euro an Spenden gesammelt. Die
haben wir in die Entwicklung des Modells und die Accessoires
investiert. Wir selbst haben am Anfang unentgeltlich gearbeitet.
Blauth:
Jeder von uns hat zudem 6.500 Euro investiert, damit wir
den ersten Lagerbestand kaufen konnten. Damit wir ihn weiter
erhöhen können, zahlen wir uns nur einen Teil des Gewinns aus.
Unser Ziel ist es, von der Fairjeans leben zu können. Nach einem
Jahr haben wir festgestellt, dass wir die richtige Zielgruppe und
das richtige Produkt haben, um die Fairjeans als Marke auf dem
deutschen Markt zu etablieren.
Interview: mae
Fairjeans aus Freiburg setzt auf bio und fair
Alternative zum
Hosenklassiker
Fairjeans OHG
Gründer:
Miriam Henninger (36),
Walter Blauth (58)
Ort:
Freiburg
Gründungsjahr:
2015
Branche:
Textil/Handel
Idee:
Jeans aus Biobaumwolle zu
fairen Löhnen und nach dem
streng kontrollierten GOTS-
Standard in Europa gefertigt