Bei Fürstenberg enstehen Holzmasten für Telefon- und Stromleitungen
Mehr Masten denn je
Telefon- und Internetkabel liegen nicht nur unter der
Erde. Mehr als hunderttausend Kilometer Leitung verlau-
fen oberirdisch über Holzmasten. Dieser Markt boomt,
die Fürstenberg Holz Gruppe mit Hauptsitz in Hüfingen
produziert zurzeit so viele Holzmasten wie noch nie.
Fürstliches Unternehmen
Die Familie Fürstenberg ist mit einer Fläche von
rund 18.000 Hektar Deutschlands zweitgrößter
privater Waldbesitzer. Zur Vermarktung des Holzes
gründete sie 1920 die Fürstlich Fürstenbergischen
Holzverarbeitungsbetriebe als Teil der Unterneh-
mensgruppe des Fürstenhauses. Das Sägewerk von
damals hat sich zu einem führenden Industrieun-
ternehmen entwickelt. Fürstenberg Holz gilt heute
als renommierter Spezialist für Holzverpackungen,
Paletten, Holzmasten, Schwellen und Lärmschutz.
Das Unternehmen ist in zwei Sparten aufgeglie-
dert: Holzindustrie Fürst zu Fürstenberg fertigt
Verpackungen und Paletten für die Industrie;
Fürstenberg-THP ist neben Masten auf Schwel-
len für Schienen sowie Lärmschutzwände und
Gartenprodukte spezialisiert. Insgesamt arbeiten
bei Fürstenberg Holz am Hauptsitz in Hüfingen,
an den Standorten Bremen und Landau sowie in
den Tochtergesellschaften in Neumarkt, Polen,
Spanien und Tschechien rund 440 Mitarbeiter.
Die Kunden kommen aus der Automobilindustrie
(Audi, Daimler, Liebherr, MAN, Volkswagen, ZF
Friedrichshafen), der Energieversorgung (EnBW,
Bayernwerk AG und RWE Energie), der Telekom-
munikation (Deutsche Telekom, Nokia Siemens
Networks) und dem Verkehrsbereich (Deutsche
Bahn, Staatsbahnen).
100.000 Masten jährlich
Fürstenberg Holz ist mit seiner Sparte Fürstenberg-THP (Technische Holzprodukte)
der mit Abstand größte Hersteller von Holzmasten in Deutschland und produziert
derzeit mehr denn je. Denn Kabel per Mast über Land zu leiten, ist immer noch die
günstigste Verlegungsart. Und mit dem Ausbau des Glasfasernetzes ist der Bedarf
der Telekom in jüngster Zeit deutlich gestiegen. Rund 100.000 Masten stellt Fürs-
tenberg-THP jährlich an seinen zwei Standorten in Hüfingen und im tschechischen
Sobeslav her. Geschäftsführer Andreas Heidel schätzt den nationalen Marktanteil
auf 70 Prozent. Die kürzeren Masten, etwa 70.000 jährlich, gehen an die Telekom,
die längeren (circa 30.000) kaufen vor allem Elektrizitätswerke. Heidel ist überzeugt,
dass Masten ein Produkt für die Zukunft sind. Aktuell investiert Fürstenberg-THP in
eine zusätzliche Imprägnieranlage in Hüfingen, um die Kapazität weiter zu erhöhen.
Vom Stamm zum Mast
Telefon- oder Strommast kann nicht jeder Baum werden. Sogenanntes
mastenhaltiges Holz muss hohen Anforderungen genügen: Die Bäume, vor
allem Fichten und manchmal auch Kiefern, müssen gerade sein, sollten
einen Durchmesser zwischen 15 und 40 Zentimeter haben, dürfen nicht zu
viele Äste und vor allem keine Fäulnis haben. Auch Sturm- und Wasserholz
ist ungeeignet. Die Bäume werden einzeln ausgesucht, gefällt, noch im
Wald entrindet und etwa auf das richtige Maß geschnitten: 7 bis 8 Meter
für Telefon-, 9 bis 18 Meter für Strommasten. So kommen die Stämme in
Hüfingen an. Dort werden sie als erstes mit einer Schälmaschine gründlich
geschält und anschließend genau kontrolliert, ehe sie ein gutes halbes Jahr
lagern, bis die Feuchtigkeit des Holzes stimmt. Dann wird jeder einzelne
Mast auf seine „Tränkreife“ geprüft und am unteren Ende perforiert, das
heißt auf 90 Zentimetern werden rings um den Mast drei Zentimeter
tiefe und drei Millimeter starke Löcher gebohrt, um den Holzmast im
Erd-Luft-Bereich tiefer imprägnieren zu können. Nach der Imprägnierung
im Druckkessel wird die perforierte Stelle mit Messingfolie und einem
Kunststoffschlauch umhüllt. Dieses „Permadursystem“ schützt den Mast
vor Fäulnis und Pilzbefall. So kann er bis zu vierzig Jahre alt werden.
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Text: kat, Bild: Fürstenberg-THP