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Wirtschaft im Südwesten

11 | 2016

14

Leute

Pionier des Fertigbaus

Weberhaus-Gründer Hans Weber feierte 80. Geburtstag

RHEINAU-LINX.

80 Jahr‘ und kein biss-

chen müde –Hans Weber sitzt immer noch

im Chefsessel und hält die Geschicke seines

Unternehmens Weberhaus, einem der füh-

renden Fertighäuslebauer in Deutschland

(von 1960 bis heute rund 34.000 gebaute

Häuser), in der Hand. Allerdings nicht alleine.

Er teilt sich die Geschäftsführung mit fünf wei-

teren Personen, darunter seine Tochter Heidi

Weber-Mühleck als Nachfolgerin. Im September

feierte der Pionier des Fertigbaus seinen 80. Ge-

burtstag.

Der Linxer kann auf ein ereignisreiches Leben zurück-

blicken. Geboren wurde der Unternehmer als zweites

von drei Kindern in Indonesien. Sein Vater, ein gelern-

ter Zimmermann, hatte sich bei einer holländischen

Firma zum Bauleiter hochgearbeitet und war damals

auf Sumatra tätig. Während des Zweiten Weltkriegs

wurde die Familie nach Japan evakuiert. Früh musste

der Badener selbstständig werden und Verantwortung

übernehmen, denn im Alter von fünf Jahren verlor er

den Vater. Die Familie kehrte 1947 an den Heimatort

der Eltern, nach Linx nahe der französischen Grenze,

zurück.

Hans Weber erlernte wie sein Vater den Beruf des

Zimmermanns. Im jungen Alter von 23 übernahm

er den Handwerksbetrieb seines Chefs, der in den

Ruhestand ging. Aus dieser Zimmerei heraus ent-

stand – mit ei-

nem Startkapital

von 800 Deut-

schen Mark –

die Firma We-

berhaus. „Das

Bauen hatte ich

im Blut“, sagt

Weber. „Meine Vorfahren väterlicherseits waren

Zimmermänner, die mütterlicherseits Maurer.“ Früh

war ihm klar, dass er mehr aufbauen wollte als einen

einfachen Handwerksbetrieb. „Ich hätte auch zusätz-

lich Kisten hergestellt“, sagt Hans Weber lachend.

Beim Durchblättern einer Fachzeitschrift erfuhr er

von der Fertigbauweise in Skandinavien und war be-

geistert. 1961, ein Jahr nach der Übernahme, hatte er

bereits drei Fertighäuser gebaut. Das erste für seine

Schwester Gretel. Mit 100 Prozent Wachstum pro

Jahr ging es weiter.

Zwischen geschäftlichen Erfolgen ereignete sich ein

Höhepunkt privater Art: Als erster Vorsitzender des

Sportvereins „SV Linx“ (1959 bis 1997) war er in der

Sportgaststätte in Ulm bei Oberkirch und lernte dort

seine zwei Jahre jüngere künftige Frau kennen. 1963

heiratete der Jungunternehmer die Kauffrau, ein Jahr

später kam Tochter Heidi auf die Welt.

Doch zurück zum Unternehmen: 1970 wurde von der

Zimmerei ganz auf die Herstellung von Fertighäusern

umgestellt. In den 1970er- und 1980er-Jahren boom-

ten Fertighäuser, sie wurden sogar in Katalogen von

Neckermann und Quelle angeboten. So etwas habe

es bei Weberhaus nie gegeben, beteuert Weber. „Bis

heute planen wir die Häuser individuell.“ Die meisten

Kunden stammen aus Deutschland, gefolgt von der

Schweiz. In Baden-Württemberg sind die Weberhäu-

ser am beliebtesten.

Für sein Familienunternehmen steht der Gründer

auch mit seinem Privatvermögen ein. Das war der

Fall als 2006 die Eigenheimzulage gestrichen wur-

de und die Baukonjunktur einbrach. Damals wurden

nicht einmal mehr halb so viele Häuser in diesem

Segment in Deutschland gebaut wie zuvor. Eine

Marktbereinigung fand statt. Zur Zeit werden weniger

Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser und Dop-

pelhaushälften erteilt als früher. Deshalb wende sich

Weberhaus verstärkt und „recht erfolgreich“ dem

Objektbau (etwa Bürogebäude) sowie dem Bau von

Mehrfamilienhäusern zu.

Webers Wille, das Unternehmen auch in schwierigen

Zeiten am Leben zu erhalten, hat sich ausgezahlt. Das

Weberhaus zählt zu den Starken in der Branche. In

den vergangenen fünf Jahren konnte der Fertighaus-

bauer seinen Umsatz von 160 Millionen Euro (2011)

auf 240 Millionen Euro (2016) steigern. Parallel ist die

Zahl der Mitarbeiter von 860 auf 1.100 gestiegen. Das

Geheimnis seines Erfolgs? Wichtig war dem Pionier

des Fertigbaus immer, aus Fehlern zu lernen und die

richtigen Konsequenzen im Sinne des Unternehmens

zu ziehen.

Für sein Engagement als Unternehmer und Mäzen

(Weber gründete zum Beispiel am Ort eine Fußball-

schule, er engagiert sich im Förderverein krebskran-

ker Kinder Freiburg) wurde er mehrfach ausgezeich-

net, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz

und mit der baden-württembergischen Wirtschafts-

medaille. Der Unternehmer ist Ehrenbürger seines

Heimatorts. 18 Jahre lang war er Präsident des Bun-

desverbandes Deutscher Fertigbau, seit 2004 ist er

dort Ehrenpräsident.

Ob die drei Enkelkinder – zwei Jungs und ein Mädchen

- eines Tages im Unternehmen arbeiten werden, ist

noch ungewiss. „Ich zwinge niemanden, das muss

von selbst kommen“, stellt der Senior fest. Beson-

ders der neunjährige Enkel, ein Bub, sei Feuer und

Flamme, aber das könne sich ja auch noch ändern.

Hans Weber ist 80 Jahr‘ und weise.

ew

KOPF

DES

MONATS

»Das Bauen hatte

  ich im Blut«